Selige Johanna Benigna Gojos (1615-1692), Laienschwester in Turin, + 5.11.1692 – Gedenktag: 5. November

Symbolbild Allerheiligen

 

Unter den frommen Töchtern des heiligen Franz von Sales, die sich durch eine zärtliche Verehrung für Maria hervorgetan haben, strahlt Johanna Benigna Gojos, im Kloster der Heimsuchung zu Turin, mit einem lieblichen Glanz.

 

Diese edle Seele war während ihres Lebens und bei ihrem Tod die Erbauung aller ihrer Schwestern.

 

Im Monat August des Jahres 1647 suchte der Herr seine Braut mit einer furchtbaren Krankheit heim, der sie beinahe unterlegen wäre. Die Ärzte erklärten, sie nicht zu erkennen, und die Arzneimittel trugen anstatt Linderung zu verschaffen, nur noch zu ihren Schmerzen bei. Innerlich von dem Verlangen nach Genesung und Gott um ihre Gesundheit anzurufen getrieben, versuchte sie eines Tages sich auf ihrem Bett auf die Knie zu werfen. Da sie sich aber erinnerte, dass sie von ihrer Superiorin die Erlaubnis nicht hatte, darum zu bitten, nahm sie sogleich ihre gewöhnliche Lage wieder ein. Noch während zweier Tage litt sie schreckliche Schmerzen. Am 12. Jenes Monats aber, gegen Mittag fühlte sie sich mit einem Mal vom Geist Gottes ergriffen und in ihm verzückt, vermöge eines gänzlichen Stillstands aller Seelenkräfte und einer Entäußerung aller Sinne. Ihre Seele wurde gleichsam in den Himmel versetzt, um darin des Anblicks der heiligsten Jungfrau auf ihrem Thron der Glorie zu genießen. „Ach Gott!“ sagte sie, „wer vermag die Schönheit und Größe dieser unvergleichlichen Königin zu schildern! Sie ist der Art, dass ihr Anblick allein eine Seele glücklich machen kann. Ich sah um diese höchste Königin eine unendliche Zahl von Heiligen geschart, die gleichsam einen ungeheuren Lichtkreis um Maria bildeten und ihr tausend Loblieder sangen; was mich in meinem verzückten Geist zu dem Gedanken veranlasste, es seien diese Seelen ebenso viele Königinnen von Saba, die in diesem himmlischen Jerusalem die unvergleichliche Mutter des ewigen Salomon preisen. Jeder ihrer Blicke, jede ihrer Bewegungen, vermehrte die leuchtende Klarheit, in der ich sie erblickte, in dem Maß, dass dieses Licht bis zu mir drang und mich umfloss. Diese glorreiche Mutter des Erlösers schien mir einmal sich zu erheben und mit ehrfurchtsvoller doch lieblicher Majestät einen Gegenstand anzubeten, der meinem Auge entrückt war, da er wie von einem leuchtenden Dunkel umgeben und bedeckt war, dessen Glanz das stärkste Auge nicht hätte ertragen können. Der Widerschein dieses Gegenstandes, der auf mich fiel, erfüllte mich mit einer so süßen Salbung, dass ich mich sozusagen, in dieser Süßigkeit verlor. Man gab mir zu erkennen, allein auf eine Weise, die nicht unter die Sinne fällt, noch von meinem eigenen Verstand begriffen, noch durch den erhabensten, gelehrtesten und zartesten menschlichen Ausdruck geschildert werden kann, dass dieser unendliche Gegenstand, den ich nicht erblickte, die Gottheit sei. Ach Gott! Dieses Erkennen!!! Ich würde es zu tief herabsetzen, wollte ich nur davon reden, so dass Schweigen die beste Art ist, die man wählen kann, um das Wesen und die Größe solcher Erbarmungen auszudrücken. Auch fand ich nicht, dass man an dieser erhabenen Stätte sich anders als durch diese stumme Sprache mitteilt, was mir ihre Heiligkeit und glorreiche Majestät um so viel deutlicher machte.

 

Diese höchste Königin des himmlischen Reiches bat sodann Jesus, ihren Sohn, um meine Genesung und die Verlängerung meines Lebens, was ihr sogleich gewährt wurde. Allein erst am Tag ihrer glorreichen Himmelfahrt fand ich mich, nachdem mein Geist wieder zu sich gekommen war, gänzlich geheilt und imstande aufzustehen.

 

Der Herr forderte mich einmal auf, von dieser keuschesten Jungfrau zu reden, um ihre Ehre zu erhöhen. Ich erlaubte mir ihm zu antworten: Ach Herr, was kann ich sagen, das ihrem Reichtum an Lieblichkeit und Glorie nahe käme? Der göttliche Erlöser antwortete mir: Sage, was du gesehen hast. Dies strömte durch eines jener innigen Worte in mein Herz, die süßer sind als der Honig, die mich die Wahrhaftigkeit der Stimme meines Bräutigams erkennen lassen, dessen Lippen die Gnade durch den Eindruck des Friedens verleihen, den sie in der Seele zurücklassen. Ich werde deshalb sagen, o Jesus, dass ich deine siegreiche Mutter in ihrer höchsten Glorie geschaut habe auf einem Thron über den Chören der Engel, und dass alles, was nicht Gott und Jesus ist, unter ihr steht, dass du von der wundervollen und unbegreiflichen Höhe deiner Herrlichkeit auf sie, wie auf den Gegenstand deiner Wonne herabblickst, und dass sie zum Teil die aller Seligen ausmacht.

 

Hiernach muss dein armes Geschöpf auch noch bekennen, dass ihr die Erkenntnis wurde, die erhabene Größe Mariens und die Erhöhung ihres Triumphes seien auf die Tiefe ihrer Demut gebaut. Ja die Demut ist es, die sie zur Mutter Gottes machte, und auch die Demut ist es, die sie über die Heiligen und selbst über die Seraphim erhebt.

 

Zum Schluss endlich glaube ich, versichern zu können, dass die Herrlichkeit Mariens hienieden von keiner Seele begriffen werden kann, die noch in einem sterblichen Leib lebt, und dass sie hinreichen würde, die Heiligen zu beseligen, wenn sie Gott, der ihre wesentliche Seligkeit ausmacht, nicht kennen würden.“