Heiliger Gerlach, Einsiedler des Prämonstratenserordens in Falkenburg, + 5.1.1172 - Fest: 5. Januar

Burgruine in Falkenburg

       

Der heilige Gerlach war ein Krieger. Er stammte aus adeliger Familie in Falkenburg. Er war groß und stark, tapfer und mutig. Sein Leben war weltlich wie das seiner Standesgenossen. Einst ritt er mit anderen Rittern zu einem Turnier nach Jülich. Wie er so frohen Mutes und in der linken Hand den Schild, in der rechten die Lanze schwingend sich zum Kampfspiel begab, erhielt er plötzlich die Nachricht vom Tod seiner Gattin. Von Gott über die Eitelkeit alles Irdischen erleuchtet, stieg er vom Pferd, legte seine Rüstung vor allen anwesenden Rittern ab und beschloss, von nun an der Welt zu entsagen. Er setzte sich auf einen Esel und ritt so zum Erstaunen aller in sein Haus zurück. Nachdem er alles geordnet hatte, zog er barfuß aus, mit einem Bußgürtel unter dem eisernen Harnisch, und kam an verschiedene Wallfahrtsorte, zuletzt nach Rom, warf sich dem Papst zu Füßen, bekannte alle Sünden seines bisherigen Lebens und bat um eine Buße. Der Papst legte ihm auf, fünf (nach anderen Schriftstellern sieben) Jahre in Jerusalem die Kranken und Armen im Hospital zu bedienen. Gehorsam tat der edle Büßer, wie ihm geheißen.

 

Als die Bediensteten des Spitals sahen, dass Gerlach aus besseren Verhältnissen sei, wollten sie ihm leichtere Arbeiten übertragen. Er aber erklärte, er sei gekommen zu arbeiten und sich zu verdemütigen nach Christi Beispiel. Man beauftragte ihn sodann, das Vieh zu hüten. Gerlach übernahm es die ganzen fünf Jahre lang. Einst trat er sich einen Dorn in den Fuß und hatte große Schmerzen auszustehen. Da erinnerte er sich, dass er einmal im Zorn die Mutter mit dem Fuß gestoßen habe und dankte Gott, dass er nun Gelegenheit hatte, diese Sünde durch Schmerzen am Fuß abzubüßen. Als die Jahre um waren, kehrte er nach Rom zurück und beriet sich mit Papst Adrian IV. über seine zukünftige Lebensweise. An eine bestimmte Klosterregel wollte er sich nicht binden. Dagegen hatte er gelobt, nie Fleisch und Wein zu genießen und immer einen Bußgürtel zu tragen. Der Papst riet ihm, sich nicht als Besitzer, sondern nur als Verwalter des väterlichen Vermögens zu betrachten und für sich nur das Notwendige zu behalten, alles andere für die Armen und fromme Zwecke herzugeben. Gerlach hatte auf seinem Grund und Boden eine große Eiche von mächtiger Dicke. Diese höhlte er aus und nahm darin Wohnung. Jeden Morgen machte er sich zeitlich auf und wanderte bloßfüßig nach Maastricht in die Kirche des heiligen Servatius, jeden Samstag aber pilgerte er nach Aachen in die von Karl dem Großen gegründete Mutter-Gottes-Kapelle. Im Winter waren seine Füße oft von Eis zerschnitten, so dass Blut herausrann. Er aß Gerstenbrot, das ihm von einer Verwandten bereitet und von deren Tochter zugetragen wurde, und trank aus einer Quelle, die noch jetzt Gerlachquelle heißt. Wenn ihm Lebensmittel gespendet wurden, ließ er daraus schmackhafte Speisen bereiten, schenkte sie aber den Armen und Pilgern. Sein Lager in der Nacht war aus Steinen, über die er eine Matte breitete.

 

Von einigen Mönchen des Klosters Merssen wurde Gerlach beim Bischof von Lüttich verklagt und beschuldigt, dass er in seiner hohlen Eiche viel Geld versteckt habe. Der Bischof ließ die Eiche fällen, aber Geld wurde keins gefunden. Zu seiner Zeit lebte die heilige Hildegard. Diese sah einst in einer Vision einen herrlichen Thron im Himmel, der für den heiligen Gerlach bereitet war. Zum Zeichen ihrer Hochschätzung und Freundschaft schickte sie dem heiligen Einsiedler den Kranz, den sie zugleich mit dem Jungfrauenschleier vom Bischof von Mainz bekommen hatte. Statt der Eiche ließ der Bischof von Lüttich ihm zwei kleine Zellen erbauen, eine für den Gottesdienst und eine zum Wohnen. In der ersteren konnte mit Erlaubnis des Bischofs Messe gelesen werden und Gerlach bat öfters Priester, zu ihm zu kommen und das heilige Opfer zu feiern. Bei zunehmenden Alter konnte der fromme Einsiedler die Wege nach Maastricht und nach Aachen nicht mehr zu Fuß machen und bediente sich eines Esels. Über dem eisernen Wams, das den Bußgürtel verdeckte, trug er das weiße Ordenskleid der Prämonstratenser. Einmal war er bei Verwandten zu Besuch und blieb über Nacht. Man richtete ihm ein Bett her, er aber legte sich nicht hinein, sondern auf den Boden, und früh morgens, als man kam, Feuer zu machen, kniete er noch am Boden, tief im Gebet versunken. Als Gerlach dem Tod nahe und kein Priester zur Stelle war, erschien ein Greis in weißem Gewand, trat in die Zelle und spendete ihm die Sterbesakramente. Viele sagten nachher, es sei der heilige Servatius gewesen. Sein Todestag ist der 5. Januar 1172. Gerlach wollte in der kleinen Zelle, die er bewohnte, auch begraben sein. Sein Leichnam wurde einige Zeit nach seinem Tod auf wunderbare Weise aufgefunden. 1201 wurde ein Prämonstratenserkloster an der Stelle errichtet und die Gebeine in der Kirche beigesetzt. Das Kloster wurde 1786 aufgehoben, die Reliquien befinden sich noch jetzt in der als Pfarrkirche dienenden Kirche zu Houthen-St. Gerlach. Auch an anderen Orten entstanden Klöster und Gotteshäuser, die seinen Namen trugen, z.B. Gerlachsheim in Baden, das erst im Jahr 1803 dem Sturm der Säkularisation erlegen ist.

 

Auch nach der Lossprechung in der Beicht ist Buße notwendig. Wer den Weg der Unschuld nicht gegangen ist, muss den Weg der Buße gehen. „Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle zugrunde gehen“, sagt der liebe Heiland.