Heiliger Benedikt von Avignon, Laie, Bekenner und Ordensstifter, Frankreich,+ 14.4.1184 - Fest: 14. April

 

Der heilige Benedikt, der wegen seiner Jugend auch Benezet oder Benediktchen genannt wurde, hütete die Herde seiner Mutter. Tugendhaft und gottesfürchtig war er erzogen. Den Beweis lieferte er dadurch, dass er auf dem Feld mehrere Stunden im Gebet zubrachte und auch sonst einen sehr unschuldigen Lebensstil führte.

 

So wenig vorauszusehen war, dass der Name dieses Hirtenjungen einst in der Kirchengeschichte glänzen würde, so lieb hatte ihn Jesus gewonnen, und man behauptet, Benedikt sei erst 12 Jahre alt gewesen, als er einst auf dem Feld im Jahr 1177 dreimal hintereinander folgende Worte deutlich vernahm: „Benedikt, mein liebes Kind, höre die Stimme Jesu!“

 

Benedikt sah sich nach allen Seiten um, sah aber niemanden. Als er die Stimme zum dritten Mal hörte rief er laut: „Wer bist du denn, mein Herr, der du mit mir redest! Ich höre dich zwar, aber ich sehe dich nicht.“ Hierauf erklang eine Stimme, die sagte: „Fürchte dich nicht, mein Kind! Ich bin Jesus Christus, dein Gott.“

 

Beim Hören dieser Worte fiel der kleine Benedikt auf seine Knie nieder und rief: „Was willst du denn, was soll ich tun?“ „Ich will“, erwiderte die Stimme, „dass du deine Herde verlässt und über den Rhonefluss eine Brücke baust.“

 

„Aber Herr“, antwortete Benedikt, „ich weiß ja nicht, wo dieser Fluss ist, und ich darf meine Schafe nicht verlassen.“

 

„Sei du nur gehorsam“, sagte Christus, „deine Schafe will ich versorgen. Du wirst auch gleich einen Begleiter haben, der dich zu diesem Fluss führen wird. Tue nur, was ich dir sage.“ Noch wollte sich Benedikt einen Einwand erlauben und sagte daher: „Aber womit soll ich denn eine Brücke bauen? Ich habe nicht mehr als drei Heller bei mir, die reichen ja sicherlich nicht.“ „Setze du nur“, war die Antwort Jesu, „dein Vertrauen auf mich und verscheuche aus deinem Geist alle übrigen Sorgen.“

 

Benedikt wusste nun keine Einwendungen mehr. Er glaubte der Stimme folgen zu müssen, bezeichnete sich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und ging fort. Aber bald bemerkte er auch schon einen jungen Mann neben sich, der höchst freundlich zu ihm sagte: „Ich bin da, um dich an den Fluss zu begleiten, worüber du eine Brücke bauen sollst.“ Wer kann wohl diese Geschichte lesen, ohne an den Beruf des kleinen Samuel zu denken und an den Reisegefährten des jungen Tobias? Wie Tobias glücklich an den Ort seiner Bestimmung unter dem Schutz des Engels Raphael kam, so gelangte auch Benedikt unter der Leitung und dem Schutz des Engels, den ihm Christus zugesendet hatte, bis an den Ort, wo die Brücke über die Rhone erbaut werden sollte.

 

Benedikt staunte, als er diesen Fluss sah; und nachdem er sowohl die Breite des Flusses und dessen Geschwindigkeit beobachtet hatte, sprach er zu seinem Begleiter: „es ist ja nicht möglich, dass hier eine Brücke erbaut werden kann.“

 

„Lege doch“, erwiderte der Engel, „alle Furcht ab; tue, was Gott dir befohlen hat. Fahre mit dem Schiff über den Fluss, gehe in die drüben gelegene Stadt Avignon zum Bischof und sage ihm, was Gott dir befohlen hat.“

 

Benedikt befolgt den Befehl seines Begleiters, er steigt in das bereitliegende Schiff, er sieht sich um, will sehen, warum sein Begleiter ihm nicht nachfolgte; aber der ist verschwunden. Jetzt wollte Benedikt erst einmal über alles, was bisher geschehen und ihm unbegreiflich war, nachdenken, aber das Schiff, auf dem er sich befand, trieb plötzlich ohne Schiffmann vom Ufer ab und er erkannte darin die Hand des Herrn, der ihn so wundervoll leitete. Ganz getrost, ermutigt und kraftvoll trat er daher am anderen Ufer von dem Schiff und bat einen Jungen, ihm die Wohnung des Bischofs zu zeigen. Gerne erfüllte der Kleine die Bitte Benedikts. So meldete er sich beim Bischof an, wird vorgelassen, und als er ihm gesagt hatte, er sei von Gott geschickt mit dem Befehl, bei dieser Stadt Avignon eine Brücke über die Rhone zu erbauen, lächelte der Bischof, denn er glaubt, der arme Hirtenjunge sei verrückt im Kopf. Er verwies ihn daher zum Stadtvogt, ja er ließ ihn zu ihm geleiten, in der Meinung, dieser werde dem Jungen schon den rechten Ort zur Verpflegung anweisen.

 

Benedikt geht ruhig zum Stadtvogt und diesem vorgestellt sagt er: „Herr, ich bin von Gott geschickt, hier eine Brücke über die Rhone zu erbauen; ihr müsst mir dabei behilflich sein.“ Hatte der Bischof von Avignon gelächelt, nachdem er des Hirtenknaben Erklärung vernommen hatte, so spottete laut der Stadtvogt darüber. Um den Einfältigen, wie er dachte, wieder loszuwerden, zeigte er auf einen sehr großen in seinem Hof herumliegenden Stein, den kaum dreißig Männer hätten bewegen können, und sprach zu Benedikt: „Da nimm diesen Stein und lege damit den Grund zu deiner Brücke!“

 

Der kleine Benedikt freute sich sehr, als er das hörte. Die Anwesenden lachten laut. Doch Benedikt geht zu dem Stein, machte das Zeichen des heiligen Kreuzes über ihn, ergreift ihn, legt ihn auf seinen Kopf und trägt ihn zu allgemeinem Erstaunen mit solcher Geschwindigkeit bis an den Fluss, als wenn er eine nur wenige Pfunde schwere Last zu tragen hätte. Nun lächelte, nun spottete man nicht mehr, nun bewunderten alle den unschuldigen Hirtenjungen, denn so wie der Stadtvogt und der Bischof, so hatten Tausende den Jungen gesehen, wie er den so großen Stein mit Geschwindigkeit an das Ufer getragen hatte. Was indes noch weit mehr die Vermutung der Einwohner Avignons bestärkte, dass Gott diesen Jungen zur Ausführung dieses großen Werkes erwählt habe, bestand darin, dass viele, die die Kleider des Jungen berührt hatten, von allen ihren Krankheiten sich geheilt fühlten. Achtzehn solche Wunder wurden schon am ersten Tag bekannt, unzählige weitere folgten nach.

 

Jedermann trug nun gerne etwas zur Erbauung der Brücke bei. Mehrere brachten Geld, andere boten ihre freiwillige Arbeit an, und zwar so, dass noch in demselben Jahr der Bau begonnen werden konnte. Tausend Hände waren beschäftigt, die nötigen Materialien herbeizuschaffen, und Benedikt, der die Aufsicht über alles führte, ordnete mit solcher Weisheit das Ganze an, dass man immer mehr und mehr die Hand desjenigen erkannte, der diesen unschuldigen Hirtenjungen zur Anordnung dieses großen Werkes herbeigeführt hatte.

 

Der Grundstein, den Benedikt selbst herbeigetragen hatte, wurde mit größter Feierlichkeit endlich gelegt, und Benedikt ermunterte durch eine Menge Wunder den Eifer der Arbeitenden, denen es nicht mehr schwer fiel, zur Vollendung der Brücke beizutragen, die zu 18 Schwibbögen und 1340 Schritten Länge berechnet war. Der Ausführung dieses Werkes setzten sich in der Folge oft sehr große, fast unüberwindlich scheinende Hindernisse entgegen. Aber Benedikt verlor den Mut nicht, er nahm zum Gebet seine Zuflucht, ermunterte dazu auch die Einwohner der Stadt, die sich gerne seiner Leitung und Anweisung unterwarfen, während er bei Tag und Nacht zu Gott, als dem Vater des Lichtes, um Erleuchtung flehte.

 

Schon war der dritte Pfeiler seiner Vollendung nahe, als Benedikt auf ihm in einer angeordneten Vertiefung eine Kapelle erbauen ließ, in der er begraben zu werden verlangte, und wo er auch, so lange er noch lebte, während des Brückenbaues seine Andacht zu Gott verrichtete.

 

Die Vollendung der Brücke erlebte Benedikt nicht mehr, denn elf Jahre brauchte man zu ihrer vollkommenen Fertigstellung, er aber starb schon im Jahre 1184, als der Bau erst im letzten Drittel der Arbeit begriffen war. Allgemein war die Trauer der Einwohner der Stadt Avignon beim Tod des bewunderungswürdigen Benedikt. Mit großer Feierlichkeit wurde er in die Kapelle der Brücke, wie er es verlangt hatte, begraben, und bemerkenswert ist, dass der übrige Teil der Brücke in der Folge der Zeiten zwar wieder zerstört wurde, jener Teil aber noch unversehrt ist, worauf die Kapelle mit den Reliquien des heiligen Benedikt sich befindet, und dass sein Grab durch viele Wunder, die Gott auf seine Fürsprache wirkte, verherrlicht worden sei. In der Nähe dieser Brücke wurde auch ein Hospital erbaut, in dem auch Religiosen wohnten, bekannt unter dem Namen: die Brückenmacher. Man behauptete früher, der heilige Benedikt habe dieses Hospital ebenfalls erbaut, ja, er selbst sei der Stifter der Religiosen gewesen. Es unterliegt aber keinem Zweifel mehr, dass dieses Hospital erst nach des heiligen Benedikt Tod erbaut worden sei. Es mag vielleicht seine Absicht gewesen sein, ein Hospital zu erbauen, und darin den Arbeitern lebenslänglich Obdach und Nahrung zu geben, die sich beim Brückenbau besonders durch ihren Fleiß ausgezeichnet hatten. Danach wurden hier Pilger aufgenommen und solche Leute, welchen die Pflicht oblag, die Brücke in gutem Zustand zu erhalten.