Heiliger Johannes von Nepomuk, Priester und Martyrer von Prag, + 20.3.1393 - Fest: 16. Mai

       

Welflin hieß der Heilige von Haus aus. Um das Jahr 1340 wurde er in dem südböhmischen Dorf Nepomuk als Bauernsohn geboren. Als er sehr früh ein Waisenkind wurde, nahmen sich die Mönche des heimatlichen Zisterzienserklosters des Jungen an. Johannes durfte zur Schule gehen und anschließend studieren. Er wurde Weltpriester in Prag und wuchs schnell in Ämter und Würden hinein, wurde Pfarrer, Domherr, Stellvertreter des Erzbischofs und Beichtvater der Königin. Der arme verwaiste Bauernsohn hatte sich prächtig emporgearbeitet. Auch die innere Entwicklung hatte mit der äußeren Schritt gehalten, denn Johannes war ein würdiger Priester, fromm, demütig, gewissenhaft, eifrig, mildtätig und pflichtbewusst. Nur so auch konnte er die harte Prüfung bestehen, die über den Dreiundfünfzigjährigen im Jahre 1393 hereinbrach.

 

In Prag regierte damals als König von Böhmen Wenzel I. Ein Taugenichts war dieser König, ein Trinker und ein roher Kerl, äußerlich ein Christ, innerlich aber ohne jeden Glauben, in allem das genaue Gegenteil seiner herzensguten Frau. Da hatte der Unmensch eines Tages Lust darauf, die Sünden seiner Frau kennenzulernen. Weil er selbst schlecht war, glaubte er, alle Leute seien wie er, auch die eigene Frau. Deshalb wollte er ihre vermeintlichen Schlechtigkeiten auskundschaften, um die eigenen damit zu entschuldigen. Es leuchtet also ein, dass dieser Mann ein wirklich übler Kerl war.

 

König Wenzel bestellte den Beichtvater der Königin zu sich und eröffnete ihm seinen Wunsch, wobei er bemerkte, dass er als Ehemann das Recht habe, auch die letzten Geheimnisse seiner Frau zu erfahren. Übrigens versprach er dabei mit seinem königlichen Ehrenwort, dass er wie ein Grab schweigen werde, und wenn er, der Beichtvater, dem Ansinnen entspräche, so werde er ihn zum Bischof erheben.

 

So sprach der König, doch bei Johannes von Nepomuk kam er mit seinem Begehren vor den richtigen Mann. Höflich, aber fest und bestimmt lehnte er es ab, dem Wunsch zu entsprechen, indem er sagte, lieber wolle er in den Tod gehen als das Beichtsiegel verletzen. Da ließ der König den aufrechten Mann auf die Folter spannen, die dem Gemarterten Arme und Beine aus den Gelenken riss. Und als Johannes von Nepomuk auch dann noch schwieg, versengte der königliche Unmensch selbst mit brennenden Pechfackeln den Leib des Martyrers, der sich vor Schmerzen krümmte, dabei aber nicht ein Wort preisgab von dem, worüber er das Geheimnis wahren musste. Schließlich ließ der rasende König den Heiligen, der trotz der grauenhaften Marter noch lebte, in der Nacht vom 20. auf den 21. März 1393 von der Brücke, die im Herzen Prags über die Moldau führt, ins Wasser werfen, in dem dann der heldenhafte Priester als ein Opfer des Beichtgeheimnisses einen glorreichen Tod fand.

 

Kaum war die Tat des Königs vollbracht, da umspielte ein glänzendes Wunder die Gestalt des Heiligen. Der Leichnam ging nicht unter, sondern schwamm, von Licht umflossen, an der Oberfläche des Wassers in der Mitte des Flusses. Die ganze Stadt lief trotz der nächtlichen Stunde zusammen, und während König Wenzel später in Schmach und Schande durch einen plötzlichen Tod dahingerafft wurde, blieb das Opfer des Heiligen unvergessen.

 

Viele Menschen tragen voll Stolz den Namen des Martyrers als Taufnamen. Auf ungezählten Brücken steht das Bild dessen, der um des Beichtsiegels willen von einer Brücke aus den Heldentod starb. Und als man dreihundert Jahre später sein Grab öffnete, fand man zwar den Leib in Staub zerfallen, aber die Zunge war und ist bis auf den heutigen Tag unverwest erhalten. So ehrt Gott den Martyrer des Beichtgeheimnisses.

 

Wie Johannes von Nepomuk werden in gleicher Lage alle Priester handeln, dass sie nämlich eher in den Tod gehen, als dass sie auch nur einen einzigen Buchstaben von dem preisgeben, was man ihnen in der Beichte gesagt hat. 

 

 

Der heilige Märtyrer Johannes von Nepomuk

 

(Aus dem „Marianischen Festkalender“, Regensburg 1866)

 

Dieser Heilige wurde um das Jahr 1330 zu Nepomuk, einem böhmischen Städtchen zehn Meilen von Prag, geboren. Seine Eltern waren Bürgersleute und lebten lange Zeit ohne Leibeserben. Da wendeten sie sich an die liebreiche Gottesmutter und baten sie um ihre Fürsprache bei Gott, dass er ihre Ehe mit einem Kind segne. Ihr Gebet wurde erhört. Sie bekamen ein Kindlein, das sie Johannes nannten.

 

Aber der kleine Johannes war sehr schwächlich und wollte schon bald nach der Geburt wieder sterben. Die bekümmerten Eltern nahmen abermals ihre Zuflucht zu Maria, der gütigen Mutter. Sie trugen das Kund zu einem ihrer Gnadenbilder und flehten um seine Genesung. Auch diesmal wurde sie erhört. Das Kind erlangte durch Mariens Fürbitte die vollkommene Gesundheit. Johannes wuchs auf in Unschuld und Frömmigkeit, denn er war ein Pflegekind Mariens, die er schon im zarten Alter mit größter Andacht verehrte.

 

Da er große Geistesfähigkeiten besaß, studierte er und wurde Priester. Ausgezeichnet durch Wissenschaft und Frömmigkeit, wurde er zuerst Prediger in der Pfarrkirche zu Prag, dann Domherr und Prediger daselbst. Seine Beredsamkeit drang tief in die Herzen der Zuhörer und brachte bewunderungswürdige Früchte. Hohe und Niedere, Gelehrte und Ungelehrte, Sünder wie Fromme durchdrang sein Wort mit wunderbarer Gewalt, und augenscheinlich besserten sich die Sitten der Hauptstadt. Selbst König Wenzeslaus, dieser dickhäutige Sünder, wurde erschüttert und tat eine Zeit lang Buße. Johannes gewann so sehr seine Gunst, dass er ihm ein Bistum und eine Probstei anbot, was beides aber der Heilige, dem es weder um Ehren noch Reichtum zu tun war, ausschlug. Dagegen unterzog er sich mit Freuden dem Amt eines Almosenpflegers des königlichen Hauses, indem ihm dieses Amt Mittel bot, ein Vater der Armen und Kranken zu werden.

 

Wenzels Bekehrung war leider von keiner Dauer. Er fiel bald wieder in seine alten Laster zurück und frönte der Wollust und Trunkenheit mehr als je. Dabei entwickelte sich in seinem Charakter ein schaudererregender Hang zur Grausamkeit, er wurde der Schrecken seiner Umgebung. Niemand wagte, ihm zu widersprechen oder ihm die Wahrheit zu sagen, so sehr fürchteten alle seine Wildheit. Gerade das Gegenteil von ihr war die fromme und gottesfürchtige Königin Johanna, die den heiligen Johannes zum Beichtvater hatte. Sie kommunizierte alle acht Tage, betete stundenlang kniend in der Kirche, besuchte die Kranken und war so zarten Gewissens, dass sie wegen des geringsten Fehlers, den sie aus Versehen beging, sogleich im Beichtstuhl sich darüber anklagte. Alle Untertanen bewunderten ihre Andacht, ihre Geduld und ihre Wohltätigkeit. Nicht so der rohe Wenzel. Er konnte nicht begreifen, warum seine Gemahlin so oft beichtete. Es kam ihm der Gedanke, die Königin muss insgeheim eine große Sünderin sein und gleich ihm auf verbotenen Wegen gehen. Sein Argwohn brachte ihn so weit, dass er ihren Beichtvater Johannes aufforderte, ihm die Beicht seiner Gemahlin zu offenbaren. Da der Heilige eine solche, alles Recht verletzende Forderung mehrmals standhaft abwies, ergrimmte der König, und ließ ihn auf die Folter spannen und seinen Leib mit Fackeln brennen.

 

Johannes bestand diese Qual festen Sinnes. Maria, die heilige Jungfrau, ihren und ihres Sohnes Namen er anrief, stärkte ihn. Der Heilige, der auch längere Zeit im Kerker lag, aber dann wieder in Freiheit gesetzt wurde, ahnte wohl, dass er sein Leben bald durch den Martertod beschließen werde. Um sich für den letzten Kampf zu stärken, nahm er wieder seine Zuflucht zu Maria, der Königin der Märtyrer. Er machte eine Wallfahrt nach Bunzlau, wo ein berühmtes Marienbild war, und flehte voll Vertrauen zur göttlichen Mutter, dass sie ihm in dem bevorstehenden Tod beistehen möge. Sein Gebet wurde erhört. Als ihn abends bei seiner Rückkehr der König vom Fenster aus auf der Straße erblickte, rief er ihn vor sich und schrie ihm entgegen. „Höre, Pfaffe, du musst sterben, wofern du mir nicht sagst, was dir die Königin gebeichtet hat. Ich schwöre dir bei Gott, du musst Wasser saufen!“ Der Heilige würdigte ihn keines Wortes mehr, sondern schüttelte nur schweigend sein Haupt. Darüber wurde Wenzel noch rasender, und ließ ihn in ein Nebengemach schleppen, wo man ihn bis zur Nacht verwahrte.

 

Als es dunkel  geworden war, führten ihn die Henker auf die Moldaubrücke, und warfen ihn, gebunden an Händen und Füßen, in den Strom. Dies geschah am 29. April 1383. Da Gott den Heiligen mit großen Wundern verherrlichte, setzte ihn Benedikt XIII. in die Zahl der Heiligen.