Heiliger Germanicus von Smyrna, Märtyrer, + 161–180 – Fest: 19. Januar

 

Der Kaiser Marc-Aurel, der im blinden Aberglauben seine heidnischen Götter verehrte, veranstaltete einige Jahre nach seiner Thronbesteigung eine blutige Verfolgung gegen die Christen, die gegen die törichten Gebräuche des Götzentums ihren Abscheu bezeugten. Unter den mutigen Bekennern, die für Jesus ihr Blut vergossen haben, war Germanicus mit elf anderen Christen. Er wurde mit ihnen zusammen ins Gefängnis geworfen auf Befehl des Prokonsuls in Asien, Statius Quadratus, und nach Smyrna geführt, wo er sich aufhielt. Vor dem Richterstuhl bekannten sie ihren Glauben mit solcher Freimütigkeit, dass selbst die Heiden darüber erstaunten, besonders als sie sie die grausamsten Folterungen geduldig erdulden sahen.

 

Unsere Märtyrer wurden mit solcher Wut gegeißelt und mit Stockschlägen zerhauen, dass man ihre Eingeweide sehen konnte. Dennoch hörte man von ihnen weder Seufzer noch Wehklagen: beim Anblick ihrer Qualen zerflossen die Anwesenden in Tränen: „Wer sollte nicht bewundern,“ sagte die Gemeinde von Smyrna in ihrem Kreisschreiben, „wen sollte nicht verwundern der Edelmut, die Ausdauer, die Liebe zum Herrn derjenigen, die von Geißeln zerrissen wurden, bis ihre Adern und Pulse entblößt waren, so dass auch die Anwesenden mit ihnen Mitleid hatten und jammerten, indes sie selbst zu solchem Edelmut gelangten, dass keiner von ihnen erschauerte oder stöhnte und sie uns allen zeigten, dass sie als Zeugen Christi in der Stunde, in der sie gefoltert wurden, abwesend vom Fleisch waren, oder vielmehr, dass der Herr, ihnen zur Seite stehend, sich mit ihnen unterhielt. Aufmerkend auf die Gnade Christi, verachteten sie die zeitlichen Qualen, sie, die in einer Stunde sich von ewiger Strafe lösten. Kühl schien ihnen das Feuer der erbarmungslosen Folterer, denn es schwebte ihnen vor dem Sinn das ewige Feuer, das sie vermieden, das nie gelöscht wird; und mit den Augen des Herzens schauten sie auf zu jenen Gütern, die da aufbewahrt werden denen, die duldend beharren; Gütern, die das Ohr nicht gehört, das Auge nicht gesehen hat, die vor dem Herzen des Menschen nicht emporstiegen, ihnen aber jetzt, die nicht mehr Menschen, sondern Engel waren, vom Herrn angedeutet wurden.“

 

„Auf gleiche Weise haben auch diejenigen, die den wilden Tieren bestimmt waren, lange Zeit grauenhafte Pein erlitten, auf Scherben und Seemuscheln hingelegt, und mit mancherlei anderen Qualen vom Tyrannen misshandelt, weil er hoffte, durch die Dauer der Schmerzen sie zur Verleugnung zu bewegen.“

 

„Vieles unternahm der Teufel gegen sie; aber, o Gott sei Dank, er vermochte nicht viel gegen alle. Die Furchtsamen kräftigte, durch seine Standhaftigkeit, der edelmütige Germanicus, der bei den wilden Tieren vor anderen sich hervortat. Denn als der Prokonsul ihn zu überreden suchte und ihn bat, Mitleid zu haben mit seiner Jugend, da reizte er ein wildes Tier gegen sich an, um desto schneller sich ihrer Ungerechtigkeit und ihrem Frevel zu entziehen. Es staunte das Volk über den Mut des gottliebenden und gottesfürchtigen Geschlechtes der Christen.“

 

Die lateinische Kirche ehrt das Andenken dieses heiligen Blutzeugen am 19. Januar, in den griechischen Menäen aber vermisst man seinen Namen.