In der Reihenfolge der Bischöfe von Paderborn steht der heilige Meinwerk an zehnter Stelle, aber in betreff seiner segensreichen Wirksamkeit glänzt er als der besten einer. Als Sohn des sächsischen Grafen Imed und seiner Gattin Athela war er mit dem sächsischen Kaiserhaus verwandt. Sein Bruder Thiederich war bestimmt, die Würde seines Vaters zu erben, seine Schwester Glismod verehelichte sich mit einem Adeligen in Bayern, seine Schwester Azela trat in das Kloster des heiligen Vitus zu Elten, Meinwerk aber wurde von seines Eltern zur weiteren Ausbildung nach Halberstadt, später nach Hildesheim geschickt, wo er mit Herzog Heinrich von Bayern, dem späteren Kaiser Heinrich II., im Streben nach Tugend und Wissenschaft wetteiferte.
Nach Vollendung seiner wissenschaftlichen Vorbereitung trat Meinwerk in den geistlichen Stand und erhielt ein Kanonikat zu Halberstadt. Wegen seiner hohen Geburt, seiner Anhänglichkeit an das Kaiserhaus und seiner gefälligen Sitten wählte ihn Kaiser Otto III. bald nach seinem Regierungsantritt zu seinem Hofkaplan. Auch bei Ottos Nachfolger, Heinrich II., stand Meinwerk in hoher Gunst. Diese beiden Verwandten und Jugendfreunde bewahrten ihr ganzes Leben lang die innigste Freundschaft.
Nach dem Tod des Bischofs Rethar von Paderborn kamen Abgesandte dieser Stadt an den kaiserlichen Hof zu Goslar, mit der Bitte, der Kaiser möge der durch Feuersbrunst heimgesuchten Stadt einen würdigen und tatkräftigen Bischof geben. Der Kaiser beriet sich mit den Bischöfen und Großen des Reiches und aller Augen fielen auf Meinwerk. Die Demut des Hofkaplans sträubte sich anfangs gegen diese Würde, aber in Anbetracht, dass er dem armen Bistum nützlich sein könne, fügte er sich dem höheren Willen, und empfing am 13. März zu Goslar vom Erzbischof Willigis die bischöfliche Konsekration.
Mit Jubel wurde der neue Bischof vom Klerus und der Bürgerschaft Paderborns empfangen. Seine erste Sorge war, den im Jahr 1000 durch Feuer verwüsteten Dom wieder herzustellen und er verwendete dazu sein väterliches Vermögen. Dann besuchte er alle Pfarren seines Bistums, um die Missstände kennenzulernen und Abhilfe zu schaffen. Oft kam er ganz unerwartet und unerkannt, rügte jede Unordnung, predigte überall mit glühendem Eifer das Wort Gottes und wirkte unsäglich viel Gutes für die ihm anvertraute Herde.
In Angelegenheiten des Reiches zog ihn der Kaiser zu Rate (1011) und Meinwerk wusste durch sein Ansehen und seine Klugheit und Milde auf den Reichstagen zu Koblenz und Mainz den Frieden unter den Fürsten herzustellen. Zum Dank erhielt er viele Unterstützungen für seine durch Krieg und Brand sehr verarmte Herde. Im Jahr 1013 begleitete Meinwerk den Kaiser Heinrich II. auf seinem Römerzug und erhielt von seinem Jugendfreund bedeutende Besitzungen für seine arme Kirche. Papst Benedikt VIII., der den Kaiser krönte, schenkte dem Meinwerk kostbare Reliquien für seine Kirche und bestätigte feierlich alle Besitzungen und Privilegien seines Bistums.
In Rom wurde Meinwerk von der Pest befallen. Er machte das Gelübde, wenn er genesen würde, wolle er dem heiligen Alexius eine großartige Kirche bauen. Gott nahm sein Opfer wohlgefällig an und gab ihm in sehr kurzer Zeit die Gesundheit zurück. Auf der Rückfahrt kam Meinwerk mit seinem kaiserlichen Freund nach Clugny und erbat sich von der dortigen berühmten Abtei dreizehn erprobte Benediktinermönche, die er nach Paderborn mitnahm und für die er dort, westlich vom Dom, die Benediktinerabtei Abdinghof stiftete, der er den Mönch Sigehard als ersten Abt vorsetzte (1015). In demselben Jahr weihte er die herrlich vollendete Domkirche ein. Dicht daneben baute er die bischöfliche Wohnung. Zwei Jahre später(1017) baute er an der Nordseite des Domes an die um 800 aufgeführte Geroldskapelle die dreischiffige Bartholomäuskapelle, deren schlanke Säulen und schönen Verhältnisse noch heute die Bewunderung aller Kunstfreunde erregen.
Auch Leiden und Bitterkeiten blieben dem edlen Bischof nicht erspart. Im Kloster Corvey wollte er die verfallene Zucht wieder herstellen, wurde aber mit Schimpf von den Mönchen abgewiesen. Durch Vermittlung des Kaisers wurde der unfügsame Abt abgesetzt und statt seiner Thruthmar zum Abt ernannt. Ein noch tieferes Herzeleid verursachte ihm seine Mutter Athela, die sich nach dem Tod des Grafen Imed mit dem Grafen Balderich vermählt hatte, und von diesem angereizt, ihren eigenen Sohn Thiederich auf der Burg Uplach bei Elten ermorden ließ. Sie wurde zum Tod verurteilt, aber auf die Fürsprache Meinwerks begnadigt. Arm und verlassen starb sie zu Köln, unaufhörlich von ihrem bösen Gewissen gepeinigt.
Zu Ehren des heiligen Alexius baute Meinwerk eine Kapelle, wie er es in Rom gelobt hatte und verlieh ihr das Asylrecht. Auch weihte er die Kirche „Zum heiligen Kreuz“ in Herford ein. Die Stadt Paderborn umgab er mit Mauern, um sie gegen feindliche Einfälle zu schützen. Eine besondere Fürsorge ließ er der Pflege der Wissenschaften angedeihen. An der Domschule zu Paderborn wirkten tüchtige Lehrkräfte in allen Zweigen der Wissenschaften und es gingen ausgezeichnete Männer aus ihr hervor, unter denen ich nur die danach kommenden Bischöfe Altmann von Passau, Anno von Köln, Friedrich von Münster zu nennen brauche.
Die segensreiche Wirksamkeit, die wohlwollende Liebe, verbunden mit einem unermüdlichen Seeleneifer, erwarben dem edlen Bischof die Herzen aller, die ihn kannten. Kaiser Heinrich, sein Jugendfreund, verweilte oft und gern bei ihm, feierte 1013 das Osterfest, 1014 und 1016 das Weihnachtsfest, und verweilte dort mit seiner Gemahlin Kunigunde im folgenden Jahr. Im Jahr 1021 schenkte der Kaiser dem Bischof und der Kirche zu Paderborn die Grafschaft des Grafen Dodico, um Warburg in dem Heffegau, Nethegau und Nithergau gelegen. Im Jahr 1023 schenkte der wieder in Paderborn weilende Kaiser der Kirche daselbst sein Landgut Erwete in Westfalen nebst den Gütern Steini und Hardinghausen.
Bei Kaiser Konrad II., Heinrichs Nachfolger, stand Meinwerk in gleicher Gunst, wie bei diesem. Oft hielt sich der Kaiser bei dem heiligen Bischof von Paderborn auf und feierte dort die Feste des Herrn. Für den Hauptaltar des vollendeten Klosters Abdinghof erhielt Meinwerk von Wolfgang, dem Patriarchen von Aquileja, die Reliquien des heiligen Felix, deren Echtheit ein Wunder erprobte. Bei der feierlichen Einweihung am 2. November 1031 waren der Erzbischof Humbert von Magdeburg, die Bischöfe Godehard von Hildesheim, Sibert von Minden, Sigfried von Münster und noch vier andere zugegen. Meinwerk stattete das Kloster mit reichen Besitzungen aus und ließ sie vom Kaiser bestätigen. In der Klosterkirche wollte er auch begraben sein. Darauf schickte er den baukundigen Abt Wino nach Jerusalem, um das Maß der Kirche des heiligen Grabes zu nehmen. Nach dieser Zeichnung ließ er 1035 im Osten der Stadt, dem sogenannten Bußdorf (Buschdorf) eine Kirche bauen, zu deren Dienst er Kanoniker bestimmte. Schon im folgenden Jahr (1036) weihte er diese Kollegiatkirche ein in Gegenwart des Erzbischofs Bardo von Mainz, Herimann von Köln und Bischof Bruno von Würzburg, und legte seine reichen Erbgüter auf den Altar der Kirche nieder. Insbesondere überwies er diesem Stift den Zehnten von allen geflügelten und vierfüßigen Tieren, die der Haupthof Herwidehusen (Hardehausen) und die dazugehörigen Nebenhöfe Bylnichhusen, Affle und Teninkhusen einbrachten.
Kaum hatte Meinwerk seinen Lieblingswunsch erreicht, als er sich schwach fühlte und niederlegte. Am Vorabend des heiligen Pfingstfestes empfing er mit großer Andacht die heiligen Sterbesakramente und Auge und Herz zum Himmel erhoben, gab er seine Seele in Gottes Hände zurück am 5. Juni 1036. In derselben Stunde starb Boso, Mönch in Corvey, ohne Zeichen von Unwohlsein, im Gespräch begriffen, den Meinwerk vorher vor Gottes Gericht geladen hatte. Der heilige Godehard, Bischof von Hildesheim, erhielt durch höhere Offenbarung Kunde von dem Heimgang seines Freundes Meinwerk und empfahl Gott inständig dessen Seele. Die Gebeine Meinwerks wurden seinem Willen gemäß in der Kirche Abdinghof beigesetzt und bei Aufhebung des Klosters (1803) in die Bußdorfkirche übertragen. Im Jahr 1376 wurde Meinwerk heiliggesprochen.