Selige Biunda Foschi, Witwe zu Rimini, Italien, + 2.9.1411 – Gedenktag: 2. September

(Symbolbild Allerheiligen)

 

Biunda Foschi musste wohl das Schwerste erfahren, was eine Mutter treffen kann. Sie lebte um das Jahr 1400 und war aus vornehmem Geschlecht zu Verruculo, einem Städtchen der Landschaft Emilien, im Bistum Rimini, entsprossen. Mit einem ebenfalls vornehmen jungen Mann verehelicht, fehlte ihr zu ihrem zeitlichen Glück nichts, als seine längere Dauer. Wenige Jahre nach der Vermählung starb ihr Gatte und hinterließ die junge Witwe in der tiefsten Trauer. Ein Söhnlein, der einzige Spross dieser Ehe und die Hoffnung der Familie, war noch ihr Trost und ihre Freude, allein auch dieses sollte sie verlieren.

 

In jenem Zeitalter war keine noch so kleine Stadt Italiens frei von Parteiungen und Zwietracht. Die Bürger, und besonders die adeligen Familien, befeindeten einander mit dem bittersten Hass. So hatte auch die Familie der Foschi ihre Feinde, die nur auf eine Gelegenheit lauerten, ihrer Rachsucht freien Lauf zu lassen. Solange der Vater Biundas und ihr Gemahl lebten, wagten sie es nicht, ihren Hass gewalttätiger Weise zu offenbaren. Nachdem aber beide gestorben waren, gossen sie das ganze Gift der Feindseligkeit auf die junge Witwe und ihren Sohn, als den letzten Nachkommen der Familie Foschi, aus. Biunda hatte kaum die Trauerzeit über den geliebten Gatten vollendet, als man ihr eines Tages die Leiche ihres gewaltsam getöteten Kindes brachte. Den Feinden der Familie war es gelungen, es in ihre Gewalt zu bekommen und zu töten. Biunda war sonst eine Frau von hoher Tugend, allein der Anblick des ermordeten Kindes, der einzigen Freude ihres Lebens, empörte ihre ganze Natur. Drei Tage und drei Nächte brachte sie in der heftigsten Aufregung zu. Die Gefühle des Schmerzes und die Gedanken und Pläne der Rache raubten ihr Ruhe und Schlaf. Aber der Hass der Feinde ihres Hauses war noch nicht gesättigt. Sie treiben ihn auf den Grad der Unnatürlichkeit und Entmenschung. Biunda wurde eines Tages während dieser Jammerzeit zur Tafel gerufen. In ihrer heftigen Aufregung, in ihrer Bitterkeit des Herzens vermochte sie nicht zu unterscheiden, was sie genoss. Mechanisch streckte sie die Hand nach der dargebotenen Speise aus, mehr aus Gewohnheit und um dem Zureden zu genügen, als um ein Bedürfnis des Hungers zu stillen. Da traten die Feinde hervor, und fragten sie höhnend, wie das Herz ihres Sohnes schmeckt. – Die Unmenschen hatten den Leib des ermordeten Knaben geöffnet, ihm das Herz herausgerissen, es wie eine andere Speise kochen lassen und Sorge getragen, dass es der Mutter beim Mittagsmahl vorgesetzt wurde. Biunda hatte vom Herzen des eigenen Kindes gegessen, und die entmenschten Schlächter wollten sich am Jammer der Mutter weiden, den ihr die Nachricht hierüber bereitete. Wer wollte beschreiben, was die Mutter bei dieser entsetzlichen Nachricht empfunden hat. Allein, wer vermag auch die Ratschlüsse des Herrn zu erforschen, wenn er die Seinigen zu sich ziehen will, und wie groß ist nicht die Macht seiner Gnade. Voll Versöhnlichkeit opferte sie ihr Leid Marien auf. Zur Belohnung hierfür erschien ihr der Herr mit seiner jungfräulichen Mutter und empfahl ihr, Biunda ebenso als Tochter anzunehmen, wie sie einst den heiligen Johannes als Sohn angenommen hat. Voll Dank Gott gegenüber trat sie darauf in den Dritten Orden der Dienerinnen Mariens, wo sie reich an Verdiensten starb am 2. September 1411.