Heiliger Anscharius (Ansgar), Bischof von Hamburg und Bremen, + 3.2.865 - Fest: 3. Februar

       

Anscharius wurde am 8. September 801 im nördlichen Frankreich geboren und verlor seine Mutter schon als er sechs Jahre alt war. Sein Nachfolger im Erzbistum und Verfasser seiner Lebensgeschichte, der heilige Rembert, schreibt, dass er sich nicht lange vom gewöhnlichen Leichtsinn der Jugend beherrschen ließ, sondern schon als Junge den Ernst eines Mannes zeigte. Der Grund dafür waren folgende Ereignisse:

 

"Es träumte ihn," wie Rembert wörtlich erzählt, "dass er auf einem sehr morastigen und schlüpfrigen Wege wandelte, und nur mit der allergrößten Anstrengung sich durcharbeiten konnte. Neben diesem lief ein anderer anmutiger und wohlgebahnter Weg. Auf demselben wandelte eine Gesellschaft weiß gekleideter Frauen, angeführt von einer durch Schmuck und Anstand vor allen übrigen sich auszeichnenden, großen und erhabenen Frau, welche die Gebieterin aller übrigen zu sein schien. Auch seine Mutter sah Anschar unter diesen Frauen. So wie er sie erkannte, wollte er zu ihnen laufen; vermochte aber nicht, sich aus dem Morast loszuarbeiten. Da kam es ihm vor, als spräche die Gebieterin der übrigen,- in welcher er bald die heilige Jungfrau Maria erkannte - so zu ihm: "Mein Sohn, willst du zu deiner Mutter?" Und als er nun mit sehnlichem Verlangen sprach: "Gerne! gerne!" da erwiderte sie: "Willst du Teil an unserer Gemeinschaft haben, so fliehe alle Eitelkeit und lass fahren die Kinderpossen! Denn wir verabscheuen gar sehr alles, was eitel und böse ist, und keiner kommt zu uns, den dergleichen noch erfreut."

 

Diese Erscheinung machte auf das Gemüt des Jungen einen so tiefen Eindruck, dass er eine Zeit lang alle Kinderspiele unterließ. Bald aber glaubte er durch seinen erwachenden Verstand nicht mehr an die Erscheinung. Er hielt sie für einen gewöhnlichen Traum, und lebte zerstreut, wie zuvor. Gott weckte ihn aber bald wieder aus dem Schlaf des Leichtsinns durch eine abermalige Erscheinung in einem Traum und durch den Tod des Kaisers Karl des Großen, den er noch kurz zuvor in seiner ganzen Herrlichkeit und Pracht gesehen hatte. Die schnelle Vergänglichkeit aller irdischen Freuden und Ehren machte mit dem Traumgesicht auf sein Herz diesmal einen bleibenden Eindruck, obgleich er erst im dreizehnten Lebensjahr war. Er wurde von diesem Augenblick an noch ernster und verlor in all seinem Tun und Lassen die Ewigkeit nie mehr aus seinen Augen.

 

Im Jahre 822 wurde er im Kloster Neu-Corvei in Westphalen zum Vorsteher der dortigen Schule, nach drei Jahren zum Glaubensprediger von Dänemark, wo er großen Segen stiftete, und im Jahre 832 zum Erzbischof von Hamburg ernannt.

 

Anscharius befürchtete, wie der heilige Paulus, nachdem er andern Christen gepredigt hatte, am Ende selbst verworfen zu werden. Um dies zu verhindern, heiligte er alle seine Gedanken, Worte und Werke durch den Beweggrund der Liebe Gottes und durch beständige Herzensandacht, und hielt seinen Leib mit seinen Neigungen und Leidenschaften durch eine abtötende Lebensweise in strenger Zucht. Er trug ein härenes Bußkleid, aß gewöhnlich nur Brot und trank nur Wasser. Das viele Gute, das durch ihn geschah, schrieb er nur Gott zu. Seine Liebe zu den Armen war so groß, dass er keine größere Freude kannte, als ihnen die Füße zu waschen, und sie am Tisch zu bedienen. Um die Gefühle der Liebe und Reue immer lebendig in seinem Gemüt zu erhalten, hatte er sich eine Sammlung sehr rührender Stellen gemacht, von denen er immer einige am Ende eines jeden Psalms beisetzte. Er ging ein in die Ruhe des Herrn am 3. Februar 865. Auf seine Fürbitte geschahen nach seinem Tod viele Wunder.

 

Maria ist unsere Mutter und unsere mächtige Fürsprecherin bei Gott. Wollen wir sie auf eine ihr wohlgefällige und uns nützliche Art verehren, und uns jetzt ihres Schutzes, einst aber ihrer Gesellschaft erfreuen, so bekämpfen wir wie der heilige Anscharius unsere bösen Neigungen und entfernen uns immer weiter weg von den Eitelkeiten der Welt, und leben wir entweder unschuldig oder doch wahrhaft bußfertig.

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Preist die Welt kühne Helden, die mit dem Schwert die Feinde besiegten, blutige Schlachten schlugen und sich fremde Länder und Völker unterwarfen, so verdienen jene doch höhere Verehrung und Liebe, die nicht unter Kanonendonner, Mord und Brand in fremdes Gebiet eindrangen, sondern mit dem weltbesiegenden Wort des Evangeliums die Herzen der Völker eroberten und mit dem Licht der ewigen Wahrheit die Todesschatten des Heidentums verscheuchten. Als einen solchen Helden des Glaubens und der heiligen Liebe verehren wir den heiligen Ansgar.

 

Ansgar oder Anschar, gewöhnlich der Apostel des Nordens genannt, wurde am 8. September 801 im nördlichen Frankreich von angesehenen Eltern geboren, und von seiner frommen Mutter frühzeitig zur Gottesfurcht und Frömmigkeit angeleitet. Da sie ihm aber schon im fünften Lebensjahr durch den Tod entrissen wurde, so schickte ihn sein Vater in die berühmte Klosterschule zu Altcorvey in Frankreich, wo er unter der liebevollen Leitung des gelehrten Paschasius Radbert sich durch Fleiß, Frömmigkeit und Fortschritte in den Wissenschaften auszeichnete. Sein männlicher Ernst setzte seine jugendlichen Mitschüler in Erstaunen. Die Ursache war ein wunderbarer Traum. Ihm träumte einst, er gehe auf einem morastigen, sehr schlüpfrigen Weg. Neben dem Sumpf lief ein anmutiger, wohlgebahnter Weg hin, auf dem viele weißgekleidete Frauen und Jungfrauen liefen. Unter ihnen erkannte er auch seine selige Mutter. Er wollte zu ihr hineilen, vermochte aber nicht sich aus dem Morast herauszuarbeiten. Da sprach zu ihm eine hohe Frau, in der er die allerseligste Jungfrau zu erkennen glaubte: „Mein Sohn, wenn du an unserer Seligkeit teilnehmen willst, so musst du alle Eitelkeit der Welt fliehen und alle Kinderpossen ablegen; denn wir verabscheuen alles, was eitel und böse ist, und keiner kommt zu uns, der an solchen Dingen noch Freude hat.“ Dieses Traumgesicht machte auf Ansgar einen unauslöschlichen Eindruck.

 

Noch eine andere Begebenheit bestärkte den frommen jungen Mann in seinem Lebensernst. In seinem dreizehnten Lebensjahr hatte er den Kaiser Karl in aller Pracht und Herrlichkeit, mit Krone und Zepter, umgeben von den Großen des Reiches gesehen, und hörte dann, der Kaiser sei gestorben. Da erkannte er die Wahrheit des göttlichen Ausspruchs: „Alles ist eitel! Die Welt vergeht mit ihrer Lust, nur wer den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ Mit neuem Eifer widmete er sich frommen Übungen und den Wissenschaften, empfing das Ordenskleid des heiligen Benedikt und erhielt schon mit 20 Jahren die Oberaufsicht über die Klosterschulen.

 

Kaiser Ludwig der Fromme errichtete nach dem Muster des Klosters Corvey in Frankreich, ein ähnliches Kloster in Westfalen bei Höxter an der Weser, und nannte es Neu-Corvey. Dorthin schickte der Abt Wala den eifrigen Ansgar und übertrug ihm die Einrichtung und Leitung der Schulen, sowie das Predigtamt. Erst im Jahr 826 bot sich ihm Gelegenheit, seinen heroischen Entschluss auszuführen, den Heiden das Evangelium zu verkünden.

 

Harald, der König der heidnischen Dänen, war zum deutschen Kaiser Ludwig gekommen, um Hilfe gegen seine Feinde zu erbitten, lernte die christliche Religion kennen und ließ sich in Mainz taufen. Ansgar mit seinem Freund Autbert begleitete den König nach Dänemark, predigte dort den Dänen das Evangelium und bekehrte unzählige zum christlichen Glauben. Vor ihm hatten schon Ebbo und Halitgar den Samen des Evangeliums ausgestreut, aber des dauerhaftesten und wirksamsten Erfolges konnte sich nur Ansgar rühmen. Unter unsäglichen Opfern und Anstrengungen reiste der eifrige Mönch im ganzen Land umher, besiegte alle Hindernisse, bildete Gemeinden und errichtete eine Pflanzschule, aus der die ersten Bischöfe Dänemarks und Schwedens hervorgingen.

 

Im Jahr 831 wurde Ansgar vom Kaiser Ludwig zurückberufen, um in Verbindung mit seinem alten Freund Witmar die erste Missionsreise nach Schweden anzutreten, wie es der König Biöre wünschte. Von Wikingern ausgeplündert kam er in Birka an, predigte jeden Tag, taufte viele Heiden und erbaute eine Kirche. Nach anderthalb Jahren kehrte er zum Kaiser zurück.

 

Als die Zahl der Neubekehrten in Dänemark und Schweden mehr und mehr zunahm, gründete Kaiser Ludwig ein Erzbistum in Hamburg, und ernannte mit Genehmigung des Papstes Gregor IV. den hochverdienten Ansgar zum Erzbischof von Hamburg. Im Jahr 833 wurde Ansgar konsekriert, empfing vom Papst das Pallium und die Würde eines apostolischen Legaten bei den Dänen, Schweden, Slaven und anderen nordischen Völkern. Seine erste Sorge war, Anstalten zum Besten der Stadt und des Erzbistums zu gründen. Er baute den Dom, die Peterskirche, ein Kloster mit sehr reichhaltiger Bibliothek und eine Bildungsanstalt für junge Priester. Dabei vergaß er nicht seine nordalbingischen Missionen in Dänemark, Schweden und Norwegen. Dorthin sandte er von Zeit zu Zeit Glaubensboten und reiste selbst dahin, um sie zu unterstützen.

 

Eine harte Prüfung wurde unserem Heiligen bereitet, als im Jahr 845 ungefähr 600 Schiffe der normannischen Seeräuber den Elbstrom hinauffuhren, Hamburg überfielen und niederbrannten, und die Einwohner niedermetzelten oder als Sklaven mit sich führen. Kaum rettete Ansgar durch die Flucht das nackte Leben. Mit Hiob sprach er gottergeben: „Der Herr hat`s gegeben, der Herr hat`s genommen, der Name des Herrn sei gepriesen.“ Vergebens suchte der heimatlose Erzbischof lange ein Unterkommen. Schließlich erbarmte sich eine reiche und vornehme Frau, namens Ikia, des Obdachlosen und seiner Genossen und schenkte ihm eines ihrer Schlösser, nämlich Ramesloh, einige Stunden südlich von Hamburg. Als Kaiser Ludwig die feindlichen Normannen vertrieben hatte, kehrte Ansgar nach Hamburg zurück, sammelte seine zerstreute Herde wieder um sich und baute die Stadt wieder auf.

 

Nach dem Tod des Bischofs Leuderich von Bremen wurden im Jahr 848 die beiden Bistümer Hamburg und Bremen miteinander vereinigt und Ansgar nahm seine erzbischöfliche Residenz zu Bremen, weil es sich durch günstigere Lage empfahl. Der Heilige knüpfte gleich eine Verbindung mit dem Dänenkönig Horich an, überwand die entgegenstehenden Hindernisse und gründete die Kirche von Hadeby oder Schleswig. Unermüdlich predigte er und zwar mit so hinreißender Beredsamkeit, dass auch die Verstockten sich bekehrten. In Schweden fasste die christliche Religion am tiefsten Wurzel, als der König Olaus die Würfel entscheiden ließ, ob er das Christentum annehmen soll und diese zu Gunsten des letzteren fielen.

 

Während seiner rastlosen Bemühungen, Seelen für das Reich Gottes zu gewinnen, vergaß er seine eigene Heiligung nicht. Alle seine Gedanken, Worte und Werke ließ er von der Liebe leiten. Seinen Leib kreuzigte er durch Fasten und Abtötungen. Er trug ein härenes Bußkleid, aß gewöhnlich nur Brot und trank nur Wasser. Überall, wohin er kam, sorgte er liebreich für die Armen und setzte sich erst zu Tisch, wenn er seine lieben Armen gespeist hatte. Durch seine dringenden Bitten und Ermahnungen erwirkte er den Sklaven die Freiheit. Die Kranken tröstete er, betete über sie und viele wurden sogleich gesund. Als man ihn eins wegen eines offenbaren Wunders pries, sprach er voll Demut: „Das größte Wunder der Allmacht und Barmherzigkeit Gottes ist, dass ein sündiger Mensch heilig werde; und ich flehe zu Gott, dass dieses Wunder auch an mir zustande kommen möge.“ Den glücklichen Erfolg seiner Predigten und Bekehrungsarbeiten schrieb er nicht sich, sondern allein Gott zu.

 

Ansgar hatte nichts sehnlicher gewünscht, als seine irdische Wirksamkeit mit dem Martertod beschließen zu können und schrieb es seiner Unwürdigkeit zu, dass sein Verlangen nicht erfüllt wurde. Ganz abgezehrt brachte er auf seinen Sterbebett vier Monate lang in stiller Andacht zu, gab seinen Jüngern noch heilsame Ermahnungen, empfing die heiligen Sterbesakramente, betete mit aufgehobenen Händen für Freunde und Feinde, dankte Gott mit freudigem Herzen für die glückliche Vollendung seines Tagewerks, ließ das Te Deum anstimmen und verschied selig am 3. Februar 865 zu Bremen. Auf seine Fürbitte geschahen viele Wunder, und sein Name wurde bald nach seinem Tod in das Verzeichnis der Heiligen gesetzt. Die Hauptkirche zu Bremen wurde nach ihm St. Ansgariuskirche genannt. Bis zur Reformation wurde er als Apostel des Nordens verehrt. Sein Nachfolger, der heilige Rembert, hat sein Leben beschrieben.