Heilige Katharina von Ricci aus Florenz, Dominikanerin III.OPr., + 2.2.1589 – Fest: 2. Februar

 

Diese Heilige wurde zu Florenz 1522 geboren. Peter von Ricci, ihr Vater, und Katharina Bonza, ihre Mutter, waren von einer sehr ausgezeichneten Familie im Toskanischen. Bei ihrer Taufe empfing sie den Namen Alexandrina. Aber als sie sich durch die Ablegung der feierlichen Klostergelübde Gott heiligte, nahm sie den Namen Katharina an. Da sie ihre Mutter in ihrer Kindheit verloren hatte, nahm ihre Patin, eine gottesfürchtige Matrone, die Sorge für ihre Erziehung auf sich. Bald bemerkte man die glücklichen Anlagen, die Gott in des Kindes Herz gelegt hatte. In ihrem sechsten oder siebten Lebensjahr gab der Vater seine Tochter zur weiteren Bildung in das Kloster Monticelli in Florenz, wo ihre Muhme, Ludowica von Ricci, als Nonne lebte. Die Einsamkeit, die gewöhnlich einem Kind nur düster und traurig erscheint, war für die kleine Alexandrina ein Ort der Wonne. Entfernt vom Geräusch und Getöse der Welt, überließ sie sich ungestört ihren sanften Gefühlen der Andacht und Gottseligkeit.

 

Nachdem sie ihr Vater einige Jahre später in die Welt zurückgerufen hatte, befolgte sie auch da noch, so viel wie möglich, die im Kloster vorgeschriebene Lebensweise. Allein die Gefahr der Zerstreuung, die mit dem Stand der Personen ihres Ranges unzertrennlich ist, flößte ihr bald Verachtung gegen die Welt ein. Sie fasste daher den Entschluss, die Welt zu verlassen, um sich für immer in die Stille Einsamkeit zu vergraben. Sie eröffnete ihr Vorhaben ihrem Vater, der nach vielen Schwierigkeiten endlich seine Einwilligung dazu gab. Katharina verschob nun nicht länger die Ausführung ihres Vorhabens. Sie trat in die Genossenschaft der Dominikanerinnen der Stadt Prato, im Toskanischen, wo der Pater Timotheus von Ricci, ihr Oheim, Beichtvater war, und nahm da in ihrem vierzehnten Lebensjahr den Schleier.

 

Gott, der die heilige Katharina zu einer würdigen Braut seines gekreuzigten Sohnes bilden wollte, setzte ihre Geduld auf die härtesten Proben. Zwei Jahre suchte er sie mit harten Krankheiten heim, die ihr empfindliche Schmerzen verursachten, und durch Arznei mittel nur verschlimmert wurden. Die Heilige, weit entfernt zu murren, freute sich vielmehr, dass sie an den Leiden Jesu, die sie zum beständigen Gegenstand ihrer Betrachtungen machte, einigen Anteil nehmen konnte. Endlich erhielt sie gleichsam, wie durch ein Wunder, ihre Gesundheit wieder. Allein sie wurde ihr nur ein Mittel, sich den strengsten Bußübungen zu unterziehen. Ihre Abtötungen waren ganz außerordentlich. Sie fastete zwei bis drei Tage in der bei Wasser und Brot: zuweilen brachte sie ganze Tage ohne Nahrung zu. Ihren Leib züchtigte sie durch harte Geißelungen und trug eine schwere eiserne Kette um ihre Lenden. Mit dieser Liebe zur Abtötung vereinigte sie einen vollkommenen Gehorsam, eine unwandelbare Sanftmut und vor allem eine tiefe Demut. Daher jene Selbstverachtung, jene Furcht vor Lobeserhebungen und Auszeichnungen, und das Verlangen, gänzlich den Menschen unbekannt zu sein. Unaufhörlich arbeitete sie dahin, die verderbten Neigungen der Natur zu zügeln, damit ihr Herz, von jeder Anhänglichkeit an die Erde befreit, sich durch die geheiligten Bande der innigsten Liebe mit Gott vereinigen könnte. Ihr Streben, stets das zu tun, was Gott am wohlgefälligsten sei, gab ihr oft Gelegenheit, die heldenmütigsten Tugenden auszuüben. In der Glut des Gebets, erlangte sie jenen hohen Geschmack an den himmlischen Wahrheiten, jenen Geist der gänzlichen Lostrennung von sich selbst und allem Irdischen, jene innige Liebe zu Jesus in seiner Armut, in seinen Leiden und seiner Vernichtung, Tugenden, die einen herrlichen Glanz sogar über jede ihrer äußeren Handlungen verbreiten.

 

Katharina wurde, obgleich noch sehr jung, zur Novizenmeisterin und dann zur Unterpriorin erwählt. Schließlich macht man sie in einem Alter von fünfundzwanzig Jahren zur beständigen Priorin. Der hohe Ruf von Heiligkeit und Klugheit, in dem sie stand, zog eine große Anzahl Fürsten, Bischöfe und Kardinäle in ihr Kloster. Sie stand mit dem heiligen Philipp von Neri in Briefwechsel und mit beiden trug sich etwas ähnliches zu, wie mit dem heiligen Johannes von Ägypten, nach der Erzählung des heiligen Augustin. Da sie beide sehr großes Verlangen hatten, sich zu sehen, gewährte ihnen Gott diesen Wunsch vermittelst eines Gesichtes, wodurch sie sich lange Zeit miteinander unterhielten. Der heilige Philipp von Neri, den man keineswegs der Leichtgläubigkeit, hinsichtlich der Gesichte, anklagen wird, bezeugte in der Folge die Wirklichkeit des soeben erwähnten. Nur Gott allein kennt alle die Freudenentzückungen, die er seiner Dienerin gewährte, besonders wenn sie in Betrachtungen über das Leiden Jesu versenkt war, das sie an gewissen Tagen in der Woche besonders zu verehren pflegte. Schließlich starb die heilige Katharina 1589 nach einer langen Krankheit am 2. Februar, in einem Alter von siebenundsechzig Jahren. Sie wurde 1732 von Papst Clemens XII. selig- und 1746 von Papst Benedikt XIV. heiliggesprochen.

 

Das Beispiel der größten Heiligen lehrt uns, dass die Betrachtung niemals von dem tätigen Leben geschieden sein soll. In den klösterlichen Vorschriften wird befohlen, allzeit das eine mit dem anderen zu vereinigen. Und dies entspricht ganz der menschlichen Natur, wo dem Geist die Entspannung und dem Körper die Übung notwendig ist. Wir haben zudem immer auch gewisse Pflichten in Bezug auf unseren Nächsten und auf uns selbst zu erfüllen. Wer dies versäumt unter der Ausrede, er widme sich der Beschauung, der würde irre gehen. Wir sind zwar Bürger des Himmels, aber diese Eigenschaft schließt diese Pflichten nicht aus. Die von Gott eingeführte Ordnung verlangt demnach, dass die Beschauung mit dem tätigen Leben durch die unzertrennbarsten Bande vereinigt werden. Die wahre Andacht besteht demnach in der heiligen Gewohnheit, alle seine äußeren Beschäftigungen in der Gegenwart Gottes zu verrichten, ihn nie aus dem Auge zu verlieren, und sich ihm oft durch geheime Anmutungen zu nähern. Die heilige Katharina von Ricci besaß diese große Kunst in diesem erhabensten Grad. Dieses hinderte sie aber nicht, bestimmte Stunden der Betrachtung zu widmen, in der sie ihre innigste Wonne fand. Sie erhob sich alsdann über die Sinnenwelt, um ihren ganzen Geist auf die Größe und Güte Gottes zu wenden; und dadurch feuerte sie sich immer mehr an, ihn zu loben, anzubeten und von ganzem Herzen zu lieben.