Selige Christina von Stommeln bei Köln, Begine, + 6.11.1312 – Fest: 6. November

       

Die ewige Weisheit führt die gottinnigen Seelen auf mannigfaltigen Wegen zur himmlischen Herrlichkeit, die eine auf dem Weg empfindlicher und langwieriger Leiden, die andere auf dem Weg der Verfolgungen und Erniedrigungen, die eine durch vielfache innere Ängste und Prüfungen, die andere durch Anfechtungen des höllischen Widersachers, „der umhergeht, wie ein brüllender Löwe, suchend, wen er verschlinge“. Ist auch die Macht Satans durch den Opfertod Christi gebrochen, kann er auch dem Menschen nur noch in dem Maße schaden, als man ihm Herrschaft über die Seele einräumt, so weiß seine Arglist doch Mittel zu finden, um die Menschenseele zu betören und einzunehmen. Zu diesem Ende kleidet sich der Geist der Finsternis oft in einen Engel des Lichtes, und leider gelingt es seiner Arglist manchmal, den Menschen zu umgarnen und vom rechten Weg abzulenken. Um so ehrenvoller ist es, wenn man in solchen Kämpfen den Sieg gewinnt. Als eine solche Siegerin im Streit mit den Mächten der Finsternis verehren wir die selige Christina, deren geistlicher Führer uns ihr Leben und ihre Kämpfe aufgezeichnet hat.

 

Unweit von Köln am Rhein geboren, bat Christina als dreizehnjähriges Mädchen um Aufnahme in das Beginenkloster dieser Stadt, um vereint mit anderen Jungfrauen und Frauen und Witwen sich den Werken der Andacht und christlicher Liebe zu widmen. Sie legte ein härenes Bußkleid an, umgürtete sich mit einem knotenreichen Gürtel, ging stets barfuß, schlief auf Holz und Stein, fastete viel bei Wasser und Brot, beugte jede Nacht zweimal ihre Knie, rief bei Tag die Heiligen um ihre Fürbitte an und strebte dem kreuztragenden Heiland immer ähnlicher zu werden. Eines Tages geriet sie in der Kirche in Verzückung, so dass man sie aus der Kirche tragen musste, und blieb drei Tage lang in diesem Zustand. Man glaubte, sie sei fallsüchtig oder wahnsinnig geworden, sie aber versenkte sich ganz in die Betrachtung des Leidens Christi und wünschte nichts mehr, als seine Schmerzen mitzufühlen.

 

So ging es zwei Jahre lang. Da kam der Teufel zu ihr in Gestalt des heiligen Bartholomäus und sprach zu ihr: „Tochter, du betest viel und hast ein großes Verlangen, in das Reich Gottes einzugehen. Das wirst du erreichen, wenn du dich tötest. Das ist ganz schnell geschehen und ohne Verzug wirst du in den Himmel eingehen.“ Von dieser Stunde an hatte sie ein halbes Jahr die Versuchung, sich ums Leben zu bringen. Am Brunnen meinte sie, sich hinabstürzen zu müssen. Als ihr einmal Ader gelassen wurde, wollte sie den Verband lösen, um zu verbluten. Der Böse rief ihr zu: „Es ist der Wille Gottes, dass du dich tötest. Wenn du es nicht sogleich tust, wirst du verdammt werden.“ Aber ihr guter Engel sagte ihr, dass dieses Sünde sei.

 

Ein anderes Mal erschien ihr wieder der Teufel in Gestalt des heiligen Bartholomäus, zu dem Christus ein besonderes Vertrauen hegte, und sprach mit sanfter Stimme: „Liebste Tochter, deine Werke sind gut vor Gott und du gefällst ihm überaus, aber du bist einige Zeit in Ruhe des Leibes und der Seele gewesen. Jetzt fehlt es noch, dass du an deinem Körper leidest.“ Und indem er ihr Dornen reichte, fügte er hinzu: „Weil du bisher zu weichlich gewesen bist, so biete ich dir dieses an, damit du deinen Leib zur Ehre Gottes züchtigst.“ Der Geist Gottes aber belehrte sie, dass sie die Ordnung nicht überschreiten solle. Nun quälte sie der Teufel und sprach: „Weil du dem Befehl Gottes nicht gehorcht hast, so will Gott, dass du umgebracht werdest und in die Hölle kommst.“ Sie antwortete: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre. Du kannst mir das Leben nicht nehmen, weil Gott für mich ist.“

 

Öfters quälte sie der Teufel mit Zweifeln an der Gegenwart Christi im heiligsten Altarsakrament, an die Allmacht und Allwissenheit Gottes, oft suchte er sie vom Empfang der hl. Kommunion zurückzuhalten, oft erschien er ihr in Gestalt einer Schlange oder Kröte und setzte sich auf ihre Speisen und grinste ihr aus dem Wasserkrug entgegen, so dass sie Speise und Trank nicht nehmen konnte und unsäglichen Hunger und Durst litt.

 

In der Fastenzeit raunte ihr der Teufel in ihren frommen Betrachtungen des Leidens Christi zu, es sei nicht wahr, dass Christus für uns gelitten habe. Ein anderes Mal suchte er die Weltlust in ihr anzuregen, indem er sprach: „Du hast das elendste Leben und keinen ruhigen Tag. Die in der Welt leben, haben Freude an Eltern, Freunden, Kindern, Gatten. Wenn du dem strengen Klosterleben entsagen und in die Welt gehen willst, mache ich dich reich und dir ein langes Leben. Alle Geistlichen und Enthaltsamen sind betrogen, es ist eine Ketzerei, so zu leben, denn Gott hat von Anfang an den Ehestand angeordnet.“ Da Christina dieser Versuchung widerstand, drohte der Teufel, sie in übles Gerücht zu bringen.

 

Als Christina einmal zur Kirche ging, um die hl. Kommunion zu empfangen, rannte der Teufel in Gestalt eines wilden Pferdes auf sie zu, sprang mit den Vorderfüßen auf ihre Schultern, fasste sie mit den Zähnen am Kopf, riss ihr ein handgroßes Stück samt den Haaren heraus und sprühte Schwefelflammen. Als sie aber den Namen Jesus aussprach, zerfloss der Satan in einem stinkenden Nebel.

 

Dass die Versuchungen und Plagen der seligen Christina nicht etwa Einbildungen waren, sondern wirklich vom Teufel kamen, zeigen viele Begebenheiten, wo sie auf sichtbare Weise und vor Zeugen vom Teufel geplagt wurde.

 

Der Teufel brannte sie am Kinn. Als die Brandwunden wieder heilten, verbrannte er ihr die Ohren, dann die Augen und Stirn, dann die Nase, so dass sie ein Jammerbild war. Während dieser Zeit redete ihr der Teufel innerlich zu, sie solle Gott verleugnen. Einmal durchbohrte er ihr die Ohren, und rief, wenn sie Gott nicht verleugne, so bringe er sie um. Selbst ihre Schwester Gertrud, die bei ihr schlief, wurde im Gesicht gebrannt, weshalb sie nicht mehr bei ihr schlafen wollte. Christina aber erklärte dem Teufel, sie sei bereit, tausendmal für Christus zu sterben. In einer kalten Winternacht wurde sie von bösen Geistern durch das Dornengestrüpp eines nahen Waldes gezogen. Es kam sogar vor, dass sie und andere neben ihr nicht nur im Haus, sondern auch in der Kirche plötzlich mit abscheulichem Unrat überworfen wurden.

 

Nachdem Christina diese und noch viele andere Anfechtungen und Leiden vom Teufel geduldig und standhaft ertragen hatte, ließen die bösen Geister von ihr ab, wie einst von Hiob, und sie lebte noch 24 Jahre in seligem Frieden und frommen Übungen.