Heilige Katharina von Genua, Witwe, Nonne, + 15.9.1510 – Fest: 15. September

       

Katharina ist 1447 geboren. Sie war eines der 5 Kinder des Grafen Jakob Fieschi von Lavagna und seiner Gattin, der vornehmen Genuesin Francisca de Negri. Das Haus der Fieschi (Flisci) leitet seinen Ursprung auf das bayrische Fürstenhaus des 11. Jahrhunderts zurück. Es zählte zu den ältesten und angesehensten Genuas, es hat dem Vaterland Helden und Staatsmänner in großer Zahl und der Kirche 2 Päpste gegeben, Innocenz IV. und Hadrian V. Es stand um diese Zeit – hundert Jahre vor der unglücklichen Verschwörung gegen die Doria – in seiner vollsten Größe da. Katharinas Vater starb als Vizekönig von Neapel und ein Niccolo Fieschi war zu Lebzeiten der Heiligen ein hervorragendes Mitglied des Kardinalkollegiums.

 

Katharina wurde sorgfältig erzogen. Das war auch eine dankbare Arbeit, denn früh zog sie der Herr an sich, so dass das Kind diesem Zug in ernster Frömmigkeit folgte, insbesondere in der Betrachtung des Leidens Christi. Zwölf Jahre alt wurde sie mit einer besonderen Gebetsgabe begnadigt und ein Jahr später verlangte sie, in den Orden der Augustinerinnen aufgenommen zu werden, dem ihre ältere Schwester Limbiana bereits angehörte. Aber der Wille der Eltern und der Rat derer, die sie als Verkünder des göttlichen Willens ansah, hielten sie zurück.

 

3 Jahre später, am 13. Januar 1463, gaben die Eltern die wunderbare junge Frau dem genuesischen Patriziersohn Julian Adorno zur Ehe, um dadurch nach langem Familienzwist die Versöhnung mit diesem Haus zu besiegeln. Damit begann für Katharina eine schwere Leidenszeit. Adorno war ein gottvergessener Wüstling. Er hielt seine Frau wie eine Sklavin, während er selbst in Saus und Braus dahinlebte und sein und ihr Vermögen verschwendete. Er verhöhnte ihre Sittsamkeit und Frömmigkeit und erwiderte ihre unerschöpfliche Geduld und Sanftmut nur mit Rohheit. Katharina betete Tag und Nacht für den Unglücklichen. Doch alles schien umsonst, so dass Katharina schließlich in solche Schwermut verfiel, dass sie ganz abmagerte und allen Verkehr mit Menschen mied.

 

Nach 5 harten Jahren ließ sie sich durch den Rat ihrer Freundinnen bewegen, den Frieden in Gesellschaft und weltlichen Belustigungen zu suchen. Aber das machte das Maß ihres Elends voll. Sie erzählte später selbst, wie es ihr erging. „Die Seele“, sagt sie, „willigte in alles ein, was der Leib begehrte. Aber die Begierlichkeit des Leibes wurde von Tag zu Tag größer. Wenn die Seele nicht täglich in neue Belustigungen, die der Leib begehrte, einwilligte, so murrten die Begierden und ließen ihr keine Ruhe. Schließlich überließ sich die Seele gänzlich den Belustigungen der Welt, ohne mehr dagegen zu streiten. Aber sie konnte darin nicht satt werden, und je mehr sie glaubte, durch den Genuss von immer neuen Freuden befriedigt werden zu können, desto mehr fand sie sich betrogen.“ Katharina hatte im Gegenteil nun auch den Frieden mit sich und den Trost im Herrn verloren, denn obwohl sie von größeren Verirrungen frei blieb und nie in eine schwere Sünde willigte, so ging es doch auch nicht ohne viele Fehler und Sünden ab.

 

Ganz zerknirscht und zerschlagen besuchte sie eines Tages ihre Schwester Limbania und klagte ihr Leid. Die Schwester riet ihr, dem Beichtvater des Klosters, einem frommen, heilserfahrenen Mann, ihr Herz zu eröffnen. Sie folgte. Und als sie vor dem Beichtvater kniete, traf ein so heller Strahl des Lichtes von oben in ihr ganzes Sündenelend, dass sie ausrief: „Ach, nicht mehr die Welt! Nicht mehr Sünden! Keine Sünde mehr!“ Nicht mehr imstande, auch nur ein Wort hervorzubringen, musste sie ihre Beicht verschieben und kehrte nach Hause zurück. Noch größer wurde ihr Schmerz, als ihr der leidende Heiland erschien und zu ihr sprach: „Siehe, all dies Blut ist dir zu lieb und zur Tilgung deiner Sünden geflossen.“ „O Liebe! Keine Sünde mehr, keine mehr in Ewigkeit!“ rief sie, und: „O Liebe, wenn es nötig ist, bin ich bereit, meine Sünden öffentlich zu beichten.“ In solcher Gesinnung legte sie am Fest Mariä Verkündigung eine Lebensbeichte ab und besiegelte das Werk der Gnade mit dem Empfang der heiligen Kommunion.

 

Das vollkommene, gottinnige Leben, das Katharina jetzt begann, wurde nicht gestört durch den Bankrott des Gatten und völlige Verarmung, so dass sie beide im Spital leben mussten. Im Gegenteil gewann sie endlich das Herz des Unglücklichen und verwandelte ihn so, dass er Mitglied des III. Ordens des heiligen Franziskus wurde und seitdem mit ihr in Enthaltsamkeit lebte. Die treueste Liebe und Fürsorge Katharinas verließen ihn nicht bis zu seinem gottseligen Ende. Überhaupt suchte die glühende Gottesliebe der Heiligen ihre Betätigung in Werken der Menschenliebe. Da sie kein Vermögen mehr hatte und doch den Armen helfen wollte, stellte sie sich ganz einem damals zu Genua bestehenden Frauenverein „Dienst der Barmherzigkeit“ zur Verfügung. Ihre Dienste wurden auch gerne angenommen und bald hochgeschätzt und so war sie vom Jahr 1479 an Krankenpflegerin im Spital Pammatone. 1491 wurde sie Vorsteherin des Spitals und legte neben heldenmütiger Aufopferung ein ebenso großes Verwaltungstalent an den Tag. Besonders während der großen Pest 1493 hat sie beides betätigt, und dann wieder 1501, nachdem sie unterdessen 1497 wegen Kränklichkeit das Vorsteheramt im Spital schon wieder niedergelegt hatte. Katharina starb am 15. September 1510 nach ganz ungewöhnlichen Leiden, zu denen sie selbst eine ganz ungewöhnliche Strenge der Lebensweise fügte. 23mal (1478-1500) hat sie den Advent und die Fastenzeit ohne jede Nahrung zugebracht. Nur die heilige Kommunion empfing sie täglich und zuweilen nahm sie einen Becher Wasser mit Salz und Essig, um die innere Glut zu kühlen. Wegen dieser Glut hieß sie die Seraphische und Josef von Görres nennt sie die große Meisterin der Gottesminne. Katharina hat auch zwei hochgeschätzte Bücher hinterlassen: Die Abhandlung über das Fegefeuer und das geistliche Wechselgespräch zwischen der Seele und Gott. Wie eine heilige Genovefa, wie die heilige Katharina von Siena und die heilige Katharina von Ricci, übte auch die heilige Katharina von Genua gewaltigen Einfluss auf die Mitwelt aus, und ausgezeichnete Männer und Frauen gingen bei ihr in die Schule des Geistes. Auch Wunder werden in ihrer Lebensgeschichte erzählt. Als man 18 Monate nach ihrem Tod ihren Leichnam erhob, war an demselben noch kein Zeichen der Verwesung sichtbar. Damals fing man schon an, Katharina zu verehren, bis sie Clemens XII. feierlich unter die Zahl der Heiligen versetzte, 1737.

 

Wie die heilige Monika, so gibt uns auch die heilige Katharina das Beispiel des Gebetes der Fürbitte und einen Beweis für die Kraft desselben. Wie die frommen Tränen Monikas Augustinus gerettet haben, so hat auch Katharina dem Herrn in Gebet und Tränen die Seele ihres unglücklichen Gatten abgerungen. Noch in seiner letzten Krankheit musste die Heilige fürchten, dass er verloren gehe, weil ihn die Schmerzen oft in große Ungeduld versetzten. Da verschloss sie sich in eine Kammer und betete unter Tränen zu Jesus: „O meine Liebe, ich verlange diese Seele von dir; schenke mir diese Seele, denn du kannst sie mir schenken.“ Sie hatte etwa eine halbe Stunde so im Gebet angehalten, als sie innerlich sich versichert fühlte, erhört zu sein. Sie ging zum Kranken und fand ihn ganz umgeändert und ruhig in Gottes Willen ergeben. Er starb, mit den heiligen Sakramenten versehen, als reumütiger Büßer.

 

Auch durch ihre Andacht zum allerheiligsten Altarsakrament ist uns die heilige Katharina ein großes Vorbild. Gleich nachdem der Herr in ihrer Bekehrung sie so wunderbar an sich gezogen hatte, fühlte sie in sich das Verlangen, ihn täglich in der Kommunion zu empfangen. Und gleichsam wie durch ein neues Wunder fügte es sich, dass sie es konnte, ohne es auch nur zu begehren: nicht sie brauchte sich an die Priester zu wenden, sondern die Priester wandten sich an sie und riefen sie zum Tisch des Herrn. Da wuchs nun ihre Liebe und mit der Liebe die Reue, mit der Reue die Buße, mit der Buße der Eifer im Dienst der Armen und Kranken – und nach allem wieder der Hunger und das Verlangen nach der heiligen Kommunion. Stand der Priester am Altar und zeigte er, bevor er die heilige Kommunion austeilte, den Gläubigen die Hostie, da seufzte sie: „Ach, doch schnell damit zum Herzen her; es ist ja seine Speise!“ „Ich habe kein Herz wie die andern“, pflegte sie öfters zu sagen, „denn mein Herz erfreut sich an nichts als an seinem Herrn, und darum gebt mir ihn.“ Als sie einst so krank war, dass man um ihr Leben fürchtete, sagte sie zum Beichtvater: „Wenn ihr mir 3mal meinen Herrn gebt, so werde ich wieder gesund.“ Und so geschah es. „O Herr, ich meine“, sagte sie wieder, „selbst wenn ich gestorben wäre, ich würde erwachen, um dich zu empfangen.“ Konnte sie zur Zeit der Krankheit sonst auch gar nichts mehr genießen und behalten, so machte doch der Empfang der heiligen Kommunion nie eine Schwierigkeit, und immer fühlte sie sich darauf gekräftigt und voll Freude und Jubel, „ein schnelles Übergehen der Himmelsspeise vom Mund zum Herzen“, wie sie sagte. Als die Stadt Genua vom Papst mit dem Interdikt belegt wurde und darum die Kommunion nicht mehr gespendet werden durfte, wusste sie gleich Rat. Sie ging täglich in die eine Meile weit entfernte Franziskanerkirche del Monte. Auch 5 Meilen wären ihr nicht zu viel gewesen, um das Brot des Lebens zu empfangen. Und doch, als ihr einst ein Führer im geistlichen Leben erklärte, es scheine ihm ihre Gewohnheit, täglich zu kommunizieren, bedenklich, ließ sie gleich davon ab, bis der Geistesmann, durch solche Demut erbaut, ihr sagen ließ, sie möge nur wieder jeden Tag zum Tisch des Herrn gehen. Sie tat es fortan mit desto größerer Freude. In der letzten Nacht ihres Lebens fragte man sie, ob sie die heilige Kommunion empfangen wolle. Als sie merkte, dass die Stunde, wo sie sonst zu kommunizieren pflegte, noch nicht gekommen sei, deutete sie mit dem Finger zum Himmel. Als die Stunde kam, sprach sie plötzlich: „In deine Hände empfehle ich meinen Geist“, und entschlief sanft und ruhig, um ewig bei ihrer Liebe zu leben.