Heilige Roselina, Kartäuser-Priorin, + 17.1.1329 – Fest: 17. Januar

 

Die Heilige stammte aus adeligem Geschlecht und war zu Ark, dem Schloss ihres Vaters in der Provence, in Südfrankreich den 27. Januar 1263 geboren. Die Vorsehung hatte ihr ebenso an Tugend und Adel der Gesinnung wie durch Adel der Geburt ausgezeichnete Eltern gegeben. Wahre Frömmigkeit und, ich möchte sagen, die Heiligkeit war in ihrer Familie erblich. Väterlicherseits gehörte sie dem vornehmen Geschlecht von Villeneuve und mütterlicherseits dem berühmten Haus von Sobran an. Aus beiden Linien sind nicht weniger als neun Heilige hervorgegangen, ein Papst, verschiedene Kardinäle und Bischöfe, eine Anzahl Ordensmitglieder beiderlei Geschlechts, drei Königinnen und andere hohe weltliche und geistliche Würdenträger.

 

Gott segnete die Ehe ihrer tugendhaften Eltern mit elf Kindern, von denen Roselina das älteste war. Dieser Name wurde ihr in der Taufe beigelegt aus dem Grund, weil ihrer Mutter, als sie das Kind noch in ihrem Schoß trug und oft die Mutter Gottes im Gebet anflehte, dasselbe unter ihren Schutz nehmen zu wollen, geoffenbart wurde, dass sie eine Rose ohne Dornen zur Welt bringen werde, welche die ganze Umgegend mit ihrem Duft anfüllen würde. Auch sollten noch zwei andere Begebenheiten in ihrem späteren Leben dazu beitragen, ihr diesen Namen zu bestätigen. Da Roselina in ihrer großen Freigebigkeit und Liebe zu den Armen die Vorräte des väterlichen Hauses öfters ganz erschöpfte, trat ihr der erzürnte Vater einst entgegen und begehrte zu wissen, was sie in der Schürze verborgen hielte. „Rosen“, war ihre Antwort und indem sie ihre Schürze öffnete, bestätigten sich wirklich ihre Worte. So wenigstens erzählt die Legende. Die andere wundervolle Begebenheit ereignete sich bei ihrem Tod, wobei ihr heiliger Leib einen lieblichen Rosenduft verbreitete und auch heute noch sollen ihre Gebeine diese Wirkung haben.

 

Anzeichen großer Heiligkeit gaben sich früh bei diesem begnadeten Gotteskind kund. Bei der Geburt schon umgab das Haupt des Kindes ein glorreicher Schein. Himmlischer Glanz leuchtete aus ihren Augen und in ihren Zügen. Als sie mit sieben Jahren die heilige Firmung aus den Händen des Bischofs von Frejus erhielt, sah dieser ein übernatürliches Licht über ihrem Haupt erglänzen.

 

Von der Liebe Gottes beseelt und zu innigerer Vereinigung mit ihrem Seelenbräutigam hingezogen, schlug Roselina ehrenhafte Angebote zur Ehe aus, kehrte der Welt den Rücken und trat mit fünfzehn Jahren in den strengen Orden der Kartäuserinnen, um in stiller Einsamkeit himmlischer Beschauung zu leben. Daselbst war sie die Demütigste und Eifrigste von allen. Den Mitschwestern war sie ein wahrer Antrieb zur Tugend. Besonders sind es drei Tugenden, die ihr Leben bezeichnen: die Abtötung, das Gebet und die Liebe. Ihr Opfergeist trieb sie so weit, dass sie es als ein Unglück betrachtete, einen Tag ohne Widerwärtigkeiten zu sein. Sie unterzog sich den strengsten Bußübungen. An den Tagen, an denen sie kommunizierte, nahm sie keine andere Nahrung zu sich als Brot mit Asche bestreut. Den Schlaf verkürzte sie bis auf vier Stunden und verbrachte den übrigen Teil der Nacht im Gebet. Ihr großer Eifer und ihr beständiges Bestreben, mit ihrem Gott sich vereinigt zu halten, gefiel unserem göttlichen Heiland so sehr, dass er bei den großen Übeln, die damals die Kirche Gottes heimsuchten, bei ihr gleichsam Trost suchen konnte. Eines Tages erschien er ihr, ganz mit Wunden bedeckt, die die Häresien und Uneinigkeiten in seinem mystischen Körper, der Kirche, vorstellen sollten, und sagte ihr, dass er eine große Treue von den Seelen fordere, die ihn lieben, als Ersatz für so viele Schmerzen.

 

Ihr Gebet war immer von der Liebe beseelt. „Die Söhne und Töchter des heiligen Bruno, sagte sie, müssen in ihrer Einsamkeit wie die Engel die unsichtbaren Beschützer der Menschen sein.“ Wie viele besondere Gnaden hat sie nicht für ihre eigene Familie erlangt! Und wie viel Hilfe mag sie für die Kirche erfleht haben! Der Wirksamkeit ihres Gebetes schreibt man es auch zu, dass der Orden während ihrer Lebzeiten eine nie gesehene Blüte entfaltete.

Mit fünfundzwanzig Jahren erhielt Roselina die im Orden noch gebräuchliche Konsekration der Jungfrauen, die vom Diözesanbischof feierlich vorgenommen wird und wobei der Jungfrau Ring, Schleier, Kreuz, Brevier, Manipel und Stola überreicht wird, was ihr die Berechtigung gibt, sich die Braut Christi nennen und bei der Konventmesse die Epistel singen zu dürfen. Als ihre Tante Johanna von Villanova, die in der von ihrem Vater erbauten Kartause, drei Kilometer vom Schloss Ark entfernt, Priorin war, abdankte, musste sie aus Gehorsam deren Nachfolge antreten. Als Oberin leuchtete sie hervor durch kluge und besonnene Leitung. Für alle war sie eine wahre Mutter. Der Wohlgeruch ihrer Tugenden und ihrer Heiligkeit drang bald nach außen und besonders waren es die Armen und Elenden, die ihre Liebe erfuhren und denen ihre ganze Fürsorge galt. Jedem Elend trug sie ein mitleidiges Herz entgegen und tröstete, wie nur Heilige trösten können, nach Art des barmherzigen Samaritans. Da zu jener Zeit noch nicht die Klausur eingeführt war, hatte sie freien Zutritt zu den Armen und Kranken. Sie pflegte sie mit eigenen Händen, wusch sie und schreckte nicht davor zurück, selbst ihre Lippen an ihre eiternden Wunden zu setzen und sie auszusaugen, wobei sie nicht selten ihnen ihre Gesundheit wieder gab.

 

Nach fünfundzwanzig Jahren legte sie ihr Amt freiwillig nieder und zog sich ganz zurück, um den Rest ihres Lebens nur für Gott zu leben. Die Stunde ihres Todes wurde ihr geoffenbart. Nachdem sie ihren Mitschwestern heilsame Ermahnungen erteilt, legte sie eine öffentliche Beicht ab und empfing die heiligen Sterbesakramente, worauf sie in eine lange Verzückung geriet. Aus derselben zurückgekehrt, rief sie ihren Schwestern zu: „Lebt wohl, ich gehe nun zu meinem Schöpfer“ und verschied ruhig im Herrn.

 

Die Überlieferung berichtet, dass die Mutter Gottes mit dem Jesuskind der heiligen Kartäuserin erschien, in Begleitung der Ordensväter Bruno, Hugo von Lincoln und Hugo von Grenoble, um ihre Seele in Empfang zu nehmen und in die ewigen Freuden hinüberzugeleiten.

Gott verherrlichte seine Dienerin gar bald durch auffallende Wunder. Mehrere Blinde erlangten ihr Augenlicht und zahlreiche Kranke ihre Gesundheit wieder. Auch blieben die Glieder ihres heiligen Leibes selbst nach drei Tagen noch ganz beweglich. Als nach fünf Jahren ihr eigener leiblicher Bruder Elzear, Bischof von Digne, auf Befehl des Papstes Johann XXII. Ihren heiligen Leib heben ließ, war er noch frisch und unversehrt, besonders hatten ihre Augen ihre ganze Frische beibehalten. Man trennte sie von ihrem Leib und brachte sie in einen dafür hergestellten kostbaren Reliquienschrein, worin sie bis auf den heutigen Tag noch unversehrt erhalten sind.

 

Die Verehrung der Heiligen wurde vom Volk von jeher gepflegt, ihre öffentliche Verehrung aber wurde erst im Jahr 1851 der Diözese Frejus und allen Häusern des Ordens vom Heiligen Stuhl zugestanden.

 

Erbitten wir von der heiligen Roselina die Gnade, unsere Augen von den Eitelkeiten dieser Welt abzukehren und unsere Blicke immer dahin gerichtet zu halten, wo der Gegenstand all unserer Sehnsucht und Liebe sein soll.