Heiliger Kiaran von Saigir (Kieranus, Kenerin), von den Briten St. Piran genannt, Missionar in Irland, Bischof, + 5.3.520 – Fest: 5. März

 

Kiaran ist der berühmteste unter den Heiligen, die einige Zeit vor dem heiligen Patricius in Irland erschienen. Die Irländer nennen ihn den Erstgeborenen ihrer Heiligen. Die einen lassen ihn in der Grafschaft Ossory und die anderen in der von York geboren werden. Er erblickte das Tageslicht, nach Usserius, um das Jahr 452. Erst in einem Alter von 30 Jahren hatte er eine mittelmäßige Kenntnis in der christlichen Religion erhalten. Und um sich in ihr zu vervollkommnen, machte er eine Reise nach Rom. Mit fünf Geistlichen, die in der Folge wegen ihrer Heiligkeit zur bischöflichen Würde erhoben wurden (Lugacius, Columban, Meldan, Lugad und Cassan), kehrte er wieder nach Irland zurück. Die irländischen Geschichtsschreiber behaupten, er sei zu Rom zum Bischof geweiht worden, allerdings ist es sicherer, wenn man sich hier an Johann von Tinmouth hält, der sagt, Kiaran sei einer der 12 gewesen, die der heilige Patricius zu Bischöfen weihte, damit sie ihm den Glauben in Irland verbreiten helfen möchten.

 

In einem Gehölz, beim Fluss Fuaran, ließ sich unser Heiliger eine Zelle erbauen, und es bildete sich dort bald ein zahlreiches Kloster. In der Folge baute man an diesem Ort eine Stadt, die man Saigir, später aber wegen des Heiligen Sier-Keran nannte. Kiaran bekehrte seine ganze Familie und viele andere Götzendiener. Seiner Mutter Liadan gab er den Schleier und stiftete in der Nähe seines eigenen ein Kloster, das die Irländer Ceall-Lidain nannten. Seine täglich wachsende Liebe zur Einsamkeit bewog ihn schließlich, sich in die Provinz Cornwall zu begeben, wo er bei den Severn, 15 Meilen von Padstow, als Einsiedler lebte. Es kamen auch da einige Schüler zu ihm, die er in der Gottseligkeit durch seine Reden und Beispiele unterrichtete. In dieser Einsamkeit beschloss er seine Lebenstage. Man erbaute in der Folge zu seinem Andenken eine Kirche an diesem Ort. In der Nähe ist auch eine Burg St. Piran im Sand genannt. Mehrere irländische Heilige, die sich in die Provinz Cornwall zurückgezogen hatten, gaben Kirchen und Marktflecken ihre Namen.

 

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Aus anderer Quelle:

 

St. Kieran war ein Freund von St. Patrick, der ihn zum Bischof machte; vorher lebte er allein auf einer Insel. Er wollte dort ein Kloster gründen, aber die wenigen, die er dafür warb, verließen ihn einer nach dem andern, bis Kieran wieder allein war, - freilich nicht ganz allein, denn eines Tages kam ein Wildschwein zu ihm, und nach einiger Zeit setzte es sich in den Kopf, ganz da zu bleiben.

 

Der berühmte Schriftsteller Colgan, der den Lebensbericht dieses Heiligen schrieb, erzählt, dass dieses Wildschwein der erste Schüler war, den St. Kieran hatte. Und dieses Wildschwein warf sich mit Kopf und Kragen in seine klösterliche Berufung! Es sammelte allerhand in den Wäldern, suchte dicke Stöcke zusammen und sogar Schilf, damit es dem heiligen Mann helfen konnte, die Einsiedelei zu erbauen. Nacheinander meldeten sich dann noch weitere Bewerber am Zaun und baten um Einlass, ein Wolf, ein Fuchs, eine Hirschkuh, ein Dachs. Und sie alle lebten in vollkommenem Gehorsam gegenüber ihrem Oberen, wie ebenso viele fromme Mönche es getan hätten.

 

Aber die Versuchung war auch nicht weit. Eines Tages vergaß sich der Fuchs und stahl die Feigen des Abtes, als der nicht hinsah, und verzog sich damit in seinen alten Bau im Wald. Als Kieran diesen Diebstahl entdeckte, befahl er dem Dachs, sich sogleich aufzumachen und den Fuchs zur Pflicht zurückzurufen. Der Dachs fand den Bau und zwang den Fuchs, schnell zurückzukommen und für sein Vergehen Buße zu tun. Er wurde ernstlich vom Oberen ermahnt, der also zu ihm sprach: „Du hattest Quellwasser hier in Fülle und Futter genug. Wärst du gegangen, weil’s dich nach einem Maul voll Fleisch gelüstete, dann hätte ich das wohl verstanden, aber Feigen zu nehmen, die doch der ganzen Gemeinschaft gehörten...!“

 

Kein Wort war weiter nötig, der Fuchs zerschmolz vor Reue. Aber nun musste er fasten, um zu bezeugen, dass seine Reue auch echt wäre, und danach führte er ein gutes Dasein, ohne Fehler und Schwächen!