Heiliger Jakobus der Jüngere, Apostel und Märtyrer von Jerusalem, + um 62 – Fest: 3. Mai

 

Der heilige Jakobus, den man den Jüngeren nennt, um ihn von dem heiligen Jakobus, den Sohn des Zebedäus, zu unterscheiden, ist auch unter dem Namen der Gerechte bekannt. Dieser Beiname wurde ihm nach dem Bericht des Hegesippus und des Clemens von Alexandrien wegen seiner ausgezeichneten Heiligkeit gegeben. Er war der Sohn des Alphäus und der Maria, der Schwester der allerseligsten Jungfrau. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass er mit Jesus war, als dieser beim Beginn seines Lehramtes mit seinen Brüdern nach Kapharnaum reiste. Im folgenden Jahr wurde er mit Judas, seinem Bruder, zum Apostel erwählt. Nach der Auferstehung des göttlichen Heilandes, wurde er einer besonderen Erscheinung gewürdigt. Christus erteilte ihm auch, nach dem heiligen Klemens von Alexandrien, wie dem heiligen Johannes und dem heiligen Petrus, die Gabe der Wissenschaft, die sie dann ihrerseits den anderen Aposteln mitteilten.

 

 Beim heiligen Hieronymus und dem heiligen Epiphanius lesen wir, dass der Heiland bei seiner Auffahrt dem heiligen Jakobus die Kirche von Jerusalem anempfahl, und dass ihn in der Folge die Apostel zum Bischof dieser Stadt erwählten, als sie sich zerstreuten, um aller Orten das Evangelium zu verkündigen.

 

Der heilige Epiphanius erzählt, dass er auf seinem Haupt eine goldene Platte trug, was, allem Anschein nach, ein Kennzeichen der bischöflichen Würde gewesen ist. Polykrates, den Eusebius anführt, erzählt dasselbe von dem heiligen Johannes, und einige andere Schriftsteller sagen dies gleichfalls vom heiligen Markus. Wahrscheinlich war dies eine Nachahmung des Hohenpriesters der Juden. (Dies ist die einzige äußerliche Beschreibung der Bischöfe, deren die Kirchengeschichte in den ersten Zeiten erwähnt, auch scheint sie nicht überall gebräuchlich gewesen zu sein. Die Ursache hiervon mag sein, weil die Heiden überall die Diener des Evangeliums mit ergrimmter Wut aufsuchten, und sich so die Bischöfe hüteten, dieses Zeichen, wodurch sie vor allen anderen Christen unterschieden wurden, zu tragen.)

 

Der heilige Bischof von Jerusalem erzwang sich bei den Juden, der Wut ungeachtet, mit der sie die Christen verfolgten, hohe Ehrfurcht. Eusebius und Hieronymus geben uns von seiner Heiligkeit, nach Hegesippus, folgende Schilderung: „Er lebte in beständiger Enthaltsamkeit. Er war ein Nazaräer, das heißt, ein dem Herrn Geweihter. Und als solcher trank er nie Wein, noch andere berauschende Getränke, und ließ auch nie sein Haar abscheren. Er untersagte sich den Gebrauch des Bades und der Salben, und aß nichts von lebenden Tieren, außer das Osterlamm, das geboten war. Er trug keine Schuhe und hatte keine anderen Kleider als einen Mantel und einen Rock von Leinwand. Er warf sich so oft betend zur Erde nieder, dass seine Knie und seine Stirn so hart wurden, wie die Haut eines Kamels.“ Der heilige Epiphanius bemerkt ferner, dass er zuweilen mit gegen Himmel gehobenen Händen betete, und auf diese Weise bei einer großen Dürre von Gott gedeihlichen Regen erflehte.

 

Eine so ausgezeichnete Heiligkeit erwarb ihm von Seiten der Juden den Beinamen „der Gerechte“. So wurde ihm auch die Freiheit erstattet, nach Belieben in jenen Teil des Tempels zu gehen, dessen Eintritt das Gesetz nur allein den Priestern erlaubte. Die Juden gaben ihm ferner noch, nach dem Bericht des heiligen Hieronymus, dadurch Beweise ihrer Verehrung, dass sie miteinander wetteiferten, den Saum seines Kleides zu berühren.

 

Im Jahr 51 nach Christi Geburt wohnte der heilige Jakobus dem Konzil zu Jerusalem bei, das wegen der Beschneidung und der anderen Zeremonialgesetze gehalten wurde. Hier bestätigte er den Ausspruch des heiligen Petrus und fällte dann das Urteil, das von den anderen Aposteln gutgeheißen und an alle Christen geschickt wurde, denen die bekehrten Juden ihre Gebräuche aufdrängen wollten.

 

Was den heiligen Bischof von Jerusalem betrifft, so duldete er noch die Gebräuche des mosaischen Gesetzes, denn seine Kirche bestand nur aus Juden, die noch an den alten gesetzlichen Übungen hingen, und für die diese Nachgiebigkeit einigermaßen notwendig war. So sehen wir auch, dass die Gläubigen dem heiligen Paulus rieten, sich zu reinigen und ein Opfer darzubringen.

 

Im Jahr 59 schrieb er heilige Jakobus seinen kanonischen Brief in griechischer Sprache. Er hat die Aufschrift Katholisch oder Allgemein, weil er an keine besondere Kirche geschrieben war, sondern an die ganze bekehrte Judenschaft, die in den verschiedenen Teilen der Erde zerstreut lebte. Der Apostel suchte darin die falschen Lehrer zu widerlegen, die einige Ausdrücke des heiligen Paulus missbrauchten und behaupteten, dass der Glaube allein zur Rechtfertigung hinreiche und dass folglich die guten Werke unnütz seien. Er gibt ihnen auch vortreffliche Anleitungen zu einem heiligen Lebenswandel und ermahnt die Gläubigen in ihren Krankheiten das Sakrament der letzten Ölung zu empfangen.

 

Als der heilige Paulus dadurch, dass er sich auf den Kaiser berief, die boshaften Pläne der Juden vereitelt hatte, entschlossen sie sich, ihre ganze Wut gegen den heiligen Bischof von Jerusalem loszulassen, und da der Landpfleger Festus vor der Ankunft Albins, seines Nachfolgers, starb, benützten sie diesen Umstand, um ihren abscheulichen Entschluss auszuführen. Der Hohepriester Ananus, ein würdiger Sohn des berüchtigten Annas, von dem im Evangelium die Rede ist, versammelte den Sanhedrin und ließ den heiligen Jakobus mit mehreren anderen Christen vorführen. Man beschuldigte den Apostel, er habe das Gesetz verletzt, und übergab ihn dem Volk, dass es ihn steinige.

 

Nach Hegesippus Berichte, führte man ihn auf die Zinne des Tempels und wollte ihn zwingen, da seinem Glauben zu entsagen, damit seine Worte vom ganzen Volk gehört würden. Dieses, sagte man zu ihm, wird das beste Mittel sei, alle die, die du verführt hast, von ihrem Irrtum zurückzuführen. Der Heilige, statt dieser Aufforderung Genüge zu leisten, bekannte seinen Glauben an Christus auf die feierlichste Weise. Laut erhob er seine Stimme, damit ihn die Menge der Juden, die wegen des Osterfestes zu Jerusalem versammelt waren, hören konnte, und sagte, dass Jesus, der Menschensohn, der gekreuzigt worden ist, zur Rechten Gottes als Sohn des Vaters sitzt und dereinst auf den Wolken kommen wird, die ganze Welt zu richten. Die Schriftgelehrten und Pharisäer, vor Wut außer sich, schrien auf: „Wie, auch der Gerechte ist in den Irrtum geraten?“ Sogleich stiegen sie zu ihm hinauf und stürzten ihn herab.

 

Der heilige Jakobus starb nicht gleich bei diesem Fall. Er hatte noch so viele Kräfte, dass er sich auf seine Knie aufrichten konnte. In dieser Stellung erhob er seine Augen gen Himmel und betete für seine Mörder zu Gott um Verzeihung, indem er, gleich seinem göttlichen Meister, ausrief: Sie wissen nicht, was sie tun. Der Pöbel überfiel ihn mit einem Steinhagel, bis endlich ein Walker ihn vollends tötete, indem er ihm mit einem Prügel, dessen er sich zum Tuchwalken bediente, einen Streich auf das Haupt versetzte. Dies ereignete sich an dem Osterfest, das auf den 10. April im Jahr 61 nach der Geburt Christi fiel. Der Heilige wurde neben dem Tempel, auf derselben Stätte, wo er gestorben war, begraben. Man errichtete später auf seinem Grab eine kleine Säule. Die Juden schrieben seinem unverschuldeten Tod die Zerstörung Jerusalems zu.

 

Ananus ließ noch einige andere Christen hinrichten. Albin missbilligte sehr dieses Betragen und drohte ihm Strafe an, weil er das Blut so vieler Unschuldigen vergossen hatte. Aus demselben Grund zog er sich auch den Unwillen des Königs Agrippa zu, der ihn dann des Hohenpriesteramtes entsetzte. Der bischöfliche Stuhl des heiligen Jakobus wurde noch im 4. Jahrhundert zu Jerusalem aufbewahrt. Man sagt, seine Reliquien seien gegen das Jahr 572 nach Konstantinopel gebracht worden.