Heilige Melania, Witwe und Nonne in Afrika, + 31.12.440 - Fest: 31. Dezember

       

Die Legende von der heiligen Melania, die am 31. Dezember 439 starb, passt sehr gut in die Weihnachtszeit hinein, denn die Heilige hat die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens in Jerusalem und Bethlehem zugebracht. Sie hat aus Verehrung zum göttlichen Kind von Bethlehem in der Nähe der Stelle, wo die Krippe stand, ein Kloster gegründet und hat sich vor allem dadurch bewährt, dass sie wie unser Herr Jesus Christus arm wurde aus Liebe zu den Menschen. Die heilige Melania ist eine richtige Krippenheilige.

 

Melania wurde in Rom geboren im herrlichsten Palast, den es neben dem Kaiserschloss gab, und Roms reichster Mann war Melanias Vater. So reich war die Familie, dass bereits die jährlichen Einnahmen aus dem großen Grundbesitz in Italien, Spanien und Nordafrika in die Millionen gingen. Und Melania, das Milliardärstöchterchen, war als einziges Kind die Alleinerbin des Riesenvermögens. In Marmor, Gold und Silber, in Samt und Seide, bei Musik und Festen, im Schimmer ungezählter Kerzen, die sich in den Spiegelwänden der Säle verzehnfachten, wuchs das Mädchen auf, dem tausend Diener und Dienerinnen zur Verfügung standen.

 

Melania interessierte sich jedoch nicht für das schöne Leben, so als wenn sie damit nichts zu tun hätte. Nur ihre Haut berührte den Reichtum, nicht ihr Herz, das sich schon ganz früh von den irdischen Dingen loslöste, um Gott allein anzugehören. Gern wäre Melania ins Kloster gegangen, aber der Vater erfüllte ihr diesen Herzenswunsch nicht und verheiratete sie in jungen Jahren nach damaligen Brauch, ohne sie zu fragen, mit dem vornehmen Römer Pinian, damit durch die Tochter das Geschlecht weiterblühe. Zu Anfang schien es auch, als ob die Wünsche des alten Mannes in Erfüllung gingen, denn Melania schenkte erst einer Tochter und im folgenden Jahr einem Sohn das Leben. Da war die Freude groß, aber dann starb die Tochter, und gleich darauf starb auch der Sohn. Die junge Mutter wollte vor Traurigkeit gar nicht mehr Leben und wurde schließlich todkrank. Als sie aber nach vielen Monaten langsam wieder gesund wurde, legte sich der Vater alt und schwach nieder und starb schließlich. In dem Augenblick, als das geschah, war Melania die reichste Frau der ganzen Welt.

 

Die reichste Frau der Welt war inzwischen auch eine ganze Christin geworden. Mit der Zustimmung ihres Mannes, der von gleich guter und edler Art war, begann Melania, das ererbte Riesenvermögen auf christliche Weise zu verwenden, indem sie die Armen versorgte. In kurzer Zeit verkaufte die Milliardärin den gesamten Besitz, und der Erlös floss reichlich den Notleidenden zu. Allen Sklaven, achttausend an der Zahl, schenkte die hochherzige Frau die Freiheit. Sie aß auch mit den Sklaven am gleichen Tisch und bediente sie, wie eine Magd die Herrschaft bedient. Melania machte Ernst mit dem Christentum, und wenn sie dabei schnell verarmte, so wurde sie umso reicher in Christus, nach dessen Beispiel sie sich richtete, der, obwohl er der Herr des Himmels und der Erde ist, um der Menschen willen Knechtsgestalt annahm, der reich war und aus Liebe zum Nächsten arm wurde.

 

Was in der Krippe geschehen war, wiederholte sich im Leben der treuen Christusjüngerin Melania. Die heilige Melania ist die erste in der Geschichte des Christentums, die in solch hochherziger Weise die christliche Nächstenliebe ausgeübt hat, heute noch allen Christen zum Beispiel und Vorbild.

 

Wie bereits erwähnt, verlebte Melania betend und glaubend die letzten zwanzig Jahre des Lebens in Jerusalem und Bethlehem unter armseligen Verhältnissen. In einer Bretterbude wohnte sie. Mit dem Geld, das reiche Freunde ihr schenkten, unterstützte sie weiterhin die Armen und baute ein Kloster, in das sie selbst eintrat, nicht um die Vorsteherin, sondern um die Dienstmagd der anderen zu sein.

 

So hat die heilige Melania in ihrem ganzen Leben das Wort des Herrn zur Wahrheit gemacht. Von ihr kann man sagen, dass sie das gleiche Denken gehabt hat, wie es Jesus Christus hatte. Darin besteht ja letzten Endes das Christentum.