Heiliger Kentigern von Glasgow (Mungo), Bischof, Patron von Glasgow, + 612 – Fest: 13. Januar

 

Der heilige Kentigern, mit dem Beinamen Mungo, der Bischof von Glasgow in Schottland, ist sehr berühmt im nördlichen Teil von Großbritannien, und kommt aus dem königlichen Geschlecht der Pikten. Er wurde um das Jahr 516 geboren. Schon in seinem frühesten Alter übergab man ihn der Leitung des heiligen Servan, des Bischofs und Abtes von Culros, der die edlen Gefühle der Sanftmut und Frömmigkeit in ihm erweckte. Die Reinheit seiner Sitten und seine anderen Tugenden gewannen ihm die ganze Liebe seines Lehrmeisters und all derer, die ihn kannten, weshalb man ihm den Beinamen Mungo oder Mongo gab, was in der Landessprache „der Geliebte“ bedeutet. (Die schottischen Katholiken verehren den Heiligen auch noch heutzutage unter dem Namen des heiligen Mungo.) Er zog sich dann an einen Ort, Glasghu genannt, zurück, wo er ein sehr strenges Leben führte. Allein er sah sich bald genötigt, seine Einsamkeit zu verlassen, weil ihn die Geistlichkeit und das Volk mit dringenden Bitten als Bischof begehrten.

 

Nach seiner Weihe errichtete er seinen Sitz zu Glasgow. Dort versammelte er eine große Anzahl frommer Personen um sich, die nach Weise der ersten Christen von Jerusalem lebten. Sein Bistum, das sehr ausgedehnt (Es erstreckte sich vom deutschen Meer bis an den Ozean, auf der Abendseite hin.) und zugleich wenig in den Lehren des Christentums unterrichtet war, eröffnete seinem Eifer und seiner Geduld einen ausgedehnten Wirkungskreis. Um daher das Licht des Evangeliums immer mehr und mehr zu verbreiten, bereiste er öfters alle Teile seines Bistums und immer nach Weise der Apostel, - zu Fuß. Die Heden entsagten auf seine Belehrung hin, scharenweise ihrem Aberglauben und begehrten die heilige Taufe. Der heilige Oberhirt beschränkte sich aber nicht bloß darauf, dass er den Götzendienst niederstürzte, auch wusste er seine christliche Herde vor dem Gift der pelagianischen Irrlehren, die schon tiefe Wurzeln in Schottland gefasst hatten, zu bewahren.

 

Der erstaunliche Erfolg, den die apostolischen Arbeiten des heiligen Kentigern hatten, wird uns nicht befremden, wenn wir bedenken, dass er ein Mann des Gebetes war. Nicht zufrieden, jeden Tag den ganzen Psalter abzubeten, verrichtete er noch mehrere andere Andachtsübungen, so zwar, dass seine Seele nie durch Zerstreuung der Gegenwart Gottes entfremdet war. Ununterbrochen tötete er sein Fleisch ab durch strenges Fasten und tausend andere außerordentliche Bußübungen. Während der vierzigtägigen Fastenzeit entfernte er sich von dem Umgang der Menschen, und brachte diese heiligen Tage in der Einsamkeit zu, wo er sich mit dem Himmel unterhielt. Man sah, mit einem Wort, alle apostolischen Tugenden in ihm wieder glänzen. Auch begnadete ihn Gott, wie seine ersten Verkünder des Evangeliums, mit der Gabe der Wunder.

 

Kentigern, der vor Begierde das Reich Gottes immer mehr auszubreiten, ganz erglüht war, flößte diese heiligen Gesinnungen, von denen er beseelt war, auch mehreren seiner Schüler ein. Er sandte sie aus, den Glauben in Schottlands nördlichen Gegenden, auf den orkadischen Inseln, in Norwegen und Island, zu verkündigen.

 

Um den Fortgang der weiteren Geschichte ganz zu verstehen, ist es notwendig, ein Wort über die Regierungsverfassung der mittäglichen Pikten, die gewissermaßen aristokratisch war, vorauszuschicken. Das Land war unter mehreren kleine Herren aufgeteilt, die das Recht hatten, sich wechselseitig zu bekriegen. Jedoch gehorchten alle einem höchsten Monarchen, dessen gewöhnliche Residenz die Stadt Alcluyd war, jetzt Dunbriton genannt. Die Staaten dieses Monarchen umfassten aber nicht bloß das Land der mittäglichen Pikten (Sonst auch Britten von Straith-Cluit genannt.), sondern auch das der Cumberer, das sich gegen Süden, von der Mauer der Pikten bis an die Ribble, in der Provinz Lancaster, erstreckte.

 

Da der fromme König Rydderch Hael, ein Verwandter und Beschützer des heiligen Bischofs, durch den gottlosen Morcant seines Thrones enthoben worden war, musste sich Kentigern zu den Britten im Land Galles flüchten. Er hielt sich einige Zeit beim heiligen David zu Menevia auf, verließ ihn aber wieder, um ein Kloster bei dem Zusammenfluss der Bäche Elwy und Cluid zu erbauen. Es scheint, dass er da lebte, als der heilige David 546 oder vielmehr 544 den ersten März, der in diesem Jahr auf einen Mittwoch fiel, gestorben ist. Die Schule, die der heilige Kentigern in seinem Kloster gestiftet hatte, wurde in der Folgezeit sehr berühmt. Sehr viele Männer, die eben so sehr durch ihre Tugenden, als durch die Wissenschaften, ausgezeichnet waren, hatten da ihre Bildung erhalten.

 

Indes gelangte Rydderch, der nach dem Tod des Thronräubers Morcant, wieder zum Besitz seines Reiches. Der heilige Bischof nützte diesen Umstand, um wieder um das Jahr 560 in sein Bistum zurückzukehren. Fünf Jahre später hatte er eine Unterredung mit dem heiligen Columbus, der anfing, das Evangelium den nördlichen Pikten zu predigen. Diese Völker hatten schon einige Kenntnis von Jesus Christus, weil ihnen bereits Kentigern einige Glaubensprediger geschickt hatte, die er aus der Zahl seiner Schüler genommen hatte. Der König Ridderch und zwei seiner Nachfolger schenkten diesem heiligen Bischof ihr ganzes Vertrauen. Sie unternahmen nichts, ohne ihn erst um Rat gefragt zu haben. Sie unterstützten ihn mit all ihrem Ansehen in den frommen Plänen, die er zur Verbreitung des Evangeliums und zur Verbesserung der Sitten machte. Auch verdienten sie, dass der Himmel ihre Staaten vor der Verheerungswut der Sachsen bewahrte.

 

Der heilige Kentigern starb 612, fünfundachtzig Jahre alt, und wurde in der Kathedralkirche von Glasgow, deren erster Patron er war, beigesetzt. Sein Grab wurde stets, bis zur Einführung der calvinischen Irrlehre in Schottland, sehr verehrt.