Heiliger Wiho, Bischof und Bekenner von Osnabrück, + 20.4.805 – Fest: 20. April

       

Von den vielen Bistümern, die Karl der Große nach Unterwerfung der heidnischen Sachsen in Deutschland gründete, war Osnabrück der Zeitfolge nach das erste. Es gehörte zur Kölnischen Kirchenprovinz und seine Stiftung fällt in das Jahr 776. Die neu gegründete Kirche wurde zu Ehren des heiligen Petrus und der heiligen Märtyrer Crispin und Chrispinian eingeweiht und mit reichen Gütern und Freiheiten ausgestattet. Es lag dem Kaiser sehr daran, für das neue Bistum einen Kirchenfürsten von ausgezeichneter Heiligkeit und Tüchtigkeit zu gewinnen, um die barbarischen Sachsen zum christlichen Glauben zu führen. Einen solchen Bischof erkor er in Wiho.

 

Wiho oder Guiho stammte aus Leuwarden in Friesland, wo das Christentum durch die apostolische Wirksamkeit des heiligen Willibrord und des heiligen Bonifatius bereits gegründet war. Von früher Jugend an widmete er sich dem geistlichen Stand und legte den Grund zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung und seinen hervorragenden Tugenden im Seminar zu Utrecht, das in damaliger Zeit in hoher Blüte stand. Seine leichte Fassungsgabe und seine Begeisterung für alles Edle und Göttliche ließen ihn nicht nur glänzende Fortschritte in der lateinischen und griechischen Sprache machen, sondern auch in religiöser Vollkommenheit herrlich leuchten. Zum Priester geweiht, predigte er mit unermüdlichem Eifer das Evangelium in Friesland und gewann so reiche Früchte und so hohes Ansehen, dass der Ruf seiner Tugenden und seines segensreichen Wirkens bald zu den Ohren des Kaisers drang.

 

In jener Zeit machte der christliche Glaube in Westfalen bedeutende Fortschritte, der heidnische Aberglaube schwand mehr und mehr, der stolze Nacken der Sachsen beugte sich vor der Übermacht der christlichen Franken, und der große Kaiser Karl erkannte in der Gründung fester Bischofssitze das wirksamste Mittel, um das Christentum dauernd in den eroberten Landen zu befestigen. Deshalb gründete er zuerst den bischöflichen Stuhl zu Osnabrück, und als er Umschau hielt, um einen Priester von vollendeter Heiligkeit und von unerschütterlichem Mut für ein so schwieriges und gefahrvolles Unternehmen zu entdecken, wählte er aus einer Anzahl ausgezeichneter Männer den heiligen Wiho, der bald darauf von Papst Hadrian oder von Alfrid, dem Bischof von Lüttich, geweiht wurde. Wiho enttäuschte nicht die Hoffnung, die Kaiser Karl schon längst auf seinen Eifer und seine Tugend gesetzt hatte. Keine Arbeit war ihm zu hart, keine Reise zu lästig, kein Weg zu rau und beschwerlich. Lehrend und predigend ging er von Ort zu Ort bis zum entlegensten Weiler, und erreichte mit seinem unermüdlichen Eifer und seiner liebevollen Fürsorge, dass in kurzer Zeit die ganze Diözese von der Verehrung der heidnischen Götzen zum christlichen Glauben überging. Um seine Errungenschaften für die Kirche Jesu Christi dauernd zu befestigen, baute der eifrige Bischof neben seiner Kathedralkirche ein prächtiges Kollegium für Kanoniker, sorgte für den Unterhalt der Geistlichen, errichtete Pfarreien und Kirchen und bestellte für sie tüchtige Priester und Pfarrer. In Osnabrück gründete er ein Gymnasium mit griechischer und lateinischer Schule und übernahm selbst die Leitung mit dem glücklichsten Erfolg für die sächsische Jugend, die mit inniger Verehrung zu ihrem berühmten Lehrer aufschaute. In dem Stiftungsdiplom vom 20. April 804 schreibt Karl der Große an Wiho: „Wir bestimmen, dass an diesem Ort für ewige Zeiten griechische und lateinische Schulen bestehen, und vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit, dass die Kenntnis beider Sprachen dort niemals unter den Geistlichen mangele.“ Von jener Zeit blühte in jenen Schulen das Studium beider Sprachen viele Jahrhunderte lang.

 

Nachdem der heilige Bischof Wiho unsterbliche Verdienste um die Ausbreitung und Befestigung des Christentums in seinem Bistum gewonnen hatte, legte er sein müdes Haupt nieder, um sich von dem Allvergelter den Lohn für seine Arbeit auszahlen zu lassen. Am 20. April 805 ging er zur ewigen Ruhe ein.

 

Die Osnabrücker Chronik, die Erdwin Erdmann um das Jahr 1050 verfasste, rühmt die besonderen Tugenden und die glänzende Heiligkeit Wihos und sagt in kurzen Zügen: „In seinem Amt war er fleißig, unermüdlich im Seeleneifer, um das Sachsenvolk zu bekehren, über das er zum Hirten bestellt war. Nachdem er viele Widerwärtigkeiten erduldet hatte, entschlief er arbeitsmüde und hochbetagt heilig im Herrn, nachdem er seiner Kirche dreißig Jahre vorgestanden hatte.“