Seliger Arnulf (von Löwen), Mönch von Villers, Zisterzienser, + 30.6.1228 – Gedenktag: 30. Juni

 

Der selige Arnulf ging in seiner Jugend die breite Straße, die zum Verderben führt, wenn nicht zur rechten Zeit der unglückliche Waller durch den Zwischenpfad der Buße hinübereilt auf jenen schmalen Weg des Heils, und auf ihm unverdrossen sich mühte, an die schmale Pforte zu gelangen und durch sie mit den Treugebliebenen einzugehen in jene Freuden, die ihn für die verlassenen Weltfreuden mehr als tausendfach entschädigen. Der Herr erbarmte sich des Verirrten und der Ruf seiner Gnade war so mächtig, dass der junge Mann, in der schönsten Blüte der Jahre stehend, wo die Welt von allen Seiten ihn liebkoste und ihre Genüsse ihm anbot, mit einem Mal und für immer mit ihr brach, und sich mit der ganzen Glut seines empfindsamen Herzens dem Überirdischen zuwendete und mit allem ernst nach dem Schwert der Buße griff, um sich mit Gewalt den Himmel zu erstürmen, da ihm der Eintritt durch die Pforte, die der Unschuld offen steht, nicht mehr gestattet war.

 

Schon in der ersten Zeit seiner Bekehrung erkannte Arnulf, welche die sichere Zuflucht der Sünder sei, und dass er um so leichter die Erbarmung des Sohnes erlangen werde, je reichlicher er sich die Gunst der Mutter verschaffen könnte. Er widmete sich mit kindlichem Vertrauen ganz dem Dienst Mariens, hörte nicht auf, ihr Lob zu verkündigen, und durch ihre Hände sein Gebet und seine Bußübungen, die nach und nach die Strenge der ersten Einsiedler erreichten, seinem göttlichen Richter darzubringen. Und die Mutter der Barmherzigkeit, die mit ihrem Sohn ein zerknirschtes und demütiges Herz nicht verachtet, übte treulich ihr Amt und verschaffte dem bußfertigen jungen Mann nicht bloß die Verzeihung der alten Schulden, sondern auch neue reichliche Gnaden. Da ihm bei seiner Wohlgestalt und Jugend von andern und bei seiner weichen und empfindsamen Gemütsart vom eigenen Herzen Gefahr drohte für seine Beharrlichkeit, flößte sie ihm das Verlangen ein, wie Abraham auszuziehen aus seinem Land und von seiner Verwandtschaft, um das vom Herrn verheißene Land in Besitz zu nehmen, und der zweiundzwanzigjährige junge Mann wanderte fort aus der Vaterstadt, die ihm zu Sodom geworden war, und klopfte demütig eines Tages an den Pforten der Zisterzienserabtei Villarium, um der Liebe Jesu und Maria willen bittend, unter die Laienbrüder aufgenommen zu werden. Er wurde erhört, und sein ganzes Leben im Orden zeigte, dass, obwohl er schon vor seinem Eintritt den alten Menschen ausgezogen hatte, er doch nie aufhörte, ihn zu züchtigen, dass aber auch der Himmel ihn mit immer neuen und reichlicheren Gnaden überströmte. Er wusste, wem er dies alles und besonders den ersten Ring an der unermesslichen Gnadenkette, seine Bekehrung, zu verdanken habe, und sein Herz entflammte immer mehr in Liebe gegen seine himmlische Retterin, und sein Mund wurde nicht müde, Tag und Nacht seinen Dank und ihr Lob auszusprechen. Er wurde dadurch in einen vertraulichen Verkehr mit der glorreichen Gottesmutter eingeführt, in dem sie sich ihm oft sichtbar zeigte und mit ihm das Geschäft seines Heils verhandelte. In einer solchen Erscheinung reichte einmal Maria das göttliche Kind, das sie auf den Armen trug, ihrem Diener dar, und erlaubte ihm, es zu umarmen und zu liebkosen. Arnulf konnte die heiligen Eindrücke, in denen hierüber sein Herz zerschmolz, kaum ertragen. Wie von Sinnen und berauscht von Wonne fing er an, aufzuhüpfen, in die Hände zu klatschen und schließlich zur jungfräulichen Mutter zu sagen: „Nehmt, o Frau, euren Sohn, nehmt ihn, ich bitte euch; es ist genug der Gunst und Gnade, die ich habe.“ Und dann rief er im Jubel seines Herzens aus: „O, ihr alle, die ihr Gott liebt, kommt hierher, wenn ihr den Herrn zu haben verlangt!“ Und zum öfteren wiederholte er: „Gott ist hier, Gott ist hier. Kommt, kommt, kommt alle hierher, dass ihr Gott findet!“ so, dass die in der Nähe noch wachenden Brüder, die ihn so laut reden und jubeln hörten, meinten, er se in eine Geistesschwäche gefallen vor Gram über eine Strafe, die der Abt damals über ihn verhängt hatte, und der sich der Selige, obwohl ganz unschuldig, stillschweigend und mit größter Freude unterzogen hatte.

 

Endlich nahte die Zeit, wo sein Geist in die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen werden und diese Glorie Gottes und seiner geliebten Mutter schauen und genießen sollte, ohne mehr in den von Bußübungen erschöpften Leib zurückkehren zu müssen. Als ihm in seiner Krankheit ein Mönch, der der Arzneikunst kundig war, den Puls gefühlt und ihm auf seine Frage, was er von seinem Zustand denke, sagte, „er halte dafür, dass sie zum Tode führe“, verklärte sich Arnulfs ganzes Wesen in Freude. Er fiel ihm um den Hals, umarmte ihn und sprach: „O Bruder, ich sage euch in Wahrheit, dass mein Herz noch nie in solcher Liebe gegen euch entbrannte, wie heute, und das deswegen, weil ihr durch ein solch trostreiches Wort meine Seele erfreut habt!“ Kniend gab Arnulf in den Armen eines Mitbruders, der ihn, als er von einer plötzlichen Schwäche befallen wurde, hielt, nach kurzem Todeskampf seinen Geist auf (im Jahr 1228), um dort in alle Ewigkeit in vollkommener Weise fortzusetzen, was er hier mit dem ersten Augenblick seiner Bekehrung begonnen hatte, Gott und Maria zu lieben und zu loben.