Geboren am 23. November 1650 zu Barcelona in Spanien, war Joseph der Sohn eines Seidenfabrikanten, studierte an der Universität seiner Vaterstadt und wurde noch sehr jung unter die Kleriker an der Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau am Meer" aufgenommen. Mit 23 Jahren erlangte er die Doktorwürde der Theologie und mit 26. Jahren die Priesterweihe. Neun Jahre war Oriol hierauf Hofmeister bei einem höheren Militärangehörigen, für dessen Söhne er alle Sorgfalt mit schönstem Erfolg verwendete.
Große Sehnsucht zog den Heiligen nach dem Mittelpunkt des christlichen Glaubens und Lebens, nach Rom. Während des kurzen Aufenthaltes in Rom bekam er von Papst Innocenz IX. eine Pfründe an der Kapelle des hl. Leopardus in der Kirche "Unserer Lieben Frau von der Fichte" in Barcelona. Dahin zurückgekehrt, begann Joseph ein sehr strenges, heiligmäßiges Leben zu führen.
Die "Geistlichen Übungen" des heiligen Ignatius (das Exerzitienbüchlein) und die Werke der gotterleuchteten heiligen Theresia waren es, nach denen er seine Andacht und Lebensweise regelte. Die heilige Messe las er mit langer Vorbereitung und Danksagung. Er suchte sich durch beständiges Gebet und durch den Hinblick auf das allsehende Auge Gottes unsträflich zu bewahren, und trachtete auch durch schwere Bußübungen seine geringsten Fehler zu sühnen. So lebte er 26 Jahre lang bloß von Wasser und Brot, an Festen fügte er einige rohe Pflanzen dazu, die er zuweilen abkochte, doch ohne irgendwelche sonstige Zubereitung. Nie schlief er mehr als vier Stunden.
Für seine eigene Seele so eifrig besorgt, war Oriol auch für das Heil des Nächsten sehr besorgt und tätig. Im Jahr 1693 wollte er wieder nach Rom in der Absicht, den Segen und die Sendung als Missionar nach Japan zu erlangen; er erkrankte jedoch in Marseille und kehrte zurück.
Gott prüfte nun seine Tugend auf verschiedene Weise. Er musste auf öffentlicher Straße Spott und Hohn leiden, und zwar nicht bloß vom Volk, sondern auch von Geistlichen. Da er beim Bischof verklagt worden war, als ob er seinen Beichtkindern zu harte Dinge für ihre Tagesordnung vorschreibe, wurde ihm die Vollmacht des Beichthörens entzogen und er erhielt sie erst wieder von dem bischöflichen Nachfolger. Diese ihm sehr schmerzliche Kränkung nahm der Heilige lautlos mit demütiger Unterwerfung von seinem Bischof an. Nebenbei begnadete ihn Gott durch wunderbare Krankenheilungen und Entzückungen im Gebet.
In seiner letzten Krankheit ließ sich Oriol an seinem Sterbebett von 4 Chorknaben unter Harfenbegleitung das Stabat Mater vorsingen, wobei er die Worte gerührt nachsprach. Er hielt das Kruzifix in der Hand, heftete seine Augen dahin und gab seinen Geist auf unter Anrufung der heiligsten Namen Jesus und Maria. Es war am 23. März 1702.
Das Volk erwies dem Dahingeschiedenen die höchste Verehrung. Man musste die in dichter Reihe sich hinzudrängende Menschenmenge absperren, damit nicht der ganze Leichnam ausgeplündert werde, da alle sich eine Reliquie mitnehmen wollten. Dafür wurden seine Kleider ausgeteilt, deren Stückchen sorgfältig als heiliges Andenken aufbewahrt wurden.
Die Seligsprechung erfolgte am 5. September 1806 durch Papst Pius VII., die Heiligsprechung am 20. Mai 1909 durch Papst Pius X. Sein Fest findet am 23. März statt.