Heiliger Markulf von Nanteuil, Stifterabt, Einsiedler, Priester, Diözese Coutances, Frankreich, + 1.5.558 – Fest: 1. Mai

 

Markulf, geboren in Bajeux in einer edlen und reichen Familie, wurde mit aller Sorgfalt in der Frömmigkeit und in den Wissenschaften gebildet. Nach dem Tod seiner Eltern verließ er sein Vaterland und entsagte seinen Gütern, um sich nach Coutances, dessen Bischof damals der heilige Possessor war, zu begeben. Dieser Oberhirte nahm ihn unter seine Geistlichkeit auf, weihte ihn zum Priester, und stellte ihn als Missionar seiner Diözese an. In seinen Unterrichten machte Markulf die Gläubigen besonders auf die Verpflichtungen der Taufe aufmerksam, und ermahnte sie durch ein reines Leben den ruhmvollen Namen eines Christen zu ehren. Man versichert, Gott habe ihn so mächtig in Werken, wie in Worten gemacht.

 

Da mehrere Personen unter seiner Leitung zu leben verlangten, entschloss er sich ein Kloster zu bauen, um sie darin aufzunehmen. König Childebert unterstützte ihn in seinem frommen Unternehmen, indem er ihm dazu einen Platz neben den anderen nötigen Mitteln anwies. Das Kloster wurde also zu Nanteuil, in Cotentin, am Meer erbaut. Es bestand anfangs nur aus einem Bethaus und einigen Zellen. Der Heilige bestrebte sich, vorzüglich jene Liebe unter seinen Schülern aufleben zu machen, die die ersten Christen zu Jerusalem so innig vereinigte, und durch die sie nur ein Herz und eine Seele ausmachten.

 

Die gemeinschaftlichen Bußübungen genügten aber dem Eifer des heiligen Abtes nicht. Jedes Jahr brachte er die Fasten auf einer bei Nanteuil liegenden Insel zu. (Man glaubt, dass diese Insel eine von denen ist, die den Namen des Heiligen tragen und an der östlichen Seite der Halbinsel Contentin liegen. Man glaubt auch, dass Nanteuil an dem Ort stand, wo heutzutage die Pfarrei St. Marcon oder St. Marculph ist.) Er hatte dort keine andere Wohnung als eine Art Hütte, die er selbst gemacht hatte. Ein wenig Gerstenbrot und rohe Kräuter waren seine ganze Nahrung, und auch selbst die aß er nie bis zur Sättigung. Oft brachte er mehrere Tage nacheinander zu, ohne irgendeine Speise zu nehmen. Er schlief auf der bloßen Erde und hatte zum Kopfkissen einen Stein. Unter seinen Jüngern zählt man den heiligen Cariulph (Criou), den heiligen Domard und den heiligen Helerius. Die beiden ersten standen schon gleich anfangs unter ihm und hatten ihn auf der Reise, die er an den Hof Childeberts machte, um das Grundstück von Nanteuil zu erhalten, begleitet. Man glaubt, der heilige Helerius sei aus dem Lütticherland gebürtig gewesen. Dem sei aber, wie es wolle, gewiss ist, dass er nach Nanteuil kam, wohin ihn der Ruf des heiligen Markulf gezogen hatte. Dort lebte er einige Zeit in der Ausübung aller christlichen Pflichten.

 

Einigen seiner eifrigsten Schüler erlaubte unser Heiliger, sich auf die Insel Gersei zurückzuziehen, um dort ein Einsiedlerleben zu führen. Er selbst begab sich in der Folge mit ihnen dorthin und stiftete dort auch ein Kloster. Er errichtete auch noch andere fromme Anstalten, um das Land mit wahren Dienern Gottes zu bevölkern. Am 1. Mai im Jahr 558 starb er und wurde zu Nanteuil vom heiligen Leo, dem Bischof von Coutances begraben. Der heilige Audónus, der Bischof von Rouen, erhob ihn ungefähr hundert Jahre später. Bei den Einfällen der Normänner brachte man seine Gebeine nach Corbigny in Laonnois, wo man auch eine Kirche unter Anrufung dieses Heiligen erbaute. Man rief ihn besonders bei Kropfübeln an. Von jener Zeit an schrieb man Frankreichs Königen die Heilkraft zu, die, die mit diesem Übel behaftet sind, zu befreien. Deswegen verrichteten sie auch nach ihrer Krönung, entweder in eigener Person, oder durch Almosenpfleger, eine neuntägige Andacht zum heiligen Markulf von Corbigny, zur Danksagung für die Gabe, die ihnen durch die Fürbitte dieses Heiligen zuteilwurde.

 

Es geschahen auch noch andere Versetzungen der Reliquien des heiligen Markulf. Auch wurden mehrere Teile von ihnen an verschiedene Kirchen geschickt, was Anlass gab, dass man an verschiedenen Tagen das Fest des Heiligen feierte.