Heiliger Paulus von Theben, 1. Ordensgründer der Einsiedler in Ägypten, + 10.1.343 - Fest: 15. Januar

       

Nach der vom heiligen Hieronymus verfassten Lebensbeschreibung wurde Paulus, der „Ur-Einsiedler“, 228 in Theben (Ägypten) als Kind reicher Eltern geboren.

 

Während der decischen Christenverfolgung (249-251) floh er in die Wüste und lebte dort einsam in einer Felsenhöhle ein Leben in Meditation und Gebet.

 

Kurz vor seinem Tod suchte ihn der heilige Antonius auf, der durch einen Traum auf ihn, als den besseren Einsiedler, aufmerksam geworden war. Beide Greise führten lange Gespräche. Als der heilige Paulus bald danach im 113. Jahr starb, kam der heilige Antonius zurück, um ihn zu begraben.

 

„Paulus war erst zweiundzwanzig Jahre alt, als er in die Wüste ging. Seine Absicht war, da nur so lange zu bleiben, wie die Verfolgung dauern würde, aber nachdem er einmal die unaussprechlichen Süßigkeiten des bußfertigen und beschaulichen Lebens gekostet, nachdem er durch Erfahrung die Vorteile, die man in der Einsamkeit findet, erkannt hatte, fasste er den festen Entschluss, nie mehr in die Welt zurückzukehren, sondern desto eifriger für diejenigen zu beten, die in ihr wohnen. Er lebte bis zu seinem dreiundvierzigsten Jahr nur von der Frucht seines Palmbaumes. In seiner übrigen Lebenszeit wurde er wunderbar, wie ehedem der Prophet Elias, durch einen Raben genährt, der ihm jeden Tag ein halbes Brot brachte. Wir wissen die einzelnen Umstände des Lebens nicht, das Paulus neunzig Jahre lang in der Wüste führte; die Menschen erfuhren nur kurz vor seinem Tod etwas von ihm, und zwar durch folgende Begebenheit.

 

Der große Antonius, der damals neunzig Jahre erreicht hatte, wurde von eitlem Ruhm versucht. Er bildete sich ein, niemand habe so lange wie er, Gott in einer gänzlichen Abgeschiedenheit von der Welt gedient. Als er mit diesem Gedanken sich beschäftigte, schickte ihm Gott einen Traum, durch den er ihn von seinem Irrtum überzeugte. Er befahl ihm gleichzeitig, einen seiner Diener aufzusuchen, der tief in der Wüste wohne. Antonius trat unverzüglich mit Tagesanbruch die Reise an. Da ihm ein Ungeheuer in den Weg trat, machte er das Kreuzzeichen, und sogleich verschwand diese Truggestalt, die vielleicht vom Geist der Finsternis hergezaubert war; diese Erscheinung war ihm ein sicheres Zeichen, dass dies der Weg sei, den er einzuhalten habe. Kurze Zeit danach stellte sich ihm ein Satyr in den Weg. Er gab ihm zu verstehen, er bewohne diese Einöde, und gehöre unter die Zahl derer, die von den Heiden als Götter angebetet werden. Nachdem der Heilige zwei Tage und eine Nacht gereist war, gewahrte er in der Ferne ein Licht, das ihm die Wohnung desjenigen zeigte, den er suchte. Er trat an die Tür der Höhle und bat den Heiligen, sie ihm zu öffnen; aber erst nach vielem Zureden wurde ihm sein Wunsch gewährt und er von Paulus mit sanftem Lächeln empfangen. Sie umarmten sich wechselseitig und nannten sich bei ihrem Namen, den Gott jedem geoffenbart hatte. Paulus fragte dann den Antonius, ob sich die Menschen immer noch so um das Irdische plagten und dem heidnischen Aberglauben nachhingen.

 

Nach geendigter Unterredung kam ein Rabe herbeigeflogen und legte ein ganzes Brot zu ihren Füßen. „Sieh“, sagte Paulus, „Gott schickt uns unsere Nahrung. Schon viele Jahre sendet mir seine Güte jeden Tag ein halbes Brot; aber da du jetzt zu mir gekommen bist, hat der Heiland das Gericht verdoppelt.“ Sie dankten dann beide Gott, setzten sich an einen nahen Quell, um ihr Mahl einzunehmen.“

 

Die Begegnung der beiden heiligen Einsiedler war ein beliebtes Thema der Malerei. Die frühen Darstellungen bilden den heiligen Paulus und den heiligen Antonius unter einem Baum ab, bei einer Quelle sitzend mit dem Raben, der das doppelte Brot bringt. Als Einzelfigur erscheint der heilige Paulus barfuß mit Krückstock und in einen faltenreichen dunklen Mantel gehüllt. Manche Bildwerke zeigen den Heiligen auch mit einem Gewand aus geflochtenem Palmstroh bekleidet. Paulus von Theben ist der Patron der Korb- und Mattenmacher.