Seliger Burkhard von Mallersdorf, Benediktinerabt, + 25.6.1122 – Gedenktag: 25. Juni

 

Gleichwie die Grundfesten von Gebäuden, die von langer Dauer sein sollen, tief hinunterreichen und aus festem Gestein bestehen müssen, so sind die Anfänge von Klöstern und Ordenshäusern dann am glücklichsten und verheißungsvollsten, wenn ihre Leitung heiligmäßigen und weisen Männern anvertraut ist. Ein solches Glück widerfuhr dem Kloster Mallersdorf in Niederbayern. Um ein Tempel der Tugend und Gelehrsamkeit zu werden, erhielt es bei seiner Gründung im Jahr 1109 den seligen Burkhard als Grundstein. Er übertraf durch seine Tugenden und seine Heiligkeit noch den Glanz seiner adeligen Geburt. Er entstammte nämlich dem edlen Geschlecht der Freiherrn von Wildenfels. Schon in jugendlichen Jahren schien er mit der Klugheit eines erfahrenen und gereiften Mannes begabt und ein scharfer Blick erkannte deshalb bald die Fallstricke der Welt, die Vergänglichkeit von Macht und Ansehen und die Unsicherheit des Weges, den so viele Menschen sorglos und unbekümmert um die Gefahren ihres Heils zu ihrem ewigen Verderben wandeln. Daher suchte er alsbald sein Seelenheil in Sicherheit zu bringen und entschloss sich mutig den Weg des Kreuzes zu betreten, der zwar steil und rau ist, den aber unser göttlicher Heiland als den sichersten von allen bezeichnet hat. Kaum zum Jüngling herangewachsen, lenkte Burkhard seine Schritte zur Michaelsabtei bei Bamberg, wo damals hervorragende Ordenszucht herrschte, und unterbreitete dem Abt die inständige Bitte um Aufnahme in das Kloster, die ihm auch gewährt wurde. Nach glücklich vollendetem Probejahr weihte er sich durch die feierlichen Gelübde ewig dem Dienst Gottes. Alsbald übertraf er seine Mitbrüder an Weisheit und Tugend und konnte, obwohl noch ein Jüngling an Jahren, bereits den älteren Mönchen zum Vorbild dienen; denn keiner war bereitwilliger zum Gehorsam, eifriger zum Gebet, zur Übung der Demut als er.

 

Da sich unser Burkhard in kurzem vom Schüler zum Lehrmeister der Tugend entwickelt hatte, wurde er als Abt des Klosters Mallersdorf berufen. Obwohl Bischof Hartwig von Regensburg, der diese neue Pflanzung den besten Händen anvertrauen wollte, in seiner Diözese genug ausgezeichnete Ordensmänner hatte, rief er doch Burkhard von Bamberg herbei und machte ihn zum Vorstand der neuen Gründung. Mit ihm kamen noch sechs andere Ordensgenossen aus dem hochberühmten St.-Michaels-Kloster, mit denen der fromme Abt das Ordensleben in Mallersdorf begann, unter ihnen auch Eppo und Emicho, die ihm in der abteilichen Würde folgten und gleichfalls als Sterne am Himmel der Heiligen glänzen. Obwohl die Zahl der Mönche anfangs klein war, so waren sie doch alsbald in der ganzen Gegend bekannt und geschätzt wegen ihrer Mildtätigkeit, Weisheit und ihres hervorragenden Tugendstrebens.

 

Aber nicht bloß die geistige Leitung der jungen Ordensgenossenschaft ließ sich der Selige angelegen sein, er gab sich alle Mühe für das neue Kloster in zeitlichen Angelegenheiten zu sorgen. Und auf seiner Arbeit ruhte sichtlich Gottes Segen. Der Besitzstand mehrte sich, die Saaten standen prächtig und die Ernten waren reichlich. Die Erträge der Ernten verwendete er zum Bau eines würdigen Gotteshauses und für die Armen und Notleidenden.

 

Nachdem Burkhard sein Kloster dreizehn Jahre lang vorbildlich geleitet hatte, starb er eines heiligmäßigen Todes am 25. Juni 1122. Alsbald nach seinem Tod wurde ihm die Verehrung des Volkes zuteil, das ihn nur als den „Seligen“ zu bezeichnen pflegte. Obwohl Burkhard nicht feierlich von der Kirche unter die Seligen aufgenommen wurde, so gestattete doch Bischof Nikolaus von Regensburg im Jahr 1335 beim feierlichen Messopfer ihn durch ein Gebet zu ehren.