Seliger Agathangelus von Vindocino und  seliger Kassian von Nantes, Kapuziner-Missionare, Märtyrer, + 1638 – Gedenktag: 7. August

 

Das Blut der Martyrer war der Same neuer Christengemeinden in den Verfolgungszeiten der ersten Jahrhunderte. Dieses geheimnisvolle Gesetz wiederholt sich später auf jedem Blatt der Missionsgeschichte. Übermenschliche Arbeiten, Mühen, Opfer, Misserfolge und Martyrerblut kennzeichnen den heiligen Kreuzzug der Missionsapostel zur Ausbreitung des Reiches Gottes. Erst wenn Martyrermut und Martyrerblut das Kreuz geweiht haben, entfaltet es seine sieghafte Kraft, dringt bis zu den Polen der Erde vor und feiert seine Triumphe unter dem wundervollen Sternbild des südlichen Kreuzes in der heißen Zone. Der „schwarze“ Erdteil Afrika mit seinen unzähligen Völkern im schrecklichsten Irrwahn des Heidentums war von jeher ein Hauptsorgenkind der heiligen katholischen Kirche, dem sie ihre besten Missionsarbeiten schon gewidmet hat. Aber immer wieder wusste die Macht der Hölle durch Irrlehre, Heidentum und Islam die blühenden Weinberge des Herrn zu verwüsten. Mit unbesiegbarer Ausdauer und heroischem Opfermut begannen die Missionare aus den Orden der heiligen Franziskus, Dominikus und Ignatius mit Gottvertrauen und Martyrermut von neuem.

 

Als im Jahr 1628 der Ruf nach einem Missionar für Syrien und Palästina laut wurde, bat sich Pater Agathangelus aus dem Franziskanerorden der Kapuziner zwei Stunden Bedenkzeit aus, beriet sich in dieser Zeit mit seinem Herrn und Gott im Tabernakel, dann stand er auf, nahm Brevier und Regelbüchlein und zog fort in die Mission nach Syrien. Hier entfaltete dieser fromme Missionar durch seine apostolischen Tugenden und Werke, durch Gelehrsamkeit, Klugheit und Eifer unter Gläubigen und Irrgläubigen eine sehr segensreiche Tätigkeit, dass er allgemein den Ehrennamen „Apostel vom Berge Libanon“ erhielt. Kaum waren in Syrien die Christengemeinden gefestigt und geordnet, da trieb ihn die Liebe zu Christus und seinem Reich rastlos und ruhelos fort, aufs Neue Seelen zu gewinnen. Pater Agathangelus wanderte in das Land des Nils und der Pyramiden, nach Ägypten, und führte eine große Anzahl Schismatiker, Griechen, Armenier, Nestorianer und Kopten zu der allein wahren katholischen Kirche zurück. In Ägypten traf er mit einem Ordensmitbruder und Landsmann aus Südfrankreich zusammen, mit dem demütigen, sprachenkundigen und durch heldenmütige Opferliebe ausgezeichneten Pater Kassian. Beide Missionare beschlossen einen heiligen Kreuzzug gegen Süden, nach Abessinien, ungeachtet der Gefahren von wilden Tieren und noch wilderen Menschen.

 

Vier Gefährten erlagen in kurzer Zeit den Schrecken des Klimas und den Mordwaffen der wilden Barbaren. Diese Apostelgräber am Weg entflammten nur noch mehr den Eifer der Missionare. Unaufhaltsam drangen sie vor mit dem Kreuz und der frohen Botschaft Jesu Christi. Da setzte die Hölle zum Angriff ein: Wütende Feinde schlugen ihre nie ermüdenden Füße, ihre stets segnenden Hände in Ketten. Voll heiliger Martyrerfreude küssten sie die grausamen Eisenringe und riefen nach einer alten Missionsurkunde: „Das sind die Perlen und Edelsteine, um derentwillen wir in dieses Land gekommen sind.“ Zwei Monate erschöpfte nun die fanatischste Grausamkeit alle Mittel, um die beiden Glaubenszeugen abwendig zu machen. Umsonst! Voll Ingrimm und Wut verurteilte sie der König von Abessinien zum Tod am Galgen. Schon sollte die Hinrichtung vollzogen werden, als die Henkersknechte nicht gleich die Stricke zur Hand hatten; da boten die Martyrer ihre eigenen Gürtel dazu an. Sie wurden von der rasenden Menge am Galgen zu Tode gesteinigt.

 

Das Kreuz, das als prächtiges Sternbild über diesen Martyrergräbern leuchtet, hat seither im schwarzen Erdteil glorreiche Triumphe gefeiert und wird seine Eroberungen fortsetzen, bis es einmal beim Ertönen der Posaunen als ewiges Sieges- und Friedenszeichen für die Guten am Himmel erscheint.

 

Weltkrieg und Weltrevolution haben die reiche Ernte auf den prangenden Missionsfeldern grausam vernichtet. In Demut und Ergebung müssen wir diesen Ratschluss Gottes anbeten und zugleich mit apostolischem Eifer aufs Neue die Missionsarbeit und Mitarbeit beginnen. Gottes Ehre, das Heil der Seelen und unser eigener Nutzen verleiht der Missionsbegeisterung übernatürliche, göttliche Triebkräfte. Jeder muss und kann Missionsapostel sein durch Gebet, Arbeit und Opfer. Auf zu diesem heiligen Kreuzzug! „Gott will es!“ Wie viele Seelen haben in diesem Missionsapostolat sich das unblutige Martyrium der heiligen Opferliebe erworben und beigetragen zum Reich Gottes auf Erden und im Himmel.