Heiliger Gamelbert, Pfarrer zu Michaelsbuch, Niederbayern, + 17.1.787 - Fest: 17. Januar

       

Die Großtaten sieggekrönter Feldherrn und berühmter Staatsmänner werden in Geschichtsbüchern der Nachwelt überliefert, aber ihre Namen und Werke sind zumeist mit Blut geschrieben. Was hingegen fromme Seelen im häuslichen Kreis, im stillen Kämmerlein oder in treuer Erfüllung ihres Berufes getan, geduldet und verdient haben, bleibt der Welt gewöhnlich verborgen, nur im Buch der ewigen Vergeltung ist alles aufgezeichnet und wird einst vor allen Völkern offenbar werden, wenn der Herr auch die geheimsten Gedanken und Werke ans Licht zieht.

 

In dem Dorf Michaelsbuch in der fruchtbaren Ebene Niederbayerns wohnte im 8. Jahrhundert ein adeliges, christlich-frommes Ehepaar, von dessen Söhnen sich einer, namens Gamelbert oder Amalbert, durch kindliche Unschuld und Herzensgüte, durch freudigen Gehorsam und tiefe Frömmigkeit auszeichnete. Seine Eltern bestimmten ihn zum Kriegsdienst, aber der friedfertige junge Mann verabscheute die blutigen Fehden, und zog es vor, die Herden seines Vaters zu hüten, weil er in der Stille der Fluren und Wälder seinen Geist zum Gebet und zu frommen Betrachtungen sammeln konnte. Einst war er draußen eingeschlafen. Als er erwachte, fand er ein Buch in seinem Schoß, und dies erschien ihm als ein Wink von Gott, sich dem Priesterstand zu widmen. Ein Geistlicher in der Nachbarschaft unterrichtete ihn und sein ausdauernder Fleiß, verbunden mit anhaltendem Gebet, überwanden alle Hindernisse.

 

Bald nachdem Gamelbert die Priesterweihe empfangen hatte, verlor er seine Eltern durch den Tod. Seine bedeutende Erbschaft verwendete er zur Stiftung einer Pfarrei in Michaelsbuch, in der er fortan fünfzig Jahre bis an sein Lebensende als Pfarrer wirkte. Unter Gebet und Betrachtung, unter Fasten und Abtötung, in väterlicher Sorge um seine geistigen Kinder, und treuer Erfüllung seines geistlichen Amtes brachte er seine Tage zu. Alle seine Einkünfte gab er für Arme und Notleidende hin und litt lieber selbst Hunger, als dass er andere in Not sah. Außer seiner unerschöpflichen Mildtätigkeit war ihm eine unverwüstliche Sanftmut eigen. In seinem eigenen Haus duldete er niemals Unfrieden und wenn er anderswo entzweite Gemüter fand, ruhte er nicht, bis er sie versöhnt hatte. Als einmal die Knechte in seinem Haus miteinander stritten und sich nicht vertragen wollten, entließ er sie mit den Worten: „Lieber keine Knechte, als Unfrieden im Haus.“ Sein Lieblingsaufenthalt war eine kleine Zelle neben der Kirche, wo er in allen freien Stunden im Gebet mit Gott verkehrte und frische Kraft und Freudigkeit in seinem Beruf schöpfte.

 

Nur einmal verließ der seeleneifrige Pfarrer seine geliebte Gemeinde, um zu dem Mittelpunkt der katholischen Einheit, zu den Gräbern der Apostelfürsten in Rom zu wallfahrten und frische Begeisterung für seinen heiligen Beruf zu gewinnen. Auf der Rückreise fand er gastliche Aufnahme in einem Haus, wo eben ein Junge geboren war. Die Mutter bat den Heiligen, ihr Kind schleunigst zu taufen, weil es sehr schwächlich war. Gern erfüllte Gamelbert den frommen Wunsch der Eltern und sah im prophetischen Geist die ganze Zukunft des Kindes. Vor seiner Abreise empfahl er den Eltern dringend, ihr Kind sorgfältig zu erziehen, denn es würde einst sein Nachfolger werden. Dann reiste er heim und wirkte mit unermüdlichem Seeleneifer in seinem Beruf fort. Wenige Tage vor seinem Tod kam der inzwischen zu einem stattlichen Mann herangewachsene Junge in Michaelsbuch an, sein Nachfolger zu werden. Es war der selige Utto, dessen sorgfältige Vorbereitung auf den geistlichen Stand zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Gamelbert stellte ihn seinen Pfarrkindern als seinen Nachfolgern vor, empfing dann die heiligen Sterbesakramente und entschlief gottselig im Herrn am 17. Januar 787. Zum Grab des Heiligen wallfahrteten viele Pilger und Hilfsbedürftige und es geschahen dort viele Wunder.

 

Was der heilige Gamelbert vorausgesagt hatte, erfüllte sich. Utto wurde sein Nachfolger als Pfarrer von Michaelsbuch und trat in die Fußstapfen seines Vorgängers. Als die barbarischen Horden der Avaren ins Land einfielen und das ganze Donaugebiet verwüsteten, flüchtete Utto in einen dichten Wald oberhalb Deggendorf. Als ihn dort Karl der Große auf der Jagd fand, beauftragte er ihn, dort ein Kloster zu bauen und schenkte ihm dazu alles Land ringsum. So entstand das Kloster Metten, dessen erster Abt Utto wurde. Papst Leo III. sandte ihm einen Hirtenstab mit der Inschrift: „Was der Herr dem Petrus, gibt Petrus dem Utto.“ Nachdem er 24 Jahre dem Kloster vorgestanden hatte, starb er hochbetagt am 3. Oktober 813, auf welchen Tag sein Gedächtnis gefeiert wird.