Heiliger Dionysius, Bischof und Bekenner von Korinth, + 8.4.180 - Fest: 8. April

       

Der heilige Dionysius, Bischof von Korinth, blühte unter der Regierung des Kaisers Marc-Aurel. Er war einer der Hirten, die sich im 2. Jahrhundert durch ihre Tugend und Beredsamkeit am meisten auszeichneten. Sein Eifer war zu tätig, als dass er sich auf den Unterricht der seiner Obhut anvertrauten Schäflein allein hätte beschränken lassen sollen. Er schrieb noch an verschiedene Kirchen Briefe voll der apostolischen Würde. Unglücklicher Weise aber sind sie nicht bis auf uns gelangt, als bloß einige Bruchstücke in der Kirchengeschichte des Eusebius.

 

Einer dieser Briefe war an die Gläubigen zu Rom gerichtet. Der heilige Dionysius stattete ihnen darin seinen Dank ab für die ihm geschickten Almosen. „Vom Anbeginn des Christentums“, sagt er ihnen, „wart ihr gewohnt, den Gläubigen auf alle mögliche Art beizuspringen, und den Bedürfnissen mehrerer Kirchen abzuhelfen. Durch eure Freigebigkeit habt ihr für den Unterhalt der Armen und der Brüder, die in den Bergwerken arbeiten, gesorgt: und hierin habt ihr euch als Nachahmer eurer Vorfahren bewährt. Der hochselige Soter, euer Bischof, weit entfernt diesen lobwürdigen Brauch anzutasten, hat vielmehr demselben einen neuen Schwung gegeben. Er ist nicht nur besorgt, die zur Unterstützung der Gläubigen bestimmten Almosen zu verteilen, er tröstet auch noch, mit der Zärtlichkeit eines Vaters, diejenigen unter ihnen, die nach Rom kommen . . . Wir haben euern Brief gelesen, und werden ihn allzeit lesen, wie auch den von Clemens, und wenn wir ihn lesen, finden wir darin immer sehr heilsame Vorschriften (Clemens, der hier genannt wird, ist der heilige Papst dieses Namens - die zum Unterricht der Gläubigen an die Kirchen gerichteten Briefe wurden nach der heiligen Schrift und der Feier der heiligen Geheimnisse, vorgelesen).“ Hiernächst beklagt sich Dionysius, dass seine Briefe durch die Ketzer seien verfälscht worden, und sagt: „Auf die Bitten unserer Brüder, schrieb ich einige Briefe; allein sie sind verfälscht worden durch die Gesandten des Teufels, die sich darin Zusätze und Auslassungen erlaubt haben . . . Darum ist nicht zu verwundern, dass der Text der heiligen Schrift durch Verfälscher verstümmelt wurde, weil sie nicht einmal Werke von weit geringerem Ansehen verschont haben.“

 

Da die Ketzereien der ersten Jahrhunderte nicht sowohl von falschen Auslegungen der Bibel, als vielmehr von den in den Schulen der heidnischen Philosophen gangbaren Irrtümern herrührten, so waren sie meistens nur ein buntes Gemenge von Träumereien, vermischt mit einigen abergläubischen Albernheiten. Der heilige Dionysius bestritt sie, und zeigte, von welcher philosophischen Sekte eine jede ihren Ursprung hatte.

 

Er wird unter dem 29. November von den Griechen verehrt, die ihm den Namen Märtyrer beilegen, weil er vieles leiden musste für den Glauben. Indes scheint, dass er in Frieden starb. Die Lateiner verehren ihn am 8. April, aber nur als Bekenner. Als der Leichnam eines heiligen Dionysius aus Griechenland nach Rom gebracht wurde, schickte ihn Papst Innozenz III. den Benediktinern zu Saint-Denys in Frankreich. Da diese Religiosen sich schon im Besitz des Leichnams ihres Dionysius des Areopagiten glaubten, nahmen sie diesen für den Körper des heiligen Dionysius von Korinth, und begingen nachher immer dessen Festtag.

 

Man kann nicht umhin, die unerforschlichen Ratschlüsse Gottes zu bewundern, wenn man bedenkt, wie Männer, die anfänglich von den reinsten Strahlen des Evangeliums erleuchtet waren, den Glauben abschwören konnten, um sich in die abgeschmacktesten Ketzereien zu stürzen. Suchen wir jedoch die Ursache aller Irrtümer in Glaubenssachen so nirgendswo, als in dem Mangel an Herzenseinfalt. Diese, den Weltmenschen unbekannte Einfalt, ist eine wahre Weisheit, die Herz und Verstand dem Glauben unterwirft. Sie beruht auf Selbstkenntnis, auf Demut und Liebe, und ihre Feinde sind: Anhänglichkeit an das Irdische, unordentliche Liebe seiner selbst und Falschheit des Gemütes. Besitzt man diese Tugend, so genießt man eines Friedens, den nichts zu trüben vermag. Die in Gottes Schoß ruhende Seele unterwirft sich unbedingt seinem Willen, den sie in allen Stücken zu erfüllen wünscht. Die Einfalt des Herzens bereitet die Menschen vor, die göttliche Offenbarung, sobald es bewiesen ist, dass Gott gesprochen habe, anzunehmen; sie verscheucht auch die Nebel der Leidenschaften, und bewahrt den Geist vor den Finsternissen, die das Licht des Glaubens zu umdunkeln pflegen.