Heiliger Wunibald, Prinz von England und Abt in Heidenheim, + 18.12.761 - Fest: 18. Dezember

       

Von inniger Sehnsucht getrieben, die Hauptstadt der christlichen Welt und die heiligen Stätten im Gelobten Land zu sehen, begab sich der hochangesehene, hochadelige Richard im Sommer des Jahres 720 mit seinen beiden Söhnen Willibald und Wunibald von England aus auf die Reise, erkrankte aber unterwegs, starb inmitten seiner tiefbetrübten Söhne zu Lucca und wurde im Kloster zum heiligen Frigdian begraben und als Heiliger verehrt. Nachdem Willibald und Wunibald ihrem Vater die letzte Ehre erwiesen hatten, reisten sie nach Rom und beteten am Grab der Apostel. Willibald zog dann nach Jerusalem, Wunibald aber blieb wegen seiner schwächlichen Gesundheit noch fünf Jahre in Rom und kehrte dann nach England zurück, um sich zum Missionar vorzubereiten und noch andere Landsleute für dieses gottgefällige Werk zu gewinnen.

 

Groß war die Freude seiner Mutter Wunna und seiner Schwester Walburga, ihn wiederzusehen. Aber nicht lange verweilte er in seiner Heimat. Zum zweiten Mal pilgerte er nach Rom, um sich ganz dem Klosterleben zu widmen. Mehrere seiner Verwandten und Freunde begleiteten ihn. Dort fand ihn im Jahr 738 sein Oheim, der heilige Bonifatius, und bewog ihn, mit nach Thüringen zu gehen, um ihn in seinem Missionswerk zu unterstützen. Wunibald folgte der Einladung seines Oheims, ließ sich von ihm zum Priester weihen und wurde sieben neuen Christengemeinden in Thüringen vorgesetzt. Sein glühendes Wort und sein heiliges Leben erweckten in den Gemeinden einen lebendigen Glauben und religiösen Eifer.

 

Wunibalds Sorge für die Rettung der Seelen dehnte sich auch auf Bayern aus, wo er, vom Herzog Odilo bestens aufgenommen und unterstützt, gegen blutschänderische Ehen und heidnischen Aberglauben kämpfte und den Ort Nordfiluse und andere Besitzungen vom dankbaren Herzog zum Geschenk empfing. Als sein Bruder Willibald im Jahr 741 vom Bischof Bonifatius nach Thüringen berufen und zum Bischof von Eichstätt geweiht wurde, sahen sich die beiden Brüder nach langer Trennung zum ersten Mal wieder. Einige Zeit hielt sich Wunibald noch beim heiligen Bonifatius in Mainz auf und genoss als Lehrer der Franken große Ehre. Dann begab er sich zu seinem Bruder nach Eichstätt und gründete auf dessen Rat in einem unkultivierten Waldbezirk das Kloster Heidenheim. Mehrere fromme Männer gesellten sich ihm zu, hieben die Bäume nieder und bauten sich kleine Zellen und ein Kirchlein. Dann rotteten sie die Dornen und Disteln aus, hackten den Boden um und besäten ihn mit Getreide, um das nötige Brot zu gewinnen. Bald entstand ein Kloster und das Beispiel dieser gottbegeisterten Männer übte einen segensreichen und nachhaltigen Einfluss auf die Umwohner. Viele entsagten dem heidnischen Glauben und wurden eifrige Christen. In diesem seinem Kloster Heidenheim hielt Wunibald seine Mönche in eifriger Zucht, Gebet, Psalmengesang und Lesen der Heiligen Schrift. Anfangs litten sie oft große Not, später erhielten sie manche Schenkungen, die die stets offene, mildreiche Hand Wunibalds zumeist für Arme verwendete.

 

Nach dem Tod seiner Mutter berief Willibald seine Schwester Walburga zu sich, damit sie ihm in der Verbreitung des Glaubens unterstütze. Mit dreißig Frauen kam Walburga glücklich zu ihrem Bruder Willibald, suchte dann ihren Bruder Wunibald in Thüringen auf, der ihr dort ein Kloster baute. Als sich Wunibald aber in Heidenheim ansiedelte, zog ihm Walburga nach. Wunibald baute hier ein zweites Kloster, das er der Leitung seiner Schwester anvertraute. Beide Klöster waren Pflanzschulen des christlichen Glaubens, Werkstätten der Wissenschaften und Künste, Zufluchtsorte der Unschuld und Tugend, Wohnungen der Barmherzigkeit für Arme und Kranke, ein Licht in die Finsternis des Heidentums, eine Schule echter Kultur für weite Kreise.

 

Den Charakter und die segensreiche Wirksamkeit Wunibalds zeichnet eine Nonne aus dem Kloster der heiligen Walburga mit den Worten: „Der Mann Gottes ließ sich weder durch die Drohungen der Bösen, noch durch die heuchlerischen Worte der Schmeichler täuschen und von seinem Weg ableiten. Immer unerschütterlich im Glauben an den Herrn, hörte er nicht auf, durch seine Predigten das Volk von der Torheit des Götzendienstes abzuwenden. Weit und breit säte er die heiligen Lehren unter die Völkerschaften und führte eine große Zahl von ihnen dem Dienst Gottes zu. Er verband mit Schlangenklugheit Taubeneinfalt, züchtigte mit kräftigen Strafreden die Verführer, und vergaß die Sanftmut nicht in seinen Verweisen. Gegen die grimmigen Anfälle des bösen Feindes bewaffnete er sich nach den Worten des Apostels mit dem Schild des Glaubens, mit dem Panzer der Gerechtigkeit, mit der Lanze des göttlichen Wortes, mit dem Schwert der Abtötung, und gegen die Künste des Satans kämpfte er Tag und Nacht mit den Pfeilen der christlichen Tugenden. Die Heilige Schrift betrachtete er Tag und Nacht und wusste seine Vorträge nach der Fassungskraft seiner Zuhörer einzurichten. Er wurde allen alles, mitleidig gegenüber den Bedrängten, voll herzlichen Erbarmens gegenüber den Armen und voll Milde und Sanftmut zu allen, die seiner Stimme folgten. Durch seine Liebe zog er die Herzen an sich, denn es steht geschrieben, dass nur derjenige, der liebt, geneigtes Ohr und willige Herzen finde.“

 

Die vielen Missionsreisen und strengen Bußübungen rieben die ohnehin schwächliche Gesundheit Wunibalds mehr und mehr auf. Drei Jahre vor seinem Tod besuchte er den Bischof Megingoz von Würzburg und das Kloster Fulda, um sich dort des Umgangs mit dem heiligen Bonifatius zu erfreuen. Dort erkrankte er schwer, genas indes unter liebevoller Pflege so weit, dass zu seinem Kloster zurückkehren konnte. Sein einziger Wunsch war, dass er am Grab seines heiligen Ordensstifters zu Monte Cassino seine Tage beschließen dürfe, und bereits hatte er die Erlaubnis erhalten, aber seine Ordensbrüder ließen mit Tränen und Bitten nicht nach, bis er einwilligte, bei ihnen zu bleiben. Er ließ nun in seiner Zelle einen Altar errichten und brachte hier, wenn es sein Gesundheitszustand gestattete, das heilige Messopfer dar.

 

Kurz vor seinem Ende berief er seinen Bruder Willibald und unterhielt sich mit ihm in Gebet und frommen Gesprächen. Seine Ordensbrüder umstanden schluchzend sein Sterbebett. Er nahm von ihnen Abschied mit den Worten: „Meine Söhne und Brüder, richtet doch euren Wandel und euer ganzes Tun immer nach dem Willen Gottes. Bewahrt stets unter euch die Liebe und den echten katholischen Glauben. Beobachtet unverbrüchlich die Zucht des Klosterlebens, so wie wir sie euch vorgezeichnet und gelehrt haben und ihr es Gott angelobtet. Jede menschliche Schwachheit erlasse ich euch. Was ich in Worten und Werken oder sonst in etwas gegen euch geirrt habe, das verzeiht mir. Lasst mich mit Gott versöhnt den mir bestimmten Weg aus dieser Welt antreten. Es naht der Tag meines Hinscheidens, wo meine Seele den Kerker dieses Leibes verlassen wird, um hinzueilen zum Lohn des Kampfes und zur Ruhe nach den Mühsalen durch den gütigen Beistand des himmlischen Vaters nach dem Wort seiner Verheißung.“ Hierauf erhob der Heilige seine Augen zum Himmel und mit dem Ausruf: „In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist.“ entschlief er in den Armen seines heiligen Bruders Willibald selig am 18. Dezember 761, in einem Alter von 60 Jahren. Seine trauernden Ordensbrüder begruben ihn in der Klosterkirche in dem steinernen Sarg, den er sich lange vor seinem Tod hatte aushauen lassen. Sechzehn Jahre später ließ Willibald den noch völlig unversehrten Leichnam seines Bruders, den bereits viele Wunder verherrlichten, unter dem Jubel des Volkes und der Mönche in der neuerbauten größeren Kirche zu Heidenheim feierlich in einen reich geschmückten Sarg legen. Das Volk küsste die heilige Leiche und viele wunderbare Heilungen fanden statt.