Heiliger Hermylus, Diakon, Martyrer von Singidonum, Serbien, + 13.1.315 - Fest: 13. Januar

       

Licinius hatte sich auf den morgenländischen Kaiserthron emporgeschwungen, und als ein Feind des Christentums den schrecklichen Entschluss gefasst, das Andenken an Jesus, den Erlöser der Menschen, ganz von der Erde zu tilgen, und alle Völker zur Verehrung der Götter zu zwingen. Deswegen befahl er in seinem ganzen Reich eine allgemeine Christenverfolgung, und wer sich weigerte, erdichteten, falschen Götzen Weihrauch zu streuen, der wurde unter den schrecklichsten Martern zu Tode gequält. Es war im Jahr 316, wo die Verfolgung den höchsten Grad erreicht hatte, als Hermylus beim Kaiser als ein Christ verklagt und eingekerkert wurde. Der Kaiser saß auf seinem Thron, als der Bekenner vor Gericht erschien mit unerschrockener und heiterer Miene, den er so anredete: „Bekennst du dich zur christlichen Religion?“ Hermylus antwortete: „Ich bin nicht nur ein Christ, sondern auch ein Diener Gottes; denn ich bin durch die Händeauflegung des Bischofs zur Würde eines Diakons eingeweiht worden.“ – „Und ich“, entgegnete der Kaiser, „weihe dich ein zur Würde eines Priesters der unsterblichen Götter.“ Lächelnd antwortete der Bekenner: „Ich würde sehr töricht handeln, wenn ich die Stelle eines Dieners des wahren und lebendigen Gottes mit jener deiner Götter vertauschen wollte, die du aus Holz und Steinen hast verfertigen lassen.“ Schamröte übergoss das Gesicht des Kaisers bei diesen Worten und wütend befahl er dem Frevler den Mund zu zerquetschen und ihn drei Tage lang ohne alle Nahrung in einem finsteren Kerker schmachten zu lassen.

 

Der Heilige brachte diese Zeit im Gebet zu und himmlischer Trost stärkte wie Balsam seine lechzende Seele. Schon am vierten Tag wurde er wieder vor den Richterstuhl des Licinius gebracht, der ihn fragte, ob ihn Hunger und Durst nicht auf andere Gesinnungen gebracht hätten? „Nein“, erwiderte Hermylus, „ich habe mich Gott geweiht und von ihm trennt mich keine Marter.“ – „Also wird dich dein Gott wohl auch aus meiner Gewalt befreien“, sprach höhnend der heidnische Kaiser, und gab sechs blutdürstigen Henkern einen Wink, die sogleich den Heiligen zu Boden rissen und ihn grausam schlugen. Während dieser Marter erhob er seine Augen zum Himmel und flehte um Standhaftigkeit im Kampf für die Ehre Jesu, und eine laute Stimme ertönte: „Amen, Amen. Nach drei Tagen wirst du die Krone des ewigen Lebens erhalten!“ Bei diesen Worten stürzten die Henker vor Schrecken zu Boden und auch der Kaiser erschrak heftig; aber er erholte sich schnell, und da auf sein böses und verhärtetes Gemüt nichts mehr einen Eindruck machte, geriet er in Wut und ließ den Bekenner rücklinks auf ein Marterwerkzeug werfen, das die größte Grausamkeit erfunden hatte. Denn spitzige Messer, die im Kreis herumliefen, zerfleischten den Rücken von unten, und oben wurde der Körper mit Ruten geschlagen.

 

Hermylus ertrug diese schreckliche Marter mit christlicher Geduld, und als er seinen verstümmelten Leib, aus dem die Gedärme drangen, ansah, betete er laut: „Mein Herz und mein Fleisch haben sich in dem lebendigen Gott erfreut.“ Hierauf wurde er wieder in das Gefängnis gebracht, wo Stratonicus, der im Geheimen ein Christ und der Aufseher über die Gefangenen war, durch den Anblick seiner Wunden so gerührt wurde, dass er in einen Strom von Tränen und in ein lautes Wehklagen ausbrach. Dieses bemerkte ein heidnischer Soldat von der Kerkerwache, entfernte sich und brachte dem Kaiser darüber Nachricht, dass Stratonicus selbst ein Christ sei. Sogleich wurde er in das Verhör genommen, wo er es auch frei und ohne Zaudern gestand, dass er an den wahren Gott glaube, der Himmel und Erde erschaffen habe. Licinius befahl, ihn bis aufs Blut zu geißeln, und weil er während dieser Marter standhaft Jesus bekannte, ließ er ihn zu noch heftigeren Leiden in ein Gefängnis werfen, wo er in der Nacht, als er zu Gott um Verzeihung seiner Sünden und um Standhaftigkeit in dem ihm bevorstehenden Kampf flehte, die Stimme vernahm: „Du hast deinen Lauf vollendet und den Glauben bewahrt. Auf dich und deinen Freund wartet die Krone der Gerechtigkeit, die euch morgen der gerechte Richter erteilen wird!“

 

Am andern Tag wurde Hermylus noch einmal im Namen des Kaisers gefragt, ob er den Göttern opfern wolle? Und als er mit wenigen Worten sich erklärt hatte, dass er lieber tausendmal sterben, als ein so großes Verbrechen gegen den wahren Gott begehen wolle, wurde er im Gefängnis halbtot an eine Säule gebunden und nochmal mit Ruten geschlagen, worauf ihm und dem Stratonicus das Urteil eröffnet wurde, dass sie in der Donau ersäuft werden sollten. Beide frohlockten vor heiliger Freude, des Namens Jesu willen den Martertod leiden zu dürfen, und wurden am 13. Januar des Jahres 315 in die Fluten gestürzt. Drei Tage danach fanden christliche Männer ihre Leichname am Ufer und beerdigten sie mit größter Ehrfurcht und unter heiligen Liedern außer der Stadt.