Heiliger Alarich (auch: Adalrich, Adelrich, Alaricus, Adalricus), Einsiedler von der Insel Ufenau bei Zürich, + 29.9.973 – Fest: 29. September

 

Von jeher haben viele fromme Seelen das beschauliche Leben in stiller Einsamkeit den Annehmlichkeiten und dem Gepränge der Welt vorgezogen, um, ganz in Gott versenkt, das einzig Notwendige nicht aus den Augen zu verlieren und nach möglichster Vollkommenheit zu streben. Zu diesen gottinnigen Seelen müssen wir auch den heiligen Alarich rechnen, der seinem Namen „reich an Adel“ alle Ehre gemacht hat.

 

Alarichs Vater war der regierende Herzog Burkhard von Schwaben, Graf von Buchhorn, Rheintal und dem oberen Thurgau, seine Mutter Regulinde stammte aus dem angesehenen Geschlecht der Grafen von Nellenburg. Die fromme Mutter flößte ihren drei Kindern Burkhard, Bertha und Alarich eine gründliche Gottes- und Nächstenliebe ein. Ihre Bemühungen wurden mit dem schönsten Erfolg gekrönt, besonders bei ihrem Liebling Alarich, dessen tiefes Gemüt sich frühzeitig den göttlichen Dingen zuwandte und an religiösen Übungen größere Freude fand, als an dem geräuschvollen Treiben der Welt. Frühzeitig keimte in ihm der heilige Entschluss, auf die Freuden und den Glanz seiner hohen Stellung zu verzichten und in stiller Einsamkeit seine Tage gänzlich Gott zu weihen.

 

Sobald Alarich nach vielen Bitten die Einwilligung seiner lieben Eltern erlangt hatte, begab er sich auf die unwirtliche Insel Ufenau im Zürichsee und baute sich dort eine armselige Einsiedlerhütte. Von aller Welt geschieden, widmete er sich Tag und Nacht dem Gebet und frommen Betrachtungen. Seine kärgliche Nahrung erhielt er wahrscheinlich von dem nahegelegenen Pfäffikon. Wenn aber der See stürmte und jede Annäherung an die Insel unmöglich machte, soll ihm sein Schutzengel das nötige Brot gebracht haben.

 

Nur ein einziges Mal verließ Adalrich seine liebe Zelle, um im Auftrag Gottes ein Werk der christlichen Nächstenliebe zu üben. Er wurde nämlich von Gott zu der heiligen Klausnerin Wiborata geschickt, die in der Nähe von St. Gallen ein höchst strenges und abgetötetes Leben führte, um sie vor übermäßiger Strenge zu warnen. Eilends suchte er die fromme Klausnerin auf und belehrte sie im Auftrag Gottes: „Jeder Baum kann nur so lange sein frisches Grün erhalten, nur so lange Knospen treiben und Früchte tragen, als seine Wurzeln sich von der Erde ernähren. Werden aber die Wurzeln von der nährenden Erde losgerissen und entblößt, dann stirbt der Baum ab. Wisse also, dass Gott dich ermahnt, das Fasten zu mäßigen, damit dein Leib wieder erfrischt und kräftig werde, seinen Dienst wahrzunehmen.“

 

Als Alarichs Oheim, der heilige Abt Eberhard, über der Zelle des heiligen Meinrad eine Kirche und daneben ein prächtiges Kloster errichtete und Ordensgenossen nach der Regel des heiligen Benedikt um sich sammelte, bat auch Alarich um das Ordenskleid und um Aufnahme in das Kloster Einsiedeln. Gern wurde er aufgenommen und gewann durch seinen Eifer in Befolgung der Ordensregeln, durch seine tüchtigen Kenntnisse und die Liebenswürdigkeit seines Charakters eine solche Hochachtung, dass ihn der Abt mit der Verwaltung des Kirchenschatzes betraute.

 

Alarichs Mutter hatte sich nach dem Tod ihres Gemahls Burkhard mit dem fränkischen Herzog Hermann vermählt, der auch das Herzogtum Schwaben vom Kaiser Otto I. zum Lehen erhielt. Nach dem Tod ihres zweiten Gemahls entschloss sich die verwitwete Regulinde, gänzlich der Welt zu entsagen und sich in die kleine Klause auf der Insel Ufenau zurückzuziehen, die ihr Sohn zwanzig Jahre bewohnt und mit dem Glanz seiner Heiligkeit erfüllt hatte. Sie baute dort eine Kapelle zu Ehren des heiligen Bischofs Martinus, und als sie erkannte, dass dies kleine Gotteshaus für die vielen zerstreuten Christen der Umgegend nicht mehr genügte, begann sie den Bau einer größeren Kirche. Aber bevor sie ihr schönes Werk vollendet sah, starb sie selig im Herrn am 20. August 956, betrauert von allen, die ihr edles Herz kannten, besonders von den Armen, denen sie so viele Wohltaten erwiesen hatte.

 

Um das begonnene Werk seiner Mutter auszuführen, kehrte Alarich auf seine liebe Insel Ufenau zurück, und übernahm, als die neue Pfarrkirche zu Ehren der Apostelfürsten Petrus und Paulus von dem heiligen Bischof Konrad von Konstanz eingeweiht worden war, die Seelsorge für die Umwohner des mittleren Sees. Dort waltete er noch vierzehn Jahre seines Amtes zur Ehre Gottes und zum Heil der ihm anvertrauten Herde, und zog sie durch die Kraft seiner Rede, durch die Heiligkeit seines Lebens und die Gabe der Wunder mächtig zu Gott.

 

Als ihm Gott sein nahes Ende offenbarte, ließ er den Abt Gregor von Einsiedeln zu sich kommen, empfing aus dessen Hand die heilige Wegzehrung und entschlief sanft am 29. September 973. Nach reiflicher Prüfung der vielen Wunder, die auf die Fürbitte Alarichs geschahen, wurde er im Jahr 1141 unter die Zahl der Heiligen versetzt.