Heiliger Cyrillus, Erzbischof von Jerusalem, Kirchenlehrer und Bekenner, + 18.3.386 - Fest: 18. März

       

Der heilige Cyrillus wurde um das Jahr 315 zu Jerusalem geboren, vielleicht auch in der Umgegend dieser Stadt. Er verlegte sich frühzeitig auf das Studium der heiligen Schriften, und wurde mit ihnen so vertraut, dass seine meisten Reden, sogar die, die er ohne Vorbereitung vortrug, ein Zusammenfluss von Stellen oder Anspielungen auf verschiedene Texte aus den göttlichen Büchern sind. Eine gründliche Kenntnis der Lehre der Kirche schöpfte er aus den Kirchenvätern, die ihm vorangegangen waren, er las auch die Schriften der heidnischen Philosophen, überzeugt, da Mittel zu finden, womit er den Götzendienst mit Erfolg bekämpfen könnte.

 

Maximus, der Bischof von Jerusalem, weihte ihn zum Priester im Jahr 345, und beauftragte ihn bald, dem Volk das Wort Gottes vorzutragen. Der Heilige selbst berichtet uns, dass er jeden Sonntag in der Versammlung der Gläubigen predigte. Auch musste er die Katechumenen, oder jene, die man zum Empfang der heiligen Taufe vorbereitete, unterweisen, denen, wie bekannt, dieses Sakrament erst nach Verlauf von zwei Prüfungsjahren erteilt wurde.

 

Cyrillus bekleidete mehrere Jahre das wichtige Amt eines Katecheten, und zwar mit viel Eifer und Ruhm. Ungefähr um das Jahr 350 folgte er dem oben erwähnten Maximus auf dem bischöflichen Stuhl von Jerusalem nach.

 

Der Anfang seines Oberhirtenamtes ist in der Geschichte durch ein Wunder berühmt, das Gott zur Verherrlichung des Zeichens unserer Erlösung wirkte. Da diese Tatsache so merkwürdig ist, und auf unbezweifelbare Beweise sich gründet, so können wir nicht umhin sie hier anzuführen. Der heilige Cyrillus, der davon ein Augenzeuge gewesen war, schrieb sogleich an den Kaiser Constantius, um ihn davon in Kenntnis zu setzen. Hier sind seine eigenen Worte: „Am 7. Mai gegen 9 Uhr am Morgen erschien am Himmel ein großes Licht in der Gestalt eines Kreuzes, das vom Kalvarienberg bis zum Ölgarten reichte. Es wurde aber nicht bloß von ein oder zwei Personen gesehen, sondern von der ganzen Stadt. Es war nicht eine jener vorübergehenden Erscheinungen, die schnell wieder verschwinden, dieses Licht strahlte unseren Augen mehrere Stunden lang entgegen, und zwar mit solchem Glanz, dass es selbst die Sonne zu verdunkeln mochte. Die Zuschauer, zugleich von Furcht und Freude ergriffen, strömten massenweise in die Kirche, Greise und Jünglinge, Gläubige und Heiden, Bürger und Fremdlinge. Alle stimmten ein in das Lob unseres Herrn Jesus Christus, des neugeborenen Sohnes Gottes, der durch seine Kraft dieses Wunder tat, und sie bekannten einhellig die Göttlichkeit einer Religion, der die Himmel selbst Zeugnis geben.“ (In der Chronik von Alexandrien liest man, dass diese wundervolle Erscheinung von einer Iris oder einem Lichtkreis umgeben war.)

 

Der heilige Cyrillus schließt seinen Brief mit dem Wunsch, der Kaiser möchte für ein und allemal die heilige und gleichwesige Dreieinigkeit preisen. Die griechische Kirche feiert am 7. Mai das Andenken der wunderbaren Erscheinung des Kreuzes, wovon wir soeben geredet haben.

 

Einige Zeit nach dieser Begebenheit, erhob sich ein hitziger Streit zwischen dem heiligen Cyrillus und Acacius, dem Erzbischof zu Cäsarea. Man weiß, dass der letztere, der anfänglich den Irrtümern der Halbarianer zugetan war, nachher einer der grimmigsten Parteigänger des Arianismus geworden ist. Es handelte sich zuerst bloß um einige Punkte der Gerichtsbarkeit, indem der Erzbischof von Jerusalem sich weigerte, mehrere Rechte, die jener von Cäsarea als Metropolitan ungerechter Weise sich anmaßte, anzuerkennen. Diese erste Streitsache veranlasste noch andere, die unterhalten wurden, durch die Verschiedenheit der Lehre über die Consubstantialität (von gleichem Wesen) des Wortes, die unser Heiliger allzeit mit dem größten Eifer verfochten hatte. Diese Anhänglichkeit an den Glauben von Nicäa steigerte den Hass des Acacius gegen Cyrillus auf das Höchste, daher entschloss er sich, alle Mittel anzuwenden, um den Heiligen in den Untergang zu stürzen. Er forderte ihn daher vor eine Versammlung Arianischer Bischöfe, in der er den Vorsitz nahm, unter dem Vorgeben, er wolle ihn zwingen, sich über mehrere Anklagepunkte, die gegen ihn erhoben wurden, zu reinigen. Nachdem zwei Jahre verflossen waren, ohne dass Cyrillus vor diesen Richterstuhl, dessen Befugnis er nicht anerkannte, sich stellte, sprach man das Absetzungsurteil wider ihn aus. Eines der vorgeblichen Verbrechen, deren man ihn beschuldigte, bestand darin, er habe die Kirchengüter verschwendet, und die heiligen Gefäße zu einem profanen Gebrauch verwendet. Diese Anklage entstand daher, weil der Heilige, während einer großen Hungersnot, die die ganze Gegend von Jerusalem verheerte, einen Teil der Kirchenhabe und mehrere Ornate verkauft hat, um den Bedürfnissen einer Menge Armen, die vor Elend zugrunde gingen, Abhilfe zu tun. Gewiss aber verdiente ein solches Verfahren, weit entfernt, als strafbar angesehen werden zu können, im Gegenteil die schönsten Belobungen.

 

Der heilige Cyrillus berief sich gegen diesen Urteilsspruch auf ein höheres Gericht. Da aber diese Maßregel ohne Wirkung blieb, musste er der Gewalt nachgeben. Er zog sich zuerst nach Antiochien, dann nach Tarsis in Sizilien zurück. Sylvanus, der Bischof dieser letzten Stadt, empfing ihn mit großer Ehrbezeugung, und erlaubte ihm sogar, alle seine Amtsverrichtungen zu vollbringen, indem er das von Acacius und dessen Anhang gefällte Urteil, als nichtig ansah. Im Konzil von Seleucia 359 wurde er wieder in seine Rechte eingesetzt. Allein die Arianer brachten es durch ihre Verleumdungen dahin, dass er im folgenden Jahr in einem Konzil zu Konstantinopel abermals entsetzt wurde.

 

Die Verhältnisse, in denen er mit Sylvan, Eustathius von Sebaste, Basilius von Ancyra und mehreren anderen Bischöfen stand, und die sich nachher an die Spitze der Halbarianer stellten, haben bei einigen Bedenken über seinen Glauben veranlasst: es ist aber gewiss, dass er niemals die Meinungen der Feinde der Consubstantialität des Wortes teilte. Er hatte im Jahr 349, mit seinem Vorgänger Maximus, die Beschlüsse des Kirchenrates zu Sardica, also die Lehre der Väter zu Nicäa angenommen. Aus seinem Brief an Kaiser Constantius hat man gesehen, dass er ausdrücklich die consubstantielle Dreieinigkeit bekannte. Dazu kommt noch, dass er in dem zu Konstantinopel 381 gehaltenen Konzil, mit den übrigen Bischöfen die Irrtümer der Halbarianer und Macedonianer verdammte. Die rechtgläubigen Bischöfe, die sich im folgenden Jahr in derselben Stadt versammelt hatten, gaben seinem Glauben die glänzendsten Zeugnisse: in ihrem Brief an Papst Damasus und an die Morgenländer erklärten sie: „Dass der sehr ehrwürdige Cyrillus, der Bischof von Jerusalem, durch die Bischöfe der Provinz canonisch erwählt worden war, und dass er, des Glaubens wegen, mehrere Verfolgungen ausgestanden habe.

 

Als Julian, genannt der Abtrünnige, nach des Constantius Tod das Staatsruder ergriff, rief er alle Bischöfe aus der Verbannung zurück, und erlaubte ihnen in ihre Diözesen zurückzukehren. Seine Absicht war es, die Unduldsamkeit seines Vorgängers als gehässig hinzustellen, um unter den Rechtgläubigen und Ketzern einigermaßen das Gleichgewicht herzustellen, und zwischen beiden Teilen die Trennung zu unterhalten, in der Hoffnung, das Christentum selbst dadurch herabzusetzen. So bediente sich Gott der Politik des Kaisers, um den Heiligen seiner Kirche zurückzugeben. Wenige Tage nach seiner Rückkehr war Cyrillus Augenzeuge eines der berühmtesten Wunder, die je zugunsten der Religion Jesu Christi gewirkt wurde. Wir wollen die Tatsache, wie es sich geziemt, etwas weitläufig hier auseinandersetzen. Gewiss die Frömmigkeit der wahren Gläubigen wird sich darüber erfreuen: da sie sich zudem noch auf die unverwerflichsten Zeugnisse gründet.

 

Seit der Entstehung des Christentums hatte sich der Götzendienst mit seiner ganzen Macht gewaffnet, um dessen Einführung zu verhindern. Man verdammte daher die Anhänger zu Martern, bei deren Erinnerung man schon von Schauder ergriffen wird: allein ihr Blut war ein fruchtbarer Same, wodurch von Tag zu Tag die Anzahl der Jünger des Gekreuzigten vermehrt wurde. Julian, durch die Erfahrung belehrt, wie unnütz die Verfolgungen sind, bediente sich neuer Waffen zur Vernichtung des christlichen Namens. Er heuchelte äußerlich eine große Duldung und Mäßigung, gab auch in Reden gleißend zu verstehen, als missbillige er die Grausamkeit der Verfolger.

 

Durch diese Verstellung und Heuchelei gedachte er seinen Endzweck leichter zu erreichen. Er versuchte das Christentum in seinen Grundfesten zu untergraben, und Jesus Christus der Lüge zu bezichtigen, der vorhergesagt hatte, der Tempel zu Jerusalem wurde zerstört und nie wiederaufgebaut werden. Wäre dieser Versuch gelungen, so hätte es keinen Zweifel mehr gegeben, dass der Stifter unserer Religion weder Gott, noch auch der Gegenstand der heiligen Bücher des Alten Bundes gewesen war, wo man ebenfalls Weissagungen fand, die die Zerstörung des Tempels zu Jerusalem verkündigten. Es wäre also um die mosaische und christliche Offenbarung geschehen gewesen, und das Heidentum hätte auf die glänzendste Weise obsiegen müssen. (Der heilige Gregor von Nazianz, Sokrates, Theodoret, und die übrigen Kirchengeschichtsschreiber stimmen alle dahin überein, Julians Absicht bei Erbauung des Tempels zu Jerusalem sei keine andere gewesen, als die Propheten, die den Untergang dieses berühmten Tempels geweissagt haben, der Lüge zu bezichtigen, mithin der christlichen Religion die Beweise, die sie von der Erfüllung dieser Prophezeiungen hernimmt, zu entwinden. Nach Amminianus Marcellinus wollte Julian weiter nichts als sich einen unsterblichen Namen erwerben. Dieser Beweggrund mag wohl auf Julians Absicht einigen Einfluss gehabt haben, allein er war nicht die Hauptursache die in zu diesem Werk antrieb. Man weiß nicht nur durch Sozomenus, dass Julian und die Götzendiener nur die christliche Religion im Auge hatten, und dass die Hoffnung, sie zu vernichten, ihrem tödlichen Hass gegen die Juden auf einige Zeit Einhalt tat.)

 

Julian erließ an die ganze jüdische Nation einen sehr schmeichelhaften Brief, worin er sie allen Steuern entlastet, und den Beistand ihrer Gebete zur Wohlfahrt seines Reiches begehrt. „Bringt eure Wünsche dar,“ sagte er ihnen, „damit ich siegreich aus dem persischen Krieg zurückkehre: ich werde Jerusalem, - diese heilige Stadt, nach deren Wiederherstellung ihr schon so lange Jahre geseufzt habt, wieder aufbauen, um sie mit euch zu bewohnen, und mit euch darin den Allerhöchsten zu preisen.“ Dies war aber nur die Sprache der Heuchelei, denn Julian redete bei jeder Gelegenheit mit größter Verachtung von der jüdischen Religion.

 

Hierauf versammelte er die Vornehmsten der Juden, und befragte sie, warum sie kein Opfer mehr nach den Vorschriften ihres Gesetzes darbrächten. Als sie ihm erwidert haben, sie könnten außer dem Tempel zu Jerusalem, der nur Gräuel der Verwüstung darbiete, nicht opfern, befahl er ihnen, in ihr Vaterland zurückzukehren, um den Tempel aufzubauen, und das Gesetz wieder einzuführen. Zugleich versprach er ihnen, nach Kräften Beistand zu leisten, um die Ausführung ihres Unternehmens zu erleichtern. Bei dieser Nachricht strömten die Juden von allen Seiten nach Jerusalem hin. Stolz auf den Schutz des Kaisers, verunglimpften sie die Christen, und drohten ihnen die härtesten Strafen an. Bald hatten sie bedeutende Geldsummen zusammengebracht. Die Frauen der Juden gaben ihren Schmuck und ihre Edelgesteine zur Unterstützung des großen Unternehmens. Julian, in der Absicht noch mehr zu ermutigen, erklärte ihnen, er habe bei Durchlesung ihrer heiligen Bücher gefunden, dass das Ende ihrer Gefangenschaft herbeigekommen sei, und sie dem Zeitpunkt nahe wären, wo es ihnen wieder erlaubt würde, im Tempel zu opfern. Er befahl seinen Schatzmeistern ihnen das Geld vorzuschießen, das zur Erbauung des Tempels, der ungeheure Summen erforderte, gebraucht würde. Aus verschiedenen Provinzen des Reiches sandte er ihnen geschickte Baumeister, vertraute die Leitung des Werkes den angesehnsten Personen an, und setzte über das Ganze seinen innigsten Freund Alypius, den er selbst dahin schickte, das Werk zu betreiben.

 

Nachdem alles gehörig angeordnet war, brachte man eine ungeheure Menge Baumaterialien zusammen. Man arbeitete Tag und Nacht mit größter Tätigkeit an der Räumung des Platzes, wo der alte Tempel gestanden hatte, und schleifte die noch übrigen Fundamente. Einige Juden hatten zu diesem Zweck silberne Kärste, Schaufeln und Butten machen lassen. Die zartesten Frauen legten Hand ans Werk, und trugen in ihren kostbarsten Schürzen den Schutt hinweg.

 

Der heilige Cyrillus, der alle diese Vorbereitungen sah, äußerte nicht die geringste Besorgnis, sondern behauptete allzeit, die göttlichen Weissagungen würden zur gänzlichen Erfüllung kommen. Er versicherte sogar, die Bemühungen der Juden würden nur dazu dienen die Weissagungen des Erlösers, der in Betreff des Tempels von Jerusalem gesagt hatte, es würde kein Stein auf dem anderen bleiben, in ein desto helleres Licht zu stellen.

 

Indes war beinahe schon alles niedergerissen, und man begann neue Fundamente zu legen: allein eben da erwartete Gott seine Feinde, um sie zu beschämen. Lasst uns einen Schriftsteller vernehmen, dessen Zeugnis unverdächtig ist, Ammianus Marcellinus, der ein Heide war, und Julian zum Helden seiner Geschichte gemacht hat: „Als nun Alypius das Werk kräftig betrieb, und der Landpfleger ihm behilflich war, da brachen nahe bei der Grundlage furchtbare Feuerklumpen öfters hervor, und machten, nachdem verschiedene Male die Arbeiter verbrannt wurden, den Ort unzugänglich, (Der heilige Chrysostomus, Sozomenus und Theodoret sagen, die Flammen seien mitten aus den Fundamenten hervorgebrochen.) und als auf solche Weise das Feuer sie beharrlich zurücktrieb, hörte die Unternehmung auf.“ Auf diese Weise drückt sich ein Geschichtsschreiber aus, der die Götzen des Heidentums anbetete, und Julians Bewunderer gewesen ist. Nur die Kraft der Wahrheit konnte ihm ein solches Geständnis abzwingen.

 

Die Kirchengeschichtsschreiber lassen sich in nähere Entwicklung dieser Begebenheit ein. Wir lernen von ihnen, dass, nebst den Feuersausbrüchen, noch Erdbeben und Vulkane wüteten, dass der Donner einschlug, dass man Kreuze auf den Leibern und Kleidern der Anwesenden eingeprägt sah, und dass am Himmel ein Licht, in der Gestalt eines Kreuzes, rings mit leuchtenden Strahlen umgeben, erschien. (Man sehe den heiligen Gregor von Nazianz. Nach Theodoret waren die Kreuze, die auf den Kleidern der Juden erschienen, dunkel und näherten sich dem Schwarzen. Allein dieses widerspricht keineswegs der Erzählung des heiligen Gregorius. Die besagten Kreuze glichen Phosphoren, die des Tages schwarz und nachts glänzend sind.) Mehrere, von den Flammen verfolgt, wollten sich in eine nahegelegene Kirche flüchten, vermochten aber nicht hineinzugehen, entweder weil eine unsichtbare Hand sie zurückstieß, oder weil die Vorsehung zuließ, dass sie selbst sich einander verwirrten. „Dem sei nun wie ihm wolle,“ sagt der heilige Gregor von Nazianz, „ein allgemein angenommener Umstand, und den niemand in Abrede stellt, ist, dass sie auf ihrer Flucht, um sich von der drohenden Gefahr zu retten, ein Feuer aus den Grundlagen des Tempels hervorbrach, sie bald erreichte, die einen verzehrte, die anderen verstümmelte, so dass alle insgesamt Merkmale des göttlichen Zorns davontrugen.“ Die Ausbrüche fingen jedes Mal wieder an, wenn man die Arbeiten erneuern wollte, und hörten dann erst auf, als man das Werk gänzlich unterließ.

 

Diese wunderbare Begebenheit wird mit allen ihren Umständen von sehr vielen Schriftstellern, die im Jahrhundert Julians lebten, erzählt. Der heilige Gregor von Nazianz redete davon ein Jahr darauf, nachdem sie sich zugetragen hatte. Der heilige Johannes Chrysostomus erwähnt ihrer in mehreren seiner Werke als eines Ereignisses, das ungefähr 20 Jahre vorher in Gegenwart mehrerer, die seine Zuhörer waren, stattfand. Man findet die Erzählung davon beim heiligen Ambrosius, bei Rufin, der lange Zeit an demselben Ort lebte, bei Theodoret, der den größten Teil seines Lebens in der Nachbarschaft von Palästina zubrachte, in den Geschichten von Sozomenus, Sokrates, Philostorgius etc. (Philostorgius erzählt noch, bei Grundlegung des neuen Baues habe der erste Stein sich von seiner Stätte bewegt und dadurch die Höhlung eines Felsen sichtbar gemacht. Man habe einen Arbeiter an einem Seil hinabgelassen, der Wasser gefunden habe, das ihm bis an die Schenkel gegangen sei. Durch Betasten habe er die ausgehauene Höhlung viereckig beschrieben, und in der Mitte habe sich eine Säule wenig über dem Wasser erhoben, auf der ein in seinen Tüchern gewickeltes Buch lag, das er heraufgebracht hat. Da sich alle dieses Fundes gewundert hätten, desto mehr, da das Buch ganz neu erschien, wäre den Heiden und Juden das Staunen zur Bestürzung geworden, als sie beim Aufrollen des Buches auf die, in großer Schrift geschriebenen, Worte gestoßen sind: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Joh 1,1. Das Büchlein war das Evangelium nach Johannes.) Alle diese Schriftsteller kommen in der Hauptsache miteinander überein, und weichen nur in Betreff etlicher Nebenumstände voneinander ab. Allein diese Verschiedenheit gibt ihrem Zeugnis ein neues Gewicht, weil daraus deutlich wird, dass keiner von anderen abgeschrieben habe. Wir haben gesehen, dass Ammianus Marcellinus dasselbe Wunder bezeugt. Libanius, ebenfalls ein Heide, und dem Kaiser Julian ganz zugetan, redet auch von Erdbeben, die in Palästina stattfanden. Zwar ist er sehr zurückhaltend, aber eben dadurch spricht er zur Steuer des Christentums. Hätte er sich anders ausgedrückt, so würde er die Schande seines Helden aufgedeckt, und an seiner Religion ein Verräter geworden sein. Jedermann, sogar Julian, musste der Wahrheit Zeugnis geben. Da dieser Mann so in die Enge gebracht war, so darf es gar nicht auffallend erscheinen, dass er sich verfänglicher und klüglich ersonnener Ausdrücke bediente. Auch sogar die Juden, die man gewiss nicht in Verdacht ziehen wird, als hätten sie die christlichen Schriftsteller abgeschrieben, erzählen die fragliche Tatsache, nach der Überlieferung ihrer Synagogen, und mit beinahe derselben Einstimmigkeit, wie die Christen.

 

Das Wunder, von dem wir soeben geredet haben, ist also unbezweifelbar. Man kann es nicht in Abrede stellen, ohne in den albernsten Phyrrhonismus zu verfallen: daher lesen wir bei Sokrates, die Juden hätten gleich ausgerufen, dass Jesus Christus Gott sei. Mehrere Heiden bekehrten sich bei dieser Gelegenheit, nach dem Bericht des heiligen Gregor von Nazianz, des Sozomenus und Sokrates. Was die Juden betrifft, so ist es nicht auffallend, dass sie in ihrer Blindheit verharrt sind. Dadurch bewahrheiten sie die Prophezeiungen, wo ihre Verstocktheit und Verwerfung des göttlichen Lichtes so deutlich vorverkündet wird.

 

Beim Anblick eines für das Christentum so glorreichen Triumphes, betete der heilige Cyrillus die Allmacht Gottes an, und fuhr fort, mit Eifer am Heil seiner Herde zu arbeiten. Seine unerschütterliche Anhänglichkeit an den Glauben Jesu Christi, machte ihn dem Julian sehr verhasst, und er hat sogar, nach Drosius, beschlossen, ihn nach der Rückkehr aus dem persischen Krieg seiner Rache zu opfern. Allein der Tod kam ihm zuvor, und hinderte ihn, sein verabscheuungswürdiges Vorhaben auszuführen.

 

Der heilige Cyrillus wurde 367 noch einmal verbannt, auf Befehl des mit dem Arianismus angesteckten Kaisers Valers. Und erst im Jahr 378 kam er wieder in seine Diözese zurück, als Gratian zur Kaiserkrone gelangt war und befohlen hatte, die Kirchen an jene wieder zurückzugeben, die mit dem Papst Damasus in Gemeinschaft standen. Da er seine Herde durch Spaltungen und Irrlehre verwüstet fand, bemühte er sich aus allen Kräften, Frieden und Einheit der Lehre wiederherzustellen. Im Jahr 381 wohnte er dem allgemeinen Kirchenrat zu Konstantinopel bei, und unterschrieb die Verdammung der Halbarianer und Macedonianer, deren Irrtümer er allzeit verabscheut hatte. Endlich ging er aus diesem Erdenleben in die glückselige Ewigkeit über im Jahr 386. Die Griechen und Lateiner verehren ihn am 18. März, der sein Sterbetag war.