Selige Imelda Lambertini von Bologna, Nonne, Patronin der Erstkommunionkinder, + 12.5.1333 - Fest: 12. Mai

       

Das Leben der Seligen Imelda, die von Papst Pius X. zur Patronin der Erstkommunionkinder erhoben wurde, soll hier erzählt werden.

 

Im Jahr 1321 wurde der hochgeachteten Familie Lambertini in Bologna ein Mädchen geboren, das bei der heiligen Taufe den Namen Magdalena erhielt. Es war ein Gnadenkind alle Tage seines kurzen Lebens und gleich seiner heiligen Namenspatronin hat es „viel geliebt“. Die erste Kindheit der kleinen Magdalena glich einem einzigen klaren Frühlingsmorgen. Zärtliche Elternliebe umgab sie und die Sorge ihrer edlen Mutter hielt jeden schädlichen Einfluss von der reinen Kinderseele fern. Schon beim ersten Erwachen der Vernunft gab sich Magdalena Gott mit rückhaltloser Liebe hin. Sie betete gerne und oft kniete sie vor ihrem Hausaltärchen, um hier heilige Lieder zu singen oder den Rosenkranz zu beten. Die Früchte dieser kindlichen Frömmigkeit waren Engelsinn und Engelsitte. Kein Wunder, dass der Heilige Geist diese edle, großmütige Kinderseele erwählte, um in ihr die Wunder seiner Gnade zu wirken.

 

Als Magdalena zehn Jahre alt war, bat sie, von der Gnade Gottes angeregt, ihre Eltern, sie zur Erziehung in ein Kloster zu geben. Sie wünschte nämlich so sehr, gleich dem Kind Maria im Haus des Herrn heranzuwachsen, um hier in klösterlicher Stille Gott ungeteilt dienen zu können. Die Eltern wollten aber von der Bitte des Kindes nichts wissen, sie konnten ja ihren Liebling nicht entbehren, der ihnen immer nur Freude bereitete und der Sonnenschein des Hauses war. Magdalena, den Willen Gottes erkennend, ließ in ihren Bitten nicht nach und dem bescheidenen, aber inbrünstigem Flehen ihres Herzenskindes konnten die Eltern nicht lange widerstehen. So sah sich Magdalena, früher als sie gehofft, am ersehnten Ziel.

 

Vor den Toren Bolognas stand damals das Dominikanerinnen-Kloster „Santa Maria Magdalena“. Dort suchte und fand das Kind Aufnahme. Freudig öffneten die weißen Schwestern das Klosterpförtlein, war ja Magdalena der Ruf ihrer Frömmigkeit schon vorangeeilt. Nach damaliger Sitte erhielten die Kinder, die in Klöstern erzogen wurden, das Ordenskleid und änderten auch ihren Namen, ohne jedoch dem Orden irgendwie anzugehören. So wurde auch Magdalena mit dem Krem-Habit der Dominikanerinnen bekleidet und um ihr frisches Kindergesichtchen legte sich der weiße, gefaltete Schleier. Wohl wegen ihrer Sanftmut und Liebenswürdigkeit erhielt sie den Namen Imelda, der so viel als „wie Honig“ bedeutet. So schwer Imeldas zartfühlendem Herzen der Abschied von den lieben Eltern fiel, so war ihr doch, als sei das alte Kloster ihre eigentliche Heimat. Alles entzückte sie da. Mit heiliger Freude schloss sie sich den Nonnen an, wenn sie zum täglichen Psaltergebet schritten, und im Chor sang sie mit ihrem hellen Kinderstimmchen, wie es die Englein nicht besser gekonnt hätten. Sie beobachtete die Ordensregeln, soweit ihr dies gestattet wurde, mit größter Genauigkeit und war auch durch ihren Gehorsam, ihre Liebe zum Stillschweigen und zu kleinen Abtötungen selbst den ältesten Klosterfrauen zum Vorbild. Vor allem aber zeichnete sie sich durch eine ungewöhnlich innige Andacht zum allerheiligsten Altarsakrament aus. Ganze Stunden verbrachte sie vor dem Tabernakel, um die Liebe Jesu zu betrachten, und hier vor den Strahlen der göttlichen Gnadensonne erschloss sich die Knospe ihres Herzens zur Rose der heiligsten, reinsten Gottesliebe. Sie hörte täglich die heilige Messe mit großer Andacht, wenn aber dann die Kommunionglocke schellte, die Schwestern zum Tisch des Herrn traten und Imelda allein im Chor zurückbleiben musste, weinte sie oft bitterlich, so groß war ihr Verlangen nach der heiligen Kommunion. In der Erholungszeit gesellte sich Imelda regelmäßig zu jenen Schwestern, die am Morgen kommuniziert hatten, und wurde nicht müde über das Glück der heiligen Kommunion zu sprechen. Oft fragte sie in heiliger Einfalt: „O sagt und erklärt mir doch, wie man Jesus empfangen kann und nicht ob dieses Glückes stirbt“. Mit der Zeit wurde Imeldas Verlangen nach der heiligen Kommunion so hinreißend, dass sie ihre Schüchternheit überwand und zum Priester des Klosters mit der Bitte ging, ihr die erste heilige Kommunion zu gewähren. In jener Zeit war es aber unerhört, dass Kinder vor dem 14. Jahr kommunizierten. Auch dieser Priester meine, Imelda, die erst elf Jahre zählte, sei nicht verständig und unterrichtet genug und schlug ihre Bitte kurzweg ab. Imelda unterwarf sich ohne Erwiderung, sie war zu sehr gewohnt, im Priester Gottes Stellvertreter zu sehen; ihr Schmerz und ihre Sehnsucht wurden aber nur umso größer. So verging wieder einige Zeit. Imelda fuhr fort in der Übung aller Tugenden, und in der ständigen Glut ihrer Liebessehnsucht wurde das letzte Fleckchen irdischer Schwäche in ihrem Herzen getilgt.

 

Das Fest Christi Himmelfahrt des Jahres 1333 war gekommen. Am Morgen des freudvollen Feiertags war Imeldas Verlangen nach dem Heiland größer denn je. Wieder ging sie zum Spiritual, um mit erneuter Inbrunst zu bitten; wieder wurde sie abgewiesen. In Tränen aufgelöst, begab sich Imelda zum Festgottesdienst in den Chor. Da von Menschen keine Hilfe zu hoffen war, klagte das arme Kind dem Heiland sein Herzeleid, und wie beredt wurde es in seinen liebevollen Klagen! „O Jesus, o mein himmlischer Bräutigam“, seufzte sie, „willst Du denn wirklich, dass Deine kleine Magd sich verzehre in Sehnsucht nach Dir, ohne dass ihre Wünsche jemals befriedigt werden? Die Klosterfrauen haben mir doch oft von Deiner Vorliebe für die Kinder erzählt und hast Du nicht selbst gesagt: „Lasset die Kleinen zu mir kommen und wehret es ihnen nicht!“ Warum willst Du jetzt nicht zu mir kommen, da ich auch ein Kind bin und Dich so inbrünstig liebe? O gib mir, ich beschwöre Dich, nur ein einziges Krümlein von diesem Lebensbrot und ich werde gesättigt werden. Und wenn Du mich dessen nicht für würdig erachtest, so gib, dass ich sterbe, denn ich will nicht mehr leben ohne Dich!“ Inzwischen waren alle Klosterfrauen zum Tisch des Herrn getreten. Imelda dies sehend, barg ihr Haupt in den Händen, sie meinte, ihr Herzlein müsse vor Liebessehnsucht brechen.

 

Jetzt war aber der Augenblick gekommen, da der Heiland dem drängenden Verlangen des Kindes nicht mehr widerstehen konnte und musste er es selbst durch ein Wunder befriedigen. Durch die dämmernde Kirche fluteten Strahlen von Licht und über Imelda erschien eine Hostie und blieb über des Kindes Haupt in der Luft schweben. Imelda blickte auf, ein seliges Lächeln überflog ihr Antlitz und anbetend warf sie sich vor der heiligen Hostie nieder. Die Klosterfrauen, starr vor Staunen und Ehrfurcht, riefen eilig den Priester herbei. Er kommt, sieht das Wunder und versteht seine Bedeutung. Schnell entschlossen nimmt er eine Patene und nähert sich der heiligen Hostie. Diese lässt sich leise auf die Patene nieder, der Priester ergreift sie und reicht sie dem Gnadenkind, das in seligem Entzücken die Augen schließt, das Haupt neigt und wie in tiefer Anbetung versunken liegen bleibt. Wer kann sagen, was in diesem Augenblick in Imeldas Seele vor sich ging? Wer ahnt die Gnadenwunder dieser heiligen Kommunion? – Die Klosterfrauen vereinigten ihre mit Imeldas Danksagung und stundenlang wagten sie nicht, das Gnadenkind zu stören. Endlich aber naht die Oberin. Imelda muss sich nun ausruhen, sich stärken nach der Seelenerregung dieser Stunden; sie ruft leise, lauter – Imelda rührt sich nicht, - sie befiehlt – das Kind will nicht hören. „O Imelda“, mahnt da die Oberin, „immer hast du gefolgt und heute willst du nicht gehorchen!“ – Umsonst! – Da heben die Klosterfrauen Imelda auf und ein toter Engel ruht in ihren Armen. Schon vor Stunden, ja im Augenblick der ersten heiligen Kommunion musste Imelda gestorben sein. So viel Glück hatte ihr Herz nicht fassen können. Im ersten Kuss des Heilands war auch der Schleier der sakramentalen Gestalt vor ihrem entzückten Auge gefallen und der Heiland hatte seine liebende Braut heimgeholt zur ewigen Kommunion dort im Himmel.