Heiliger Tiburtius, Diakon und Martyrer von Rom, + 11.8.286 - Fest: 11. August

       

Wenn drei miteinander gehen, so nimmt man den Vornehmsten von ihnen in die Mitte. So verlangt es der Anstand. Ähnlich ist es auch in diesen Tagen mit den Heiligen. Da begeht die Kirche das Fest dreier Diakone. Der Vornehmste von ihnen ist der heilige Laurentius, dessen Gedächtnis auf den gestrigen Tag fiel. Ihm voraus schritt am 8. August der heilige Diakon Cyriakus, und als letzter schließt heute der heilige Tiburtius die Reihe.

 

Wie die Legende des heiligen Cyriakus, so fällt auch die des Tagesheiligen in die Zeit der letzten römischen Christenverfolgung unter dem Kaiser Diokletian, und wie beim heiligen Martyrerjungen Pankratius, so spielt auch beim Tagesheiligen die glänzende Gestalt des heiligen Sebastian eine Rolle. Der Gardeoffizier muss wohl eine eindrucksvolle Persönlichkeit gewesen sein, ein ganzer Christ von den Hacken bis in die Haarspitzen, denn anders ist es kaum zu verstehen, dass er besonders jugendliche Leute mit der Liebe zu Christus gleichsam ansteckte und sie für ihn begeisterte bis in den Martertod. So war es bei Pankratius, so war es auch bei Tiburtius. Es kommt alles auf den Menschen an.

 

Der Vater des heiligen Tiburtius war Oberbürgermeister von Rom. Demgemäß führte er ein vornehmes Haus und schätzte sich, obwohl er Heide war, glücklich, dass sich unter den hochgestellten Gästen zuweilen auch der Gardeoffizier Sebastian einstellte. Mehrfach hatten sich die beiden schon über das Christentum unterhalten, und den Oberbürgermeister zog es immer mehr zum wahren Glauben hin. Trotzdem wagte er den entscheidenden Schritt, der ihn sofort die hohe Stellung gekostet hätte, nicht zu tun, bis er, auf den Tod erkrankt, durch das Gebet des heiligen Sebastian wie durch ein Wunder auf der Stelle geheilt wurde. Dieses Begebnis gab ihm schließlich den letzten Stoß, er legte Amt und Würde nieder, ließ sich taufen und zog sich auf eine Villa außerhalb Roms zurück, um ein christliches Leben zu führen. Da sieht man wieder, dass ein rechter Laienapostel viel fertigbringt.

 

Tiburtius, der Sohn des ehemaligen Oberbürgermeisters, hatte schon vor dem Vater das Sakrament der Wiedergeburt erhalten, und es glühte in ihm, vom heiligen Sebastian angefacht, hell die Liebe zu Christus. Als sich der Vater in die Ruhe des Landlebens begab, blieb er mitten im brennendsten Gefahrenpunkt zu Rom und übte in ähnlicher Weise, wie es vom heiligen Cyriakus beschrieben wird, die Liebestätigkeit unter den christlichen Gefangenen und Zwangsarbeitern.

 

Wie Cyriakus, so war auch Tiburtius ein kühner Draufgänger, dessen Mut sich mit der Gefahr verdoppelte. Außer der Liebestätigkeit ließ Tiburtius es sich angelegen sein, die lauen und abgefallenen Christen, die es wie zu jeder Zeit auch damals gab, aufzusuchen, ihnen ins Gewissen zu reden und sie zum ersten Eifer zurückzuführen. Dabei hatte er manche Erfolge zu verzeichnen, aber zum Schluss wurde ihm diese Art des Apostolates zum Verhängnis oder besser gesagt, sie brachte ihm die Siegespalme des Martertodes ein.

 

Es war da nämlich ein junger Mann, Torquatus mit Namen, der einige Jahre zuvor die heilige Taufe empfangen hatte, dann aber durch den Umgang mit schlechten Kameraden abständig geworden war und auf Wegen ging, die böse sind, so dass er allmählich in der Sünde ganz verkam. Als Tiburtius ihn aufsuchte und auf ihn einredete, wieder ein anständiger Mensch zu werden, sagte Torquatus heuchlerisch zu, ging aber gleich danach zur Polizei, brachte Tiburtius zur Anzeige und schlug vor, ihn selbst, damit er den Schein wahre, ebenfalls zu verhaften, dann wolle er den Diakon in der Gefängniszelle nach den Namen weiterer Gläubigen ausforschen.

 

Das war eine Gemeinheit sondergleichen, aber der Vorschlag wurde mit Dank angenommen und am gleichen Tag auch zur Ausführung gebracht. Tiburtius allerdings durchschaute schnell das abgekartete Spiel, und weil er sich den Rock bis zum Hals zuknöpfte und dem elenden Spitzel auch nicht einen einzigen Namen verriet, wurde er im Jahr 304 enthauptet. Ihm war es recht, denn kein herrlicheres Los konnte ihm zufallen, als dass er dem strahlenden Heer der Blutzeugen Christi beigesellt wurde.