Heiliger Getulius, Gelehrter, Kriegsoberster und Martyrer von Rom, + 10.6.124 - Fest: 10. Juni

       

Getulius diente als Kriegsoberster im römischen Heer unter den Kaisern Trajan und Hadrian. Als er das Christentum angenommen hatte, zog er sich in das Land der Sabiner zurück. Von seiner Gemahlin Symphorosa hatte er sieben Söhne, die alle in der christlichen Religion erzogen wurden. Auf dem Landgut des Heiligen unweit von Tivoli versammelte sich täglich eine große Anzahl Christen, die er mit ruhmwürdigem Eifer zum standhaften Bekenntnis ermunterte. Auch den leiblichen Unterhalt reichte er denen, die ihn nötig hatten, ganz nach dem Beispiel der ersten Christen in Jerusalem, die ihren Überfluss mit den ärmsten Mitchristen teilten.

 

Als Kaiser Hadrian erfuhr, dass Getulius das Heidentum verlassen habe, sendete er einen hochgestellten Beamten, namens Cerealis, ab, um ihn zu verhaften. Dieser traf den Heiligen in der Mitte vieler Glaubensbrüder, denen er die Worte des göttlichen Heils erklärte. Er redete mit großem Nachdruck von der Wahrheit des Christentums und von der Seligkeit, die es seinen Bekennern verheißt. Cerealis wurde von der Gnade Gottes berührt und entschloss sich, statt den Auftrag seines Gebieters zu vollziehen, selbst Christ zu werden. In diesem Vorhaben wurde er durch den Legionstribun Amantius bestärkt, einen Bruder des Getulius, der der Verfolgung wegen sich hier verborgen hielt. Er erinnerte Cerealis, durch Buße, Fasten und Gebet zur heiligen Taufe sich vorzubereiten. Drei Tage verharrten auch die übrigen Christen mit dem Neubekehrten im Gebet. In der dritten Nacht, die sie stehend durchwachten, hörten sie eine Stimme von oben, die ihnen befahl, dass sie den heiligen Xystus, der damals Bischof in Rom war, zu sich rufen sollten. Es geschah. Der Papst erschien, unterrichtete Cerealis in den Geheimnissen des christlichen Glaubens, taufte ihn und bekräftigte ihn durch die Sakramente der Firmung und des Abendmahles. Während dieser heiligen Handlungen, die, um von den Feinden der Christen nicht gestört zu werden, in einem unterirdischen Gewölbe verrichtet wurden, rief Cerealis mit lauter, fröhlicher Stimme aus: „Seht da ein Licht über mir, glänzender als die Sonne!“ Alle Anwesenden priesen Gott für diesen sichtbaren Beweis der Mitteilung des heiligen Geistes.

 

Als Cerealis so lange ausblieb, ohne von sich hören zu lassen, begann man in Rom Verdacht zu schöpfen und stellte Nachforschungen an. Ein gewisser Vincentius kam in die Nähe von Tivoli, um da öffentliche Gelder zu erheben, und erfuhr den Verlauf der Dinge. Erstaunt rief er aus: „O ihr Götter, so hat selbst Cerealis, der mit so hohen Würden Bekleidete, euch verlassen und ist leeren Träumen gefolgt!“ Sogleich eilte er nach Rom zurück und hinterbrachte dem Kaiser, dass Cerealis zum Christentum übergetreten sei. Hadrian, über dieses unerwartete Ereignis heftig erzürnt, schickte Licinius nach Tivoli hinaus, mit dem Auftrag, die Abtrünnigen festzusetzen und zu verurteilen, falls sie den Göttern nicht opfern wollten. Licinius ließ einen Richterstuhl auf öffentlichem Platz aufstellen und sodann die christlichen Bekenner in Ketten vor sich führen. Aber umsonst strengte er sich an, sie zu überreden, den Götzen zu opfern; all seine Bemühungen waren fruchtlos. Da ließ er sie entkleiden und grausam schlagen. Während dieser Misshandlung lobten sie den Herrn, und Getulius rief mit lauter Stimme: „Ich danke Gott, dem Allmächtigen, und meinem Herrn Jesus Christus, dass ich zum gefälligen Opfer geworden bin. Einen reumütigen Geist, ein zerknirschtes Herz verschmäht Gott nicht!“ Die heiligen Bekenner wurden jetzt in das Gefängnis geworfen, wo sie 27 Tage verwahrt blieben. Mittlerweile ging Licinius nach Rom und berichtete dem Kaiser alles, was vorgefallen war. Dieser ordnete sogleich Kriegsleute ab, mit dem unmenschlichen Befehl, die Bekenner dem Scheiterhaufen zu übergeben. So wurden Getulius, Amantius, Cerealis und noch ein vierter Christ, namens Primitivus, mit gebundenen Händen und Füßen in das dazu bereitete Feuer geworfen. Getulius beschädigten die Flammen nicht, sie lösten nur seine Bande auf. Gott preisend trat er unverletzt aus dem Feuer hervor. Nun aber schlugen ihn die Soldaten mit Prügeln tot. Dies geschah im Jahr 124.

 

Symphorosa beerdigte den Leichnam ihres Gatten und die Reste der anderen Martyrer in einer Sandgrube auf ihrem Landgut und betete mit ihren Söhnen oft an dieser Stelle. Das Jahr darauf begab es sich, dass Kaiser Hadrian selbst nach Tivoli kam, das er wegen seiner angenehmen und gesunden Lage sehr liebte. Er ließ hier einen prächtigen Palast errichten, und als das Gebäude fertig war, sollte es nach Sitte der Heiden durch allerlei abergläubische Zeremonien eingeweiht werden. Diese Gelegenheit benützten die Priester, um den Kaiser glauben zu machen, die Götter seien durch das Gebet, das Symphorosa und ihre Söhne täglich zum Christengott verrichteten, sehr belästigt und wollten, erzürnt hierüber, nicht mehr Heil und Segen spenden. Hadrian ließ die fromme Witwe samt ihren Söhnen ergreifen und vor sich bringen und sagte zu ihr: „Wähle, was du willst – entweder opfere den Göttern, oder du wirst auf eine elende Weise zu Grunde gehen!“ Symphorosa entgegnete: „Du glaubst, meinen Sinn durch Schrecken ändern zu können. Doch nein! Ich will bei meinem Mann Getulius, den du des Christentums wegen getötet hast, meine Ruhe finden.“ Nun ließ sie Hadrian zu dem Tempel des Herkules führen und dort an einen Pfosten bei den Haaren aufhängen. Als diese grausame Misshandlung die heldenmütige Bekennerin nicht wankend machte, befahl der Tyrann, sie mit einem Stein am Hals im Fluss Teverone zu ertränken.

 

Durch den Tod der Mutter noch nicht befriedigt, richtete die Wut des Kaisers sich jetzt gegen die Söhne. Anfänglich meine er, die jugendlichen Gemüter durch freundliche Worte und große Verheißungen, oder doch gewiss durch harte Drohungen bewegen zu können. Aber er lernte an den jungen Helden eben die Standhaftigkeit kennen, die er an Vater und Mutter erfahren hatte. Da ließ er um den Tempel des Herkules herum sieben Pfähle errichten, an jedem von ihnen einen Bekenner aufhängen und ihre Glieder mittels Flaschenzügen furchtbar auseinander zerren, ohne durch diese unmenschliche Pein ihren Mut besiegen zu können. Des grausamen Spieles müde, befahl er endlich, sie mit Dolchen zu töten. Alle verharrten bis zum letzten Atemzug treu im Glauben Jesu Christi, gestärkt durch die Hoffnung der Krone des ewigen Lebens. Die Leichname wurden in eine tiefe Grube geworfen. Nachdem die Verfolgung für einige Zeit aufgehört hatte, wurden sie von den Christen herausgenommen und einzeln an der Straße bei Tivoli feierlich beerdigt.