Seliger Robert von Arbrissel, Priester und Stifter des Ordens von Fontevrauld, „Apostel der Bretagne“, + 25.2.1117 – Fest: 25. Februar

 

Robert, mit dem Beinamen von Arbrisselles, seinem Geburtsort, einem Dorf in der Diözese von Rennes, wurde von seinen Eltern, die reicher waren an Tugenden, als an irdischen Gütern, in der Frömmigkeit erzogen. In Bretagne legte er den ersten Grund zu seinen Studien und vollendete sie zu Paris, wo er das Doktorat der Theologie erhielt. Hiermit wurde er Erzpriester, Generalvikar von Rennes und Kanzler des Herzogs von Bretagne. Und diese Ämter verwaltete er mit großer Erbauung und mit aller Gewandtheit. Allein bald verließ er sie, um den frommen Wandel der alten Einsiedler in dem Forst Craon, in Anjou, wieder in das Leben zurückzurufen. Da sein Ruf eine große Anzahl Schüler zu ihm hinzog, ließ er ihnen ein Kloster bauen, und führte bei ihnen die Regel der regulierten Chorherren ein.

 

Papst Urban II., der wegen eines Kreuzzugs nach Frankreich kam, und in Angers verweilte, um die Abteikirche zum heiligen Nikolaus einzuweihen, wollte einen Mann kennenlernen, von dem der Ruf so viel Wunderbares verbreitete. An dem Tag dieser Feierlichkeit hörte er ihn predigen, und zwar mit solcher Zufriedenheit, dass er ihm den Titel eines apostolischen Missionars erteilte, neben der Vollmacht, überall das Evangelium zu verkünden. Die herrlichen Wirkungen, die die Vorträge des gottseligen Robert hervorbrachten, sind nicht mit Worten zu beschreiben. Er bekehrte unzählige Seelen, an allen Orten, wo er Gelegenheit hatte, sein Predigtamt auszuüben.

 

Im Jahr 1099 stiftete er das Kloster von Fontevrauld, eine Meile von der Loire, in der Diözese Poitiers. Es begriff zwei voneinander getrennte Gebäude, eins für Männer, und das andere für Frauen. Jedoch standen auch die Männer unter der Gerichtsbarkeit der Äbtissin, die die allgemeine Aufsicht über den ganzen Orden hatte. Seine Absicht war, durch diese Einrichtung die allerseligste Jungfrau zu ehren, die von Jesus am Kreuz dem heiligen Johannes, der durch diese Ordensmänner dargestellt werden sollte, als Mutter gegeben wurde. Unter allen Klosterregeln zog er die des heiligen Benedikt vor als die für seine Genossenschaft geeignetste. Er untersagte seinen Schülern den Gebrauch des Fleisches, auch selbst in Krankheiten, und gebot ihnen aufs Strengste das Stillschweigen. Die Klausur musste immer vollkommen beobachtet werden. Die Priester durften nicht in das Krankenzimmer zu den Nonnen. Und wenn eine von diesen krank wurde, trug man sie in die Kirche, wo sie dann die heiligen Sakramente empfing. Hersenda von Champagne, Mutter des Herzogs von Bretagne, war die erste Äbtissin von Fontevrauld. Dieser gab der heilige Stifter zur Gehilfin, Petronilla von Craon, Fräulein von Chemillé.

 

Robert fuhr indessen fort mit seinem gewöhnlichen Eifer zu predigen. Er war das Werkzeug, dessen sich Gott bediente, um die Bekehrung der Königin Bertrada zu bewirken, die ihren Gemahl verlassen hatte, um Philipp I., König von Frankreich, zu heiraten. (Bertrada war die Tochter Simons von Montfort und Schwester Amaurys von Montfort, des Grafen von Evreux. Im Jahr 1092 verließ sie Julio, den Grafen von Anjou, ihren Gemahl, um Philipp I., den König von Frankreich zu heiraten. Papst Urban II. belegte diesen Fürsten, im Jahr 1094, wegen dieser ärgerlichen Verbindung, mit dem Bann. Philipp entließ Bertrada. Allein im Jahr 1100 nahm er sie wieder zu sich, wodurch er sich einen zweiten Kirchenbann zuzog. Bertrada befand sich in einem Schloss der Diözese Chartres, als sie den gottseligen Robert predigen hörte.) Diese Fürstin, gerührt durch die Reden des frommen Robert, entsagte für immer der trügerischen und verführerischen Welt und legte zu Fontevrauld das Gelübde ab, wo sie auf eine heilige Weise ihre übrigen Lebenstage zubrachte. Mehrere andere Prinzessinnen traten in denselben Orden, noch bei Lebzeit und nach dem Tod des heiligen Stifters.

 

Im Schaltjahr 1116, am 25. Februar starb der gottselige Robert im Kloster von Orsan in Berry, im siebzigsten Lebensjahr. Sein Leichnam wurde nach Fontevrauld gebracht. Im Jahr 1644 stellte der Bischof von Poitiers eine Untersuchung über mehrere Wunder an, die durch dessen Fürbitte gewirkt wurden. Man verehrte ihn nach seinem Tod unter dem Titel des seligen Robert. Auch findet man seinen Namen in den Litaneien seines Ordens. Er hat jedoch keine besondere Tagzeiten, und man liest an seinem Festtag eine Messe von der heiligen Dreieinigkeit.

 

(Man wollte den Namen des seligen Robert von Arbrisselles dadurch verdunkeln, dass man ihn beschuldigte, er habe ohne Unterschied allen das Ordenskleid gegeben, die ihn darum baten, und habe in zu vertraulichem Umgang mit den Klosterfrauen gelebt. Diese Beschuldigungen sind aus einem Brief des verrufenen Roscelin gezogen, dessen Irrtümer über die Dreieinigkeit das Konzil von Soissons, im Jahr 1095, verdammte. Es ist wahr, dass selbst mehrere rechtschaffene Männer gegen Robert von Arbrisselles, selbst noch bei seiner Lebzeit, eingenommen wurden. Unter anderen der Verfasser des Briefes, der Marbod, dem Bischof von Rennes, und dem Abt von Bendome, Godfried, zugeschrieben wird. Letzterer schrieb deshalb dem Diener Gottes selbst, denn es lässt sich wohl nicht bezweifeln, dass der Brief, der seinen Namen trägt, nicht auch wirklich von ihm sei. Allein alle Beschuldigungen, die man gegen Robert von Arbrisselles vorbringt, gründen sich nur auf Gerüchte, deren Falschheit leicht aufzudecken ist. Übrigens ist es nicht verwunderlich, dass ein Mann, der in so hohem Ansehen stand, Feinde hatte. Das Verdienst und besonders der Eifer entgehen nie den giftigen Pfeilen des Neides. Zu seiner Rechtfertigung ist schon hinreichend, dass er die Geißel des Lasters war, und selbst der vornehmsten Personen nicht schonte; dass er unablässig den verhärtetsten Sündern die Aussprüche des göttlichen Gesetzes entgegenrief; dass ihn alle, die ihn wahrhaft kannten, als einen heiligen Diener Gottes ansahen; und dass er wirklich mit den Gesinnungen der zärtlichsten Frömmigkeit starb. Godfried von Bendome erkannte auch endlich seinen Irrtum, und ließ Robert Gerechtigkeit widerfahren. Er wurde sogar sein Freund und sein Verteidiger. Er besuchte ihn oft zu Fontevrauld, wo er eine beträchtliche Stiftung machte, und ließ sich sogar dort ein Haus erbauen, damit er sich leichter und bequemer mit ihm unterhalten konnte, und mehr als einmal unterstützte er ihn in Ausführung seiner frommen Unternehmungen.)