Die Makkabäische Mutter mit ihren sieben Söhnen

 

Die fromme Makkabäische Mutter und ihre sieben Söhne waren schon zweihundert Jahre vor Christi Geburt ein leuchtender Beweis, dass den Menschen nichts von der Liebe Gottes zu scheiden vermag, solange er Ihn vor Augen hat und sein Wort im Herzen bewahrt.

 

Als Antiochus Epiphanes, König in Syrien, Jerusalem erobert hatte, versuchte er die Juden mit Gewalt vom wahren Gott abzubringen und zur Anbetung der aufgestellten Götzenbilder zu bewegen. Viele ließen sich von der Furcht vor dem Tod zum Abfall verleiten; andere aber wählten lieber den Tod. Unter denen war auch die Makkabäische Mutter mit ihren sieben Söhnen. Da sie sich weigerten, das Gesetz ihrer Väter zu übertreten, wurden sie auf Befehl des Königs mit Geißeln und Ochsensennen grausam geschlagen.

 

Der älteste von ihnen antwortete dem König: „Was willst du viel fragen und von uns wissen? Wir wollen lieber sterben, als gegen den Herrn unseren Gott sündigen.“ Über diese Rede wurde der König sehr zornig und ließ ihm, weil er zuerst geredet hatte, die Zunge ausreißen, die Haut abziehen, Hände und Füße abhauen und ihn dann in einem glühenden Kessel lebendig braten. Die Mutter aber und die sechs anderen Brüder mussten zusehen, wie er auf diese langsame Weise zu Tode gemartert wurde.

 

Hierauf führte man den zweiten zur Marter. Diesem streiften sie die Haut samt den Haaren vom Haupt und fragten ihn, ob er dem Gebot des Königs gehorchen wolle, ehe er an allen Gliedern des Leibes gemartert würde. Er antwortete mit festem Mut: „Nein, ich werde es nie tun.“ Ja noch in den letzten Zügen sprach er zum König: „Grausamer König! Du nimmst uns zwar dieses zeitliche Leben; aber der König des Himmels und der Erde wird uns, weil wir aus Liebe zu Ihm sterben, wieder auferwecken zum ewigen Leben.“

 

Der dritte bot seine Hände freiwillig dar und sprach voll Zuversicht: „Diese Glieder hat mir Gott zum Himmel gegeben, ich habe sie als Gottes Gabe jeder Zeit in Ehren gehalten und nur um seines Gesetzes willen gebe ich sie gerne hin.“ Er starb mit diesen Worten.

 

Der vierte sprach noch im Augenblick des Todes: „König! Du hast zwar selbst die Macht uns zu peinigen; wisse aber: Mitten unter den Qualen des Todes sind wir doch selige als du, denn wir haben die Hoffnung, dass uns Gott wieder auferwecken wird zu einem besseren Leben. Dir aber wird die Auferstehung nicht zum Leben, sondern zum Tod und zur Verdammung sein.“

 

Dann ergriffen sie den fünften und geißelten ihn. Dieser sah auf Antiochus und sprach: „Du bist ein Mensch und musst sterben! Weil du aber Gewalt hast auf der Erde, so tust du jetzt was du willst. Aber nicht lange mehr, so wirst du erfahren, dass Gott noch mächtiger ist als du und dich und dein Geschlecht dafür strafen wird.“

 

Jetzt wurde der sechste Bruder zur Peinigung herbeigeführt. Dieser sprach noch in den letzten Zügen: „Betrüge dich nicht umsonst, o König! Schreibe die Macht, uns zu töten, nicht deiner Hoheit zu. Wir leiden dies alles bloß aus eigener Schuld. Weil wir gegen Gott gesündigt haben, so lässt er so schreckliche Dinge über uns kommen. Dir aber wird es nicht ungestraft hingehen, dass du es wagst, gegen Gott so zu wüten.“

 

Nun war noch der jüngste Bruder übrig. Diesen nahm der König zu sich hin und redete überaus freundlich mit ihm. Er beteuerte es ihm mit einem Eid, wenn er das Gesetz seiner Väter verlassen würde, so wolle er ihn reich und glücklich und zu einem großen Herrn machen, ihn für seinen Freund halten und es ihm an nichts fehlen lassen. Der Junge ließ sich aber durchaus nicht dazu bewegen. Da rief der König die Mutter herbei und riet ihr, sie sollte ihn dazu bereden, damit doch wenigstens einer ihrer Söhne am Leben bleibe. Aber die Mutter beugte sich zu ihrem Sohn herab und sagte zu ihm: „Du mein liebes Kind, das ich unter meinem Herzen getragen habe, so lange Zeit ernährt und mit so großer Mühe bis zu diesem Alter erzogen habe,- erbarme dich doch über mich! Ich bitte dich, mein Kind, sieh Himmel und Erde an und alles was darin ist. Sieh, dieses alles und das ganze Menschengeschlecht hat Gott aus nichts gemacht. Fürchte dich daher nicht vor dem Henker, sondern zeige dich deiner Brüder würdig und stirb gerne. So wird der barmherzige Gott, samt deinen Brüdern, dich mir wieder geben.“

 

Ehe die Mutter noch ausgeredet hatte, sprach der Junge zu den Henkern: „Worauf wartet ihr noch? Ich gehorche allein dem Gebot Gottes, das er uns durch Mose gegeben hat. Du aber, o König! der du dem Volk Gottes alles Leid antust, wirst der Hand Gottes nicht entfliehen. Trotze nicht auf deine Gewalt; denn du bist dem Gericht Gottes, der allmächtig ist und alles weiß, noch nicht entronnen. Meine Brüder sind nun, nach diesen kurzen Leiden, der Verheißung des ewigen Lebens teilhaftig geworden. Du aber wirst noch nach Gottes gerechtem Urteil für deinen Übermut bestraft werden. Ich will nun nach dem Beispiel meiner Brüder Leib und Leben um des Gesetzes meiner Väter willen gerne dahin geben. Gott wird, um was ich herzlich flehe, sich seines Volkes bald wieder erbarmen. Du aber wirst unter großen Qualen und Peinen noch bekennen müssen: Er allein ist der wahre Gott.“

 

Da der König dies hörte, wurde er wütend vor Zorn. Er ließ ihn noch schrecklicher martern als alle übrigen und zuletzt auch noch die Mutter.

 

Welch ein hoher Mut, den uns der Blick ins bessere Leben gibt! Der lebendige Gedanke an den Himmel nimmt dem furchtbarsten Tod alles Schreckliche und vernichtet alle verführerischen Reize dieser sichtbaren Welt, wenn wir mit Paulus glauben: „Dass die Leiden dieser Zeit gar nicht zu vergleichen sind mit der Herrlichkeit, die künftig an uns offenbar werden wird.“ (Röm 8,18)