Heiliger Petrus von Policastro, Bischof in Italien, Abt von Cave, OSB, + 4.3.1122 – Fest: 4. März

 

Der heilige Petrus, entsprossen aus dem edlen Geschlecht der Pappacarboni von Salerno, hatte zu  seinem Oheim väterlicherseits den heiligen Alpherus oder Alfier, den Stifter und ersten Abt des Klosters Cave, in derselben Provinz, und wurde unter der Aufsicht dieses gottesfürchtigen Mannes (+ 1050) erzogen. Unter dem Abt Leo, dem Nachfolger seines Oheims, legte er die Klostergelübde ab und widmete sich allen Bußübungen mit solchem Eifer, dass es schien, als wollte er die alten Einsiedler in ihrer strengen Lebensart nachahmen. Bald fand er die Regel des Klosters zu gelinde, und zog sich, während der Fastenzeit, mit einigen Broten versehen, auf den Hügel eines benachbarten Berges zurück, wo er alle Gemeinschaft mit den Menschen vermied und in steter Betrachtung göttlicher Dinge lebte. Einige Zeit darauf hörte er viel Löbliches und Erbauliches von der Abtei Cluny in Frankreich. In heißer Sehnsucht nach höherer Vollkommenheit, zu der er in diesem berühmten Kloster gelangen zu können glaubte, entschloss er sich, dahin zu gehen. Begleitet von den Segenswünschen seines Abtes und in Gesellschaft einiger Brüder des Klosters Cave, machte er sich etwa um das Jahr 1068 auf den Weg und kam glücklich zu Cluny an, wo er von Hugo VI., dem Abt des Klosters, sehr freundschaftlich aufgenommen wurde. Petrus blieb daselbst fünf Jahre, nicht um sich bloß mit der Ordensregel bekannt zu machen, sondern auch um sie mit dem größten Eifer in Ausübung zu bringen. Nach Verlauf dieser Zeit schickte ihn der heilige Hugo wieder in sein Kloster nach Cave zurück, mit allen Beweisen der Achtung und Liebe. Die Meinung, die man von seinen Tugenden und Wissenschaften gewonnen hatte, war so groß, dass ihn, kurze Zeit nach seiner Rückkehr aus Frankreich, die Geistlichkeit und das Volk von Polieastro zum Bischof verlangten, und ihn, durch Vermittlung des Fürsten Gisulfus I. von Salerno, auch erhielten. Petrus suchte sich an das, mit diesem beschwerlichen Amt dort und da verbundene geräuschvolle Leben zu gewöhnen, aber die Liebe zur Einsamkeit und zum beschaulichen Leben führten ihn bald wieder zu seiner ersten Lebensweise zurück. Er legte deswegen seine Bischofswürde nieder und ging wieder in sein Kloster, um in stiller Zurückgezogenheit sein Heil zu wirken.

 

Mit unglaublicher Freude empfing in der Abt Leo und ernannte ihn sogleich zum Vorsteher des Klosters. Die Ordensbrüder verbanden ihre Bitten mit denen des Abtes, um Petrus zur Annahme dieser Stelle zu nötigen, doch bald reute es ihn wieder. Er wollte den Orden nach der Regel reformieren, die er zu Cluny kennengelernt hatte. Da er aber sah, dass sie sich gegen ihn auflehnten und selbst den guten Abt Leo auf ihre Seite zu ziehen versuchten, der ihnen seither mit großer Nachsicht vorgestanden hatte, verließ er sie, um allen Streit zu vermeiden, und zog sich in ein Kloster zurück, mit einigen Ordensbrüdern, die mit der Verbesserung, die er ihnen vorgeschlagen hatte, zufrieden waren. Indes gingen Leo und die übrigen Ordensbrüder in sich, erkannten ihr Unrecht, und baten ihn, wieder zurückzukehren, mit dem Versprechen, ihm in allem zu folgen. Er glaubte ihnen und hatte bald die Freude zu sehen, dass die Ordensregel von Cluny, die man früher wegen ihrer Strenge verworfen hatte, nun allgemein angenommen wurde. So legte er den Grund zu der herrlichen Kongregation von Cave in Italien. Der Ruf seiner Heiligkeit verschaffte ihr einen solchen Zuwachs, dass man täglich Personen aus allen Ständen in diesen Orden, als einem sicheren Hafen des Heils, treten sah. Er legte mehr als 3000 Männern das Ordenskleid an. Unter diesen waren noch mehr Reiche und Angesehene als Personen aus den niederen Klassen des Volkes. Diejenigen, die durch Krankheit oder Dienste gehindert waren, die Welt zu verlassen, ersetzten das, was ihnen noch mangelte, durch Geschenke und reichliche Almosen, womit unser Heiliger die Ordensbrüder und noch viele auswärtige Armen mit dem nötigen Unterhalt versah. – Die Kirchen und Häuser dieser neuen Kongregation verbreiteten sich schnell durch das ganze Königreich Neapel, durch ganz Sizilien und das römische Gebiet. Man zählte deren über 333, worunter 26 Klöster für Konventualen, ebenso viele Abteien und Priorate und das Übrige lauter Pfarreien waren, die von den Religiosen von Cave versehen wurden.

 

Diesen herrlichen Beginn verdankte der heilige Petrus seiner unermüdlichen Wachsamkeit und dem gottseligen Eifer, mit dem er alle auf dem weg der Tugend zu geleiten sich bestrebte. Auch muss man gestehen, dass er unnachahmlich zu sein schien in seiner Gebetsglut und in seiner Abtötung. Die Beharrlichkeit, mit der er sich stets in einer Lebensweise erhielt, die beinahe alle menschlichen Kräfte übersteigt, galt als ein beständiges Wunder, das Gott in ihm wirkte, zu Gunsten derjenigen, denen seine Erhaltung so notwendig war.

 

Als er eines Tages (1118) sich länger als gewöhnlich bei der Betrachtung göttlicher Dinge aufhielt, glaubten die Brüder, es möchte ihm irgendetwas zugestoßen sein. Sie gingen daher in seine Zelle und fanden ihn auf den Boden dahingestreckt. Sie glaubten, er sei tot, und dies um so mehr, weil er schon sehr alt war und ihn beinahe alle körperlichen Kräfte verlassen hatten. Jedoch erholte er sich wieder von diesem Zustand, legte aber bei dieser Gelegenheit seine Würde als Abt von Cave in die Hände eines würdigen Nachfolgers nieder. Nach diesem Vorfall lebte er noch fünf Jahre und starb schließlich am 4. März 1122 in seinem fünfundachtzigsten Lebensjahr. Sein Körper wurde in der Begräbnisstätte seiner Vorgänger und des heiligen Alpherus beigesetzt und durch viele Wunder, die seine Heiligkeit bestätigten, verherrlicht. Er wurde nur in den Ordenshäusern von Cluny verehrt und in der Kongregation von Cave. In den Martyrologien der Benediktiner und einiger anderen Kirchen Italiens und Frankreichs findet man jedoch ebenfalls seinen Namen auf den 4. März.