Heilige Felizitas und ihre sieben Söhne (10. Juli), Märtyrer, + um 150 – Fest: 23. November

 

Die Geschichte der heiligen Felizitas und ihrer Söhne gleicht sehr dem Martyrium einer anderen ebenso glaubensstarken Frau, der heiligen Symphorosa. Beide bringen Gott das unvergleichliche Opfer einer mütterlichen starken Liebe in der Hingabe ihrer sieben Söhne und sie folgen hierin nur einem großen Vorbild aus alter Zeit, der makkabäischen Mutter. Die Akten beider führt der Forscher Ruinart als echte auf. Wenn man nun auch neuestens die Akten über die heilige Felizitas in eine spätere Zeit verlegen will, die Passion und das Martyrium der heiligen Felizitas steht durch die Überlieferung und durch zwei erhaltene Reden unzweifelhaft fest, eine, in der der heilige Erzbischof und Kirchenlehrer Petrus Chrysologus von Ravenna (+ um 450) der Heldenmutter und ihren gleichwertigen Söhnen hohes Lob spendet, und eine zweite, die der heilige Papst Gregor der Große (+ 604) in der Kirche der heiligen Felizitas an ihrem Festtag gehalten hat und die er aus ihren „verbesserten Leidensakten“ entnahm.

 

Nach diesen Berichten lebte Felizitas zur Zeit des Kaisers Antonius, dem man den rühmlichen Beinamen des Gütigen gegeben hat, unter dem aber doch, wiewohl er ein sanftmütiger Fürst war und nie eine Verordnung gegen die Christen erlassen hat, die Kirche nicht ganz ohne Blutzeugen blieb. Felizitas war eine edle Frau, die sich nach dem Tod ihres Gatten in dauerndem Witwenstand dem Dienst Gottes und der Erziehung ihrer Kinder widmete. Die sieben Knaben nahmen alle ohne Ausnahme die hochedle Gesinnung ihrer Mutter, die Geist und Herz bildenden Grundsätze des Christentums als einzig zu schätzende Lebenswerte in sich auf und wuchsen zu prächtigen Jünglingen heran, die der römischen Kirche zur köstlichen, nachahmenswerten Zierde gereichten. Die Christen erbauten sich an dieser Familie, und manche Heiden ließen sich durch so herrliche Vorbilder für den christlichen Glauben gewinnen oder konnten doch nicht umhin, das musterhafte Leben von Mutter und Söhnen zu rühmen. Alles Gute reizt unbewusst den Neid und die Eifersucht der Bösen. Die heidnischen Priester verklagten die Familie der Felizitas, dass sie die Verehrung der Götter beeinträchtige und dass deren Zorn nicht mehr besänftigt werden könne, wenn nicht Genugtuung geleistet werde. Der Stadtpräfekt Publius ließ nun die Matrone insgeheim vorführen, forderte sie mit freundlichen Worten zum Opfern auf und drohte schließlich mit der Todesstrafe. Allein die Selige erwies sich als die starke Frau, die vom Kreuz gelernt hatte und sich nun auch ohne Zagen unter das Kreuz stellte. Und wenn auch ihr Herz, wie das der Schmerzensmutter Maria, ein siebenfaches Schwert durchbohren musste, als ihre sieben Söhne zu Martyrern wurden, sie hat es ertragen, vor ihrem eigenen Tod gleichsam siebenmal zu sterben, indem sie ihre Kinder in den Himmel schickte.

 

„Deine Schmeicheleien,“ so entgegnete Felizitas dem Richter, „werden nicht meinen Entschluss und deine Drohungen nicht meinen Mut wankend machen. Der Heilige Geist wird mich schützen, dass ich nicht vom bösen Geist überwunden werde. Bleibe ich am Leben, so besiege ich dich. Verliere ich aber das Leben, so bin ich noch viel sicherer, dich zu besiegen.“ Publius erwiderte: „Hast du Lust, arme Törin, zu sterben, so gönne wenigstens deinen Söhnen das Leben.“ „Ja,“ rief Felizitas, „meine geliebten Söhne werden leben, wenn sie den Göttern nicht opfern. Tun sie es aber, so gehen sie in den ewigen Tod.“ Sie wurde abgeführt. Felizitas ahnte, dass dies nur der Anfang des Leidens sei. Und da sie sich mehr freute, ihre Söhne für den Himmel als für die Erde geboren zu haben, so fürchtete sie auch weit mehr, sie lebend auf der Erde zurückzulassen, als irdisch gesinnte Eltern fürchten ihre Kinder vor sich sterben zu sehen. Daher war nur eines ihre Sorge: Die jungen Herzen mit heißer Liebe zum himmlischen Vaterland zu entflammen. Am anderen Morgen wurden sie alle vor den Stadtpräfekten geführt, der auf dem Marsfeld, einem großen freien Platz in Rom, vor allem Volk Gericht hielt. Die starkmütige Frau, umringt von ihren in blühender Jugend prangenden Söhnen, erweckte den stärksten Eindruck auf alle. Der Richter mahnte sie daher, doch Mitleid mit ihren Kindern zu haben. Aber die heldenhafte Mutter erwiderte: „Dein Mitleid ist Frevel und dein Zureden Grausamkeit.“ Und sich zu den Söhnen wendend: „O Kinder, schaut nach oben! Schaut zum Himmel, dort erwartet euch Christus mit allen Heiligen. O kämpft für eure Seelen, meine Kinder, und zeigt euch treu in der Liebe Christi!“ Schläge ins Gesicht waren die Antwort auf diesen bewunderungswürdigen Ausbruch eines bekümmerten, mütterlichen Herzens.

 

Nun ließ der Richter die sieben Brüder der Reihe nach aufrufen. Durch große Versprechungen hoffte er auf ihre Jugend Eindruck zu machen. Aber alle antworteten nach dem Wunsch und der Lehre ihrer heiligen Mutter. So sprach Januarius: „Du rätst mir Unvernünftiges. Die Weisheit meines Herrn stärkt mich und wird mir helfen, alles zu überwinden.“ Felix bekannte freudig: „Mögen uns Schläge und Bluturteil bevorstehen, unser Glaube kann dadurch nicht besiegt und verändert werden. Wir verehren nur einen Gott und nur ihm bringen wir das Opfer frommer Andacht dar. Glaube also ja nicht, dass ich oder dass einer meiner Brüder von der Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus abweichen werden.“ In diesem Sinn lautete auch das Bekenntnis des Philippus, Silvanus und Vitalis. Den Alexander, einen zarten Knaben, suchte der Präfekt mit der Schmeichelei zu gewinnen: „Du bist ja noch ein Kind, also wirst du kein Empörer sein, sondern das befolgen, was der Kaiser Antonin gebietet. Darum opfere den Göttern und du erhältst dein Leben und überdies die Gnade des Kaisers.“ Klug und mutig antwortete der Knabe: „Ich bin freilich jung und nur ein Kind; aber ich habe eine alte Weisheit, da ich nur einen Gott anbete. Ich bin ein Diener Christi. Ihn bekenne ich mit dem Mund, ihn halte ich fest im Herzen, ihn bete ich unaufhörlich an. Deine Götter aber samt ihren Verehrern werden im ewigen Verderben sein.“ Martialis, der siebente, sprach offen aus: „Alle, die nicht bekennen, dass Christus wahrer Gott ist, werden in das ewige Feuer geworfen.“

 

Die wackeren Brüder mussten die entwürdigende Strafe der Rutenstreiche erdulden. Nachdem das Ergebnis des Verhörs dem Kaiser vorgelegt worden war, erging der Befehl, die tapferen Streiter Christi zu verschiedenen Richtern zu führen, die sie durch verschiedene Todesarten hinrichten ließen und ihnen so den Eingang in das ersehnte ewige Leben eröffneten.

 

Und die Mutter? Ja, die starkmütige Frau sah erst Spross um Spross ihrer Mutterliebe fallen, bis sie selbst mit dem Schwert enthauptet wurde. „Schaut eine Frau,“ sagt Petrus Chrysologus, „eine Mutter, die durch das Leben ihrer Söhne beängstigt, durch ihren Tod aber beruhigt wird, eine Glückselige, die im ewigen Leben von ebenso viel glänzenden Lichtern umleuchtet ist, als sie Kinder hatte, die sie in die ewige Seligkeit voranschickte. Nicht ein einziges hat sie hienieden verloren. Freudiger wandelte sie unter den Leichen der gewaltsam Getöteten, als unter den Wiegen der geliebten Kleinen, weil sie mit den Augen des Geistes so viele Siegeszeichen als Wunden, so viele Belohnungen als Spuren der überstandenen Martern, so viele Kronen als Leichname erblickte.“

 

Dieses herrliche Martyrium stand ununterbrochen im treuen Andenken in der heiligen Kirche. Reliquien der heiligen Martyrer, nämlich des heiligen Philippus, Juvenalis und Felix, wurden dem heiligen Bischof Meinwerk von Paderborn in Rom geschenkt und kamen durch ihn nach Deutschland. Sehr merkwürdig ist die Übertragung des Leibes des heiligen Alexander im Jahr 851 von Rom nach Wildeshausen in Holstein-Oldenburg, worüber der gleichzeitige authentische Bericht noch vorhanden ist. Dabei hatten sich viele Krankenheilungen ereignet.

 

Papst Gregor mahnt in Vergleichung mit der heiligen Felizitas: „Oft nehmen wir uns etwas Gutes vor, wenn aber auch nur ein einziges, noch so geringfügiges Wort einer höheren Zunge uns deswegen trifft, so halten wir uns für beschämt, werden wankend und treten von dem guten Vorhaben wieder zurück. Uns halten fast immer bloße Worte vom Guten zurück, eine heilige Felizitas konnten nicht einmal die Martern in ihrem Lauf aufhalten. Uns hält der leiseste Hauch der Lästerung auf, sie aber drang, jeden Widerstand geringachtend, durch Mordwerkzeuge durch. Wir wollen, wenn es Gottes Wille noch so dringend fordert, nicht einmal unseren Überfluss hingeben; sie aber hat nicht allein ihr ganzes Vermögen, sondern selbst das Leben geopfert.“ Also standhafte Opferwilligkeit!