(Symbolbild Allerheiligen)
Petrus, Knaphäus oder der Walker genannt, ein Eutychianer, dessen Sitten noch verdorbener als seine Lehre waren, hatte sich des bischöflichen Sitzes von Antiochien bemächtigt, den Patriarchen von ihm vertrieben, unter dem Schutz Zenos, Comes des Orients, Eidams des Kaisers Leo. Da aber dieser Fürst von der Gewalttätigkeit und den Verwirrungen, die dieser Usurpator in der Kirche von Antiochien anrichtete, in Kenntnis gesetzt wurde, gab er den Befehl, ihn zu verstoßen und den rechtmäßigen Bischof wieder zurückzurufen. Dies geschah. Da aber der Patriarch das Volk von Antiochien in Parteien zerfallen und in der größten Unordnung antraf, und überdies sah, dass Zeno seine Gegner begünstige, legte er seine bischöfliche Würde nieder. Die Katholiken erwählten an seiner Statt Stephan, einen Mann von heiligem Wandel, dem die Ketzer, unterstützt von den geheimen Ränken Peters des Walkers, der verborgen in der Stadt lebte und auf eine günstige Gelegenheit wartete, sich zum zweiten Mal der Kirche zu bemächtigen, viel zu schaffen machten. Nach dem Ableben des Kaisers Leo und seines Enkels gleichen Namens, hielt es Zeno, dessen Nachfolger, nicht für ratsam, die Katholiken von Antiochien in ihren Rechten zu kränken, da es ihm darum zu tun sein musste, sich beim Antritt seiner Regierung die Liebe seines ganzen Volkes zu verschaffen. Aber der Tyrann Basiliscus, der Bruder seiner Stiefmutter Verina, entthronte ihn, zwang den Patriarchen Stephan, seinen Sitz zu verlassen, und setzte Peter den Walker wieder auf den bischöflichen Sitz von Antiochien. Zeno kam jedoch nach einem Zeitraum von zwanzig Monaten wieder zurück mit einem furchtbaren Kriegsheer, bemächtigte sich seines Reiches wieder, nahm den Tyrannen Basiliscus gefangen und verwies in nach Kappadocien. Er entriss Peter dem Walker das Bistum von Antiochien und übergab es, da seine Wahl eines anderen namens Johannes fehlgeschlagen war, wieder dem heiligen Stephan, der diesen Zeitpunkt benützte, seine Kirche in einen ruhigeren Zustand zu versetzen. Jedoch war die Ruhe, die ihm bloß die Politik des Kaisers vergönnte, der seine Ketzerei und seine boshaften Gesinnungen noch geheim hielt, von kurzer Dauer. Peter der Walker, dieser Feind des Glaubens und der Ruhe der Kirche, hatte sich beständig in Antiochien aufgehalten, trotz aller Vorgaben, die Papst Simplicius dem Kaiser Zeno gemacht hatte, ihn aus dieser Stadt zu vertreiben. Seine Ränke gegen die Katholiken nahmen derart zu, dass die Eutychianer, seine Anhänger, nachdem sie lange vergebens seine Absetzung vom Kaiser und den Bischöfen von Laodicea zu bewirken gesucht hatten, eines Tages wie Irrsinnige in die Kirche drangen und ihn niedermetzeln wollten. Sie ergriffen den Heiligen am Altar, peinigten ihn so lange mit spitzigen Stacheln, bis er tot zu Boden sank. Seinen Leichnam warfen sie in den Fluss Orontes.
Der Kaiser, von diesem Mord in Kenntnis gesetzt, bestrafte die Schuldigen mit dem Tod. Aber auch das Beispiel einer solchen Ahndung brachte der Kirche noch keinen Frieden. Der erledigte Bischofssitz musste nun wieder besetzt werden und es war dazu ein würdiger Mann vonnöten, der zugleich dazu in der Lage sein musste, den Ketzern kräftigen Widerstand zu leisten. Da aber die Wahl und die größte Verwirrung zu Antiochien nicht ohne Gefahr vor sich gehen konnte, verordnete der Kaiser, dass für dieses Mal dieselbe in Konstantinopel durch den Patriarchen Acacius und die übrigen daselbst befindlichen Bischöfen, geschehen solle. Man erwählte einen würdigen Mann, der wie unser Heiliger Stephan hieß. Der Kaiser berichtete es sogleich nach Rom dem Papst Simplicius, damit er die Wahl bestätige, und entschuldigte sich wegen der Notwendigkeit, die es nötig machte, von den gewöhnlichen Kirchenverordnungen abzuweichen. (Die Anwesenheit der Bischöfe aus der Provinz Syrien war nämlich bei der Wahl erforderlich.) Der Papst bezeigte ihm in einem Schreiben seine Freude, über jenen Geist der Gerechtigkeit, wovon er bei der Bestrafung des großen Verbrechers zu Antiochien, so deutliche Beweise gegeben habe. Er erinnerte ihn zugleich daran, dass, wenn man gleich anfangs Peter den Walker und die übrigen Häupter der Ketzer aus dem Reich vertrieben hätte, wie er ihn darum gebeten habe, man den Tod so vieler Unschuldigen zu rächen nicht nötig gehabt hätte. Dies lässt uns vermuten, dass der heilige Stephan auch Gefährten seines Martertodes gehabt hatte. Sein Fest findet man im römischen Martyrologium am 25. April verzeichnet. Und es heißt, man habe zu Venedig, im Spital zum heiligen Lazarus, noch einen Teil seiner Reliquien, neben einiger anderen Heiligen des Orients. Wir finden nicht, dass die Griechen sein Andenken öffentlich feiern, noch erwähnen sie ihn in ihren Menologien.