Seliger Liborius Wagner, Konvertit, Priester, Märtyrer, + 9.12.1631 – Gedenktag: 9. Dezember

 

In der Pfarrkirche zu Klosterheidenfeld bei Schweinfurt im nördlichen Bayern liegt Liborius Wagner begraben. Seit seinem Tod am 9. Dezember 1631 hatte man den Mann vergessen, und erst 1931, dreihundert Jahre später, zeigten sich Bemühungen, die, so Gott will, einmal zur Heiligsprechung führen werden. Sicher verdient der Vergessene die Ehrung, und unser Kalender hätte wieder einen glorreichen Namen mehr von einem Helden, dessen Lebensgeschichte vorzüglich in die Advents- und Weihnachtszeit hineinpasst.

 

Liborius Wagner ist ein Sohn des Thüringer Landes. Im dortigen Mühlhausen wurde er als Kind protestantischer Eltern geboren, die ihren Kindern im guten Glauben eine protestantische Erziehung angedeihen ließen.

 

Liborius fühlte sich ruhig und gesichert in seinem protestantischen Glauben. Dieser Zustand änderte sich aber, als er aus der schlichten Frömmigkeit des gutgläubigen Elternhauses schied und auf den Hochschulen in Leipzig und Straßburg die Sprachwissenschaft studierte. Da steigen ihm Zweifel an der Echtheit seines bisherigen Glaubens auf, und weil er ein ernster und ehrlicher Mensch war, schlug er die innere Unruhe nicht nieder, sondern las oft im katholischen Katechismus. Deswegen wurde er aber nicht viel klüger, nur die Unsicherheit im protestantischen Glauben nahm von Tag zu Tag zu, und immer heller zeigte sich vor seinem Blick in der Ferne das Licht des wahren katholischen Glaubens. In Wagners Leben war der Advent angebrochen, und alles kam nun darauf an, ob der edle junge Mann den Mut besaß, dem Licht zu folgen, dann würde es bald Weihnachten für ihn werden.

 

Gott sei Dank, Liborius Wagner hatte den Mut. Als ehrlicher Wahrheitssucher ging er dem Licht in der Ferne nach und begab sich nach Würzburg in katholisches Land an die dortige Hochschule. Streng prüfte er in Würzburg katholische Lehre und katholisches Leben. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, so dass er sehend wurde und die Wahrheit der katholischen Kirche erkannte. Liborius Wagner kehrte zur katholischen Mutterkirche zurück. Unentwegt war er im dunklen Advent seiner begnadeten Zweifel dem Licht gefolgt, und da war es selige Weihnacht in seinem Leben geworden.

 

Liborius Wagner gehörte nicht zu jenen, die auf halbem Weg stehenbleiben. Weil er katholisch geworden war, wollte er auch ein ganzer Katholik sein. Deshalb wechselte er über in die Gottesgelehrtheit, wurde mit zweiunddreißig Jahren zum Priester geweiht, war anschließend irgendwo Kaplan und erhielt ein Jahr später die Pfarrei Altenmünster bei Schweinfurt, wo ihn ein schwieriger Wirkungskreis erwartete, denn die dortige Gemeinde war größtenteils zum protestantischen Glauben übergetreten.

 

Da war der neue Pfarrer am rechten Platz, denn er kannte beide Bekenntnisse von Grund auf. Dazu war er ein eifriger Priester, untadelig im Wandel, adelig in der Gesinnung, ein Meister der Liebe in Wort und Werk, wie es jene Leute oft sind, die nach harten Kämpfen aus innerer Überzeugung den Heimweg zur katholischen Kirche fanden. Bald erstarkte die katholische Gemeinde in Wagners Pfarrei, und es war nur eine Frage der Zeit, bis Altmünster wieder katholisch war.

 

Dieser Erfolg war für den guten Seelenhirten wie ein immerwährendes Weihnachtsfest voll Freude und Jubel. Gleich nach Weihnachten folgt jedoch der Stephanstag. Auch bei Pfarrer Wagner war es so. Damals stand der Dreißigjährige Krieg mit seinen grausigen Schrecken auf dem Höhepunkt. Die mit Recht gefürchteten Schweden fielen in Bayern ein. Liborius Wagner wurde verhaftet, und weil er sich weigerte, den katholischen Glauben zu verleugnen, verfuhr man gegen ihn, den „Abtrünnigen“, wie ihn die Schweden verleumderischer Weise bezeichneten, auf unmenschliche Art. Man prügelte ihn fast zu Tode, schnitt ihm die Wangen auf, rieb die Wunden mit Salz ein, schlug mit einem Hammer auf seine Hände, renkte ihm die Arme aus und vollführte andere Grausamkeiten mehr, fünf Tage lang, aber des gemarterten Priesters siegreiche Antwort auf alle Qualen blieb stets die gleiche: „Ich will katholisch sterben!“

 

Katholisch ist der selige Liborius Wagner dann auch gestorben, als ein Offizier ihm den Gnadenstoß gab. Der ehrliche Wahrheitssucher war über Advent und Weihnachten ein Held wie Stephanus geworden. Das war das schöne Ende eines schönen Lebens, das allen ein vorbildliches Beispiel der Treue zum heiligen katholischen Glauben gibt.

 

 

Die Seligsprechung erfolgte am 24. März 1974 durch Papst Paul VI.