Seliger Berthold von Regensburg, Priester, + 14.12.1272 - Fest: 14. Dezember

       

Kaum hatte der heilige Franziskus von Assisi seinen Orden gestiftet, als sich zahllose gottbegeisterte Männer herandrängten, um in seine Genossenschaft einzutreten, ihre Seele zur Nachfolge Christi in den drei evangelischen Räten zu erziehen und andere zur Gottesfurcht zu leiten. In allen Ländern wurden in kurzer Zeit eine Menge von Klöstern erbaut und ein reicher Gottessegen ging von ihnen aus. Auch in Regensburg wurde eine Niederlassung gewonnen und durch einen frommen Mönch verherrlicht, der unter den vielen großen Predigern seines Ordens als eine der herrlichsten Erscheinungen hervorragt.

 

Dieser ausgezeichnete Geisteslehrer und hochberühmte Prediger war der selige Berthold, geboren in Regensburg aus der Familie Lech. Man nannte ihn den Elias seiner Zeit. Wenn er predigte schien sich Himmel und Hölle vor seinen Zuhörern zu öffnen, Sünder sanken vor Schmerz über ihre Sünden ohnmächtig zusammen, Räuber gaben das ungerechte Gut zurück, Religionsspötter wurden eifrige Christen, die Verstocktesten bekehrten sich. Vornehme und Niedrige drängten sich zu seinen Predigten und es waren oft 60.000, ja 100.000 Menschen versammelt, um sein begeistertes Wort zu hören. Da die Kirchen gewöhnlich die ungeheure Menge Zuhörer nicht fassen konnten, so bestieg er oft eine Anhöhe oder ein Gerüst im freien Feld. Mehrere Stunden vor der Predigt eilte das Volk hin, um sich einen Platz zu erobern. Wenn dann der einfache Franziskaner seine mächtige Stimme erhob, dann sah man oft strahlende Kronen über seinem Haupt und man sagte von ihm, was der Prophet Jesaja vom Wort Gottes sagt: „Es ist stark wie Feuer, wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert.“ Als er einst gegen das Laster und der Unzucht predigte, wurde eine langjährige Sünderin von so heftigem Reueschmerz ergriffen, dass sie den Geist aufgab. Alle Anwesenden gerieten in Schrecken und sagten, sie sei durch Gottes Strafgericht verdammt. Berthold befahl allen, sie sollten sich zum Gebet niederwerfen, damit der göttliche Ratschluss über ihr Schicksal offenbart werde. Siehe da! Die Tote erwachte wieder zum Leben und erzählte, dass sie wegen ihrer schlechten Taten vor das Gericht Gottes gerufen worden sei, aber in Betracht ihrer großen Reue sei die Seele wieder in den Leib zurückgesandt worden, damit sie ihre Sünden im Sakrament der Buße tilgen könne.

 

Berthold durchzog predigend Bayern, Österreich, Sachsen, Böhmen und Mähren und wirkte durch sein glühendes Wort, durch Ablässe von einigen Tagen, mit denen ihn der Papst bevollmächtigte, und besonders durch zahlreiche Wunder, die seine Wirksamkeit verherrlichten, außerordentlich viel und Großes zur Belebung des Glaubens und zur Förderung guter Sitten. Nur völlig Verhärtete widerstanden der Kraft seiner Predigt, mussten dann aber auch um so härter die Strafgerichte Gottes fühlen.

 

Herzog Otto von Bayern regierte anfangs sein Volk gerecht und gottesfürchtig, griff aber unbefugt in die Rechte der Kirche und Geistlichkeit ein und wurde deshalb vom Papst in den Bann getan. Berthold suchte bei seiner Ankunft in Landshut, wo damals der Herzog residierte, ihn zu bewegen, die Ungerechtigkeiten aufzugeben und sich mit der Kirche zu versöhnen. Um diese Zeit begehrte ein frommer Landmann, beim Herzog vorgelassen zu werden, da er ihm eine Offenbarung mitzuteilen habe, aber er wurde nicht vorgelassen. Deshalb begab er sich zu dem Franziskaner Berthold und offenbarte ihm seinen Auftrag: „In der verflossenen Nacht des hl. Michaelsfestes wurde ich im Geist zu einem Richterstuhl geführt und hörte, wie der Herzog Otto dort angeklagt und zum Tod verurteilt wurde. Es wurde ihm gesagt, wenn er nicht schnell ablasse von der Verfolgung der Armen und der Kirche, so werde bald das Gericht über ihn kommen.“ Berthold teilte dem Herzog die angedrohten Gerichte Gottes mit und redete ihm scharf ins Gewissen, fand aber ebensowenig Gehör, wie einst der Täufer Johannes vor Herodes. Was geschah? Am Vorabend des nächsten Andreasfestes saß Herzog Otto mit seiner Gemahlin und seinen Freunden fröhlich beisammen. Plötzlich stürzte er tot hin, ohne sich mit Gott versöhnt zu haben.

 

Nach außerordentlichen Errungenschaften für das Reich Gottes starb Berthold im Jahr 1272 und wurde in der Franziskanerkirche zu Regensburg begraben. Er wurde als Heiliger verehrt und zu seiner Grabstätte wallfahrteten bis in die neuere Zeit von fernen Ländern zahlreiche Pilger, deren Ahnen einst von seinen beredten Lippen das Lebenswort gehört hatten. Seine Predigten sind uns zum Teil erhalten geblieben und gelten als ein Kleinod des mittelalterlich-deutschen Predigt- und Sprachschatzes.