Karl X. (1757-1836) König von Frankreich 1824-1830. Der Comte d'Artois. Der zukünftige König Karl X. von Frankreich mit seiner Schwester Marie Clothilde (1759-1802). Die zukünftige Königin von Sardinien.
Versailles, der Ort der Lust für Frankreichs Könige, für uns Deutsche vormals die Erinnerung an eine große Tat der Geschichte, jetzt aber das Schreckzeichen drückender Schmach, hat mit seinem glänzenden Schein die Wiege der Maria Clotilde, des bourbonischen Königskindes, umsponnen, ihrem irdischen Lebensweg aber auch nur den trügerischen Glanz von Glück verheißen. Der Glaube und seine Kraft brachte ihr allein das wahre Glück. Ihr Vater war der Kronprinz Ludwig, Sohn König Ludwigs XV. von Frankreich, die Mutter, ausgezeichnet an Geist und Herzen, war eine Prinzessin von Sachsen, Maria Josepha, so dass Clotilde mütterlicherseits deutschen Blutes war. Inmitten eines durch seine Sittenlosigkeit verrufenen Hofes waren beide Eltern fromm und tugendhaft und sorgten durch eine gleich ausgezeichnete Erzieherin, dem Kind von zartester Jugend an die Keime der Religion ins Herz zu legen und die Tugenden zu pflegen. Bereitwilligen Herzens und mit ehrfurchtsvollem Gehorsam ging die kleine Prinzessin, die mit kindlicher Einfalt einen reifen Ernst und hohen Scharfsinn vereinigte, auf die vortrefflichen Lebensgrundsätze und Lehren ein, die ihr geboten wurden. Furcht vor jedem Schatten der Sünde, Abscheu vor dem Müßiggang, Gewöhnung an eine feste Lebensordnung. Sinn für Wohltun, Bescheidenheit, Unterwerfung des eigenen Willens unter dem anderer, Gleichgültigkeit gegen irdische Größe, die nur ein Geschenk ist, von Gott zu seiner Ehre und zum Wohl des Nächsten verliehen: das waren die Linien, die ihrem Leben die Richtung wiesen und sie zu der wahren Größe des Menschen führten, zur Heiligkeit.
Um die Zeit des siebenten Lebensjahres, in dem sie zum ersten Mal das Sakrament der Beichte und dann auch die Firmung mit zarter Andacht und hohem Verständnis für ihre Bedeutung empfing, sollte sie schon die Bitterkeit der Erdentrübsale kosten und den ersten harten Schlag empfinden, von denen das Leben dieser frommen Tochter des heiligen, auch schwer heimgesuchten Königs Ludwig IX. betroffen wurde. Der Vater, Dauphin Ludwig, starb nach großen, standhaft erduldeten, langwierigen Leiden im Dezember 1765. Eineinhalb Jahre darauf folgte ihm die Mutter. Ein doppelter, unersetzlicher, unsagbar herber Verlust für das tief empfindende Herz der Prinzessin, deren überlegener Geist die Größe des Schicksalsschlages schon zu erfassen vermochte. Nur allein die Lehren der Religion, die schon tiefe Wurzeln in ihrem Gemüt geschlagen hatten, ließen sie den Schmerz überwinden. Nicht wenig hatte das fürstliche Kind und ihre weise Erzieherin, Gräfin von Marsan, unter dem Spott und den Stichelreden mancher Höflinge zu leiden, die eine freiere, weniger fromme Erziehung gewünscht hätten. Aber mit größter Sorgfalt und Umsicht wusste sie allen drohenden Gefahren zu begegnen. Ein schon bejahrter, anscheinend musterhafter Lehrer ließ sich einmal gegenüber der schon heranwachsenden Prinzessin ein nicht ganz ehrbares Wort entschlüpfen. Sogleich war sie bemüht, den Mann zu entfernen, aber unter so völliger Wahrung seines guten Rufes, dass man die wahre Ursache ihrer Abneigung nicht entdeckte.
Hätte Clotilde frei der Neigung ihres Herzens folgen dürfen, so würde sie am liebsten dem Beispiel ihrer Tante Marie Louise gefolgt sein, die im demütigen Bußkleid der heilgen Theresia dem gekreuzigten Erlöser Gefolgschaft gelobt hatte. Allein ihr königlicher Bruder, Ludwig XVI., hatte andere Absichten, denen sich mit tugendlichem Gleichmut, unter Aufopferung ihrer eigenen Wünsche, zu unterwerfen sie für ihre Pflicht hielt. Sie wurde, im sechzehnten Lebensjahr, mit dem Kronprinzen von Piemont, Karl Emanuel, im August 1775 in der Kapelle zu Versailles vermählt, und zwar seitens des Bräutigams durch Stellvertretung. Ihr Gemahl war sehr religiös und stimmte in Grundsätzen und Gesinnung ganz mit ihr überein. Als sie nach Turin kam, fühlte sich der Kronprinz bei der ersten Begegnung mit ihr von der Anmut und Tugend, die aus Clotilde hervorleuchteten, so angezogen, dass er sich äußerte, sie habe alles Vorteilhafte, das man von ihr gesagt hätte, weit übertroffen.
Ihr Lebensplan im Ehestand war der eines vollkommen christlichen Lebenswandels. Gleich beim Erwachen erhob sie ihr Herz zu Gott. Nach geraumem Gebet wohnte sie einer Privatmesse in der Hauskapelle bei. Nachdem sie sich dann der Hofsitte gemäß gekleidet hatte, wobei ihre Gedanken nicht dem Putz, sondern einem geistlichen Buchfolgten, das man ihr vorlesen musste, ging sie mit der ganzen königlichen Familie zur Kirche, um öffentlich dem heiligen Messopfer beizuwohnen. In der Folgezeit kommunizierte sie, der Sehnsucht ihres Herzens folgend, drei bis viermal in der Woche, bei großen Festen oder neuntägigen Andachten mehrere Tage hintereinander. Im Laufe des Tages widmete sich dann die Prinzessin stillen Handarbeiten, in denen sie sehr geschickt war, und den mannigfachen Pflichten, die ihr hoher Stand erforderte. Aber, ohne hierin etwas zu versäumen, zog sie sich doch immer wieder zum Gebet zurück. Meist betete sie kniend, ohne Betschemel oder Rücklehne auf dem bloßen Boden, bisweilen mit gekreuzten Armen. So sehr war sie dabei in Gott versunken, dass man sie aufrütteln musste, wenn jemand sie zu sprechen wünschte. Sie war also ohne Zweifel zum beschaulichen Gebet erhoben. Wurde sie gerufen, so ließ sie keinen Augenblick warten und zeigte keinen Missmut über die Unterbrechung. Hatte sie aber die nötigen Befehle gegeben, so nahm sie ganz gesammelt ihr Gebet wieder auf. Unter Tags wiederholte sie oft Stoßgebete und verlor auch dann die Gegenwart Gottes nicht aus dem Auge, wenn sie wie immer beschäftigt war oder mit ihrem Gemahl zur Erholung sich erging. Täglich betete sie das kirchliche Brevier und war in der lateinischen Sprache so gut bewandert, dass sie die Erhabenheit der Psalmen verstand und ihre Lehren tief auf sich wirken ließ. Nicht minder genau kannte sie auch die Rubriken des Missale, die Vorschriften des kirchlichen Messbuches.
So ganz in Gott lebend, widmete doch die Ehrwürdige auch ihrem Gatten, dem Fürsten, ihre ganze Sorgfalt, erforschte mit zarter Klugheit seine Wünsche, pflegte ihn in mehreren langen Krankheiten, die ihn befielen, als aufmerksamste und teilnehmendste Wärterin. Kein Opfer war ihr zu schwer. Mit Klugheit und Umsicht leitete sie ihn zur religiösen Würdigung seiner Leiden an und stellte ihm die Tugend der Geduld und Ergebung in den Willen Gottes als liebenswürdig dar. Mit zartester Liebe erwiderte der Fürst die hohe Teilnahme seiner Gattin. Er schenkte ihr in allen Lebensverhältnissen sein vollstes Vertrauen und nannte sie in Verehrung seine Mutter und Ratgeberin, seine Trösterin und geistliche Führerin. Den Schwiegereltern und übrigen Gliedern der königlichen Familie begegnete sie mit größter Ehrfurcht, Liebe und Ergebenheit. Den Untergebenen aber war sie in mütterlicher Liebe und Besorgnis zugetan. Hatte sie zu befehlen, so bediente sie sich eher bittender als gebieterischer Worte. Ihrer Sorgfalt, Sanftmut und Überredungsgabe verdankte das ganze königliche Haus den Frieden und die Einigkeit, sodass sie vollauf den Namen Engel oder Friedensengel rechtfertigte, den man ihr gab.
Mit Schmerzen sah die Fürstin, dass es ihr nicht vergönnt sei, dem Hause Savoyen einen Erben zu geben. Sie wäre bereit gewesen, sagte sie, alle Leiden zu erdulden, wenn es Gott gefiele, den Wünschen der königlichen Familie und des Volkes in dieser Hinsicht geneigt zu sein. Nachdem aber das Fürstenpaar nach sechsjähriger Ehe ohne Hoffnung blieb, lebte es, von den gleichen gegenseitigen Gesinnungen beseelt und vom Verlangen nach der christlichen Vollkommenheit erfüllt, künftighin nur jener reinen, geistigen Liebe, die im Bund der göttlichen Liebe die Herzen einigt. Sie banden sich jedoch in kluger Vorsicht durch kein Gelübde. Allmählich, besonders in späteren Jahren, suchte sich die Ehrwürdige von der Hofetikette loszumachen, um in heiliger Freiheit auf den Wegen des Herrn größere Fortschritte zu machen. Ihren königlichen Pflichten bei Hoffestlichkeiten oder Vorstellungen entzog sie sich aber nicht und war dabei bemüht, ihr ganzes Benehmen nach den strengsten Regeln der Höflichkeit und des Anstandes zu regeln. Bei Theatervorstellungen, denen sie anwohnen musste, war ihr Geist nicht auf der Bühne, sondern ganz mit der Erinnerung an Gott beschäftigt. Der Wandel in der ständigen Gegenwart Gottes, dieses sichere Merkmal der Heiligkeit, zeichnete gerade auch unsere fromme Fürstin in besonderer Weise aus. Die Armen und Notleidenden, die Kranken in den Spitälern, selbst solche, die an ekelhaften Krankheiten litten, besuchte sie, so weit es nur möglich war, persönlich, unterstützte sie jedenfalls durch Mittelspersonen aufs mildtätigste. Sie tat aber nichts ohne den Willen ihrer Schwiegereltern und ihres Gemahls. Konnte sie aber einmal deren Einwilligung zur Ausübung ihrer guten Werke nicht finden, so war sie ganz ergeben und ersetzte das gute Werk durch Gebet. Ist nicht auch das ein Zeichen der echten Frömmigkeit Clotildens, dass sie gerne ihre eigenen Neigungen, auch die teuersten, dem Gehorsam und der Pflicht unterwarf?
„Ego autem orabam – Ich aber bin Gebet“ (Psalm 109). Wahre Religiosität und Gottvereinigung haben Clotilde auf den Berg der Verklärung getragen. Das Leben führte sie aber auch über die Bitterkeit des Ölbergs zur Höhe. „Domine, vim patior – Herr, ich leide Gewalt, tritt für mich ein“ (Jesaja 38,14), das mochte der andere himmelanführende Herzensruf sein. „Ihr ganzes Leben war eine ununterbrochene Kette von Leiden und Schmerzen aller Art, so dass sie beständig Gelegenheit hatte, ihr unerschütterliches Vertrauen, ihre Geduld und ihre Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes an den Tag zu legen,“ so urteilt ihr Seelenführer während der letzten neun Lebensjahre im Seligsprechungsprozess. Die härtesten Trübsale machten, wie schon ihre Jugendpfade, so noch mehr die späteren Lebenswege zu einem beständigen Martyrium. Um dies zu verstehen, braucht man nur zu bedenken, dass ihre irdische Pilgerschaft von den Gräueln der französischen Revolution umschattet war. Ihr Bruder, der König Ludwig XVI., und ihre Schwester Elisabeth endeten auf dem Blutgerüst. Ihr Neffe, der Kronprinz, starb durch die grausame Behandlung der Revolutionsmänner eines frühen Todes. Entsetzliche Schläge, die die christliche Dulderin gottergeben trug. „Das Opfer ist gebracht,“ antwortete sie als ihr Gatte die Hinrichtung ihrer Schwester mit den Worten meldete: „Gott fordert ein großes Opfer.“ Eine auf diesen Tag festgesetzte Bußprozession machte sie in Andacht und ruhiger Gelassenheit mit, wenngleich der herbste Schmerz sich in ihrem Antlitz abdrückte.
Maria Clotilde selbst, von der der Kardinal-Erzbischof von Turin nach Entdeckung einer Verschwörung behauptete, sie, „die Fürstin habe das ganze Land gerettet“, musste, an der Site Karl Emanuels IV., 1796 Königin geworden, all die Bedrängnisse, Verängstigungen und Gefahren, mit denen damals Staat und Krone umgeben waren, aufs bitterste kosten. „Sie haben wohl Recht,“ schrieb sie einem erfahrenen Mann, „den Hof einen Kalvarienberg zu nennen; denn er ist es in der Tat. Desto besser, wenn wir einen rechten Gebrauch davon machen und einst aus diesem Schmerzensreich in das schöne Paradies übergehen, nach dem sich mein Gemahl und ich immer gesehnt haben.“ Im dritten Regierungsjahr brach auch in Piemont das Revolutionsgewitter los. Die französische Republik beraubte das Königspaar aller Besitzungen auf dem Festland und zwang es, nach Sardinien sich zurückzuziehen. Die Beschwerden, Verdemütigungen, Verspottungen auf der Reise waren unsägliche. Kaum eine Unterkunft konnten sie bisweilen erhalten oder nur die allerschlechteste. Es herrschte große Kälte, der König ohnehin krank, litt auf der Überfahrt zur See überdies noch heftig an der Seekrankheit. Immer war es die Königin, die nie den Mut und die Besonnenheit verlor und die persönlich die sorgsamste Krankenpflegerin war. Dem Willen Gottes ganz ergeben, wiederholte sie bei den schrecklichsten Unglücksfällen das tiefe Wort: „Wir finden alles in Gott, und nichts mangelt dem, der ihn besitzt.“ Ein großer Trost war es ihr auch und „der vollkommenste Ersatz für all ihr Missgeschick“, unterwegs den in der Kartause bei Florenz gefangen gehaltenen Bekennerpapst Pius VI. zu sehen.
Nur ein halbes Jahr blieb das Königspaar in Sardinien. Chlotilde leitete im Auftrag des kranken Königs mit viel Weisheit die Staatsgeschäfte, schützte nach Kräften die Religion und war treu besorgt, den geistigen und leiblichen Bedürfnissen ihrer Untertanen zu entsprechen. Das vortreffliche Beispiel des Königspaares, das anhaltend den öffentlichen Gottesdienst, die Predigten und Katechesen besuchte, brachte die besten Früchte hervor. Als aber ein Hoffnungsstrahl auf Wiedererlangung des Königsthrones in Piemont aufleuchtete, begaben sie sich nach Florenz zurück. Nach acht Monaten nahmen jedoch die öffentlichen Ereignisse wieder eine solche Wendung, dass die Königin und ihr schwergeprüfter Gatte abermals gezwungen waren, eiligst die Stadt zu verlassen. Verbannten gleich hatten sie keine bleibende Stätte mehr. Mehrmals wechselten sie ihren Aufenthalt zwischen Rom und Neapel. Wieviel Ungelegenheiten und bittere Erfahrungen waren damit verbunden! Die heldenhafte Frau wollte alles für sich allein tragen und ihrem Gatten das Schlimmste ersparen. Hinwiederum wollte der himmlische Vater die fromme Dulderin in nichts schonen, um sie ganz zu vollenden. Zeitweilig hatte sie die Bitternis der Trockenheit und Trostlosigkeit zu leiden. „Ich finde meinen Gott nicht mehr,“ klagte sie ihrem Seelenführer, „Sie können nicht glauben, mit welchem Widerwillen ich die geringste geistliche Übung verrichte. Nur mit der größten Mühe schreite ich vorwärts.“ Unter Tränen maß sie sich demütig die Schuld hieran bei. Aber „Gott, der sie auf dem dornenvollen Pfad der Trübsal führen wollte, ließ sie nicht lange in Verlassenheit, ohne ihr seine Barmherzigkeit zu zeigen. Er handelte wie ein mitleidiger Vater, teilte ihr seine Gnaden mit und belebte dadurch wieder ihren Eifer in Erfüllung der schweren Pflichten; denn sonst würde sie unfehlbar haben erliegen müssen.
Und die ehrwürdige Dienerin Gottes harrte aus. Hatte ihr die Ewige Stadt mit ihren vielen heiligen Stätten viel edle Herzensfreude gebracht, so traf sie in Neapel das kostbare Ende. Gott ließ der lebenslänglichen Kreuzträgerin noch auf dem Sterbebett innere Erleuchtungen und eine große Seelenwonne zuteilwerden. „O, diese Ruhe! Wie süß ist dieser Friede, wie schön der Himmel! Zum Himmel, zum Himmel!“ so rief sie, die Hände faltend aus. Als der König ihr durch den Beichtvater schonend sagen ließ, dass er seinerseits bereit sei, das Opfer der Trennung zu bringen, und dass er ergeben bleiben wolle, antwortete sie in Entzücken: „O, mein Vater, welcher Trost, welche Freude! Nun bleibt mir nichts mehr zu wünschen übrig als das Paradies!“ Diesem Geistlichen, der ihr geraten hatte, sich an eine damals im Ruf der Heiligkeit gestorbene Dienerin Gottes, Marie Gabriele, zu wenden, gestand die Königin hernach auch: „Gabriele hat Ihnen gefolgt. Sie ist zu mir gekommen und wir haben alles miteinander ausgemacht . . . Aber, mein Vater, hienieden ist man nicht fähig, die Dinge jener Welt zu begreifen.“ Sie verschied am 7. März 1802 – die Grabinschrift soll das Datum des 17. März tragen – im Alter von 42 Jahren. Der Arzt kündete dem König die Auflösung mit den Worten an: „Ich freue mich mit Euerer Majestät, dass ein Engel zum Himmel aufgeflogen ist!“
„Das ist eine Heilige! Eine Heilige ist gestorben! Sie ist glücklich, sie ist im Paradies!“ So urteilte auch das Volk bei dem einfach gehaltenen, durch gewaltige Menschenmassen aber erhebenden Leichenzug. Der Ruf wuchs immer mehr. Als wunderbare Gebetserhörung auf Anrufen Chlotildens sich ereigneten, unterschrieb Papst Pius VII., der die Dienerin Gottes persönlich hochachten gelernt hatte, im Jahr 1808 das Dekret zur Einsetzung einer Kommission, durch die Maria Chlotilde als ehrwürdig erklärt wurde. König Karl Emanuel IV. trat schließlich in den Orden der Gesellschaft Jesu ein.
„Die Religion ist nur für das Volk,“ so haben schon Mächtige sich übermütig ausgesprochen. „Religion ist Opium für das Volk“, schrieb Karl Marx einst auf. „Die Vornehmen und Reichen können leicht fromm leben,“ so glauben hinwiederum die mit der Not des Lebens Ringenden urteilen zu müssen. Dies Lebensbild einer Königin lehrt, dass Frömmigkeit Pflicht auch der Höchststehenden ist, dass aber gerade auch die Schwerheimgesuchten, ob hoch oder nieder, sich den Trost der Religion sichern sollen und durch Leid am ehesten zur Vollendung gelangen können. Religiosität, Gottvereinigung in Gebet und Leiden schafft Gotteskinder, wahre Abbilder Christi, erlesene Persönlichkeiten, harmonische Seelenschönheit.