Über die Herkunft, die Heimat und Jugendgeschichte des heiligen Arnold ist uns nichts Zuverlässiges bekannt geworden, über sein späteres Leben berichtet uns eine uralte Urkunde folgendes:
Zu der Zeit des glorreichen Königs Karl kam aus der Gegend Griechenlands ein gewisser Lautenspieler namens Arnold an den Rhein und wurde wegen seiner ausnehmenden Kunstfertigkeit am königlichen Hof aufgenommen. Gleich einem David wusste er durch Zither- und anderes sanfttönendes Saitenspiel den König häufig zu erfreuen, und in kurzer Zeit war er allen wohlgefällig und liebenswürdig geworden. Er war sohin darauf bedacht, wie er sein Leben ändern, die Sitten verbessern und sowohl Gott im Innern des Herzens, als auch den Menschen äußerlich gefallen möchte. Seine Hauptsorge ging jedoch dahin, den Armen und Waisen beizustehen. Alles, was er mit seinem Saitenspiel erwarb, teilte er getreulich mit ihnen. Wie tugendhaft und edelmütig Arnold war, ist demjenigen allein bekannt, der ihm die Gnade dazu verliehen hat.
In jener Zeit verweilte der König Karl mit seinem Gefolge bei dem Dorf Ginnezwilre, das jetzt aus Ehrfurcht vor dem Heiligen Arnoldsweiler genannt wird, um der Jagd nachzugehen. Nicht weit von diesem Ort lag der Wald, der Bürgel genannt wird. Um diesen Wald herum lagen viele Ortschaften, deren Bewohner am notwendigen Holz großen Mangel litten, und auch nichts aus dem Wald zu ihrem Bedarf zu nehmen wagten, weil er zum königlichen Fiskus gehörte. Hierüber wurde der Mann Gottes Arnoldus gar sehr von Mitleid gerührt, und er sann auf Mittel, wie er den Darbenden zu Hilfe kommen könnte. Christus der Herr, der seine Herzensgüte kannte, unterstützte ihn mild mit seinem Beistand, um den Wünschen seines edlen Herzens zu schleuniger Verwirklichung zu verhelfen.
Als der König eines Tages zu Tisch saß und der Diener ihm das Wasser zur Händewaschung darreichte, fand sich auch Arnold ein und bat den König mit gar demütigem Flehen: O durchlauchtigster König, ich bitte dich, du wollest hören auf die Worte meines Begehrens und dich würdigen, meine Bitte in milder Freigebigkeit zu gewähren.“
Als der König auf das Ansinnen einging und nach dem Gegenstand seines Anliegens fragte, sprach Arnold: „Mein Gebieter, ich bitte, du mögest mir vom benachbarten Wald denjenigen Teil schenken, den ich während der Zeit deines Mittagsmahles umreiten werde.“ Der König erwiderte: „Deine Bitte sei dir gewährt, und vom Wald sollst du so viel für dich erhalten, als du imstande sein wirst, während meiner Mahlzeit zu umreiten.“
Unverweilt entfernte sich Arnold, um seinen Zweck zu erreichen. Vorher schon hatte er die kräftigsten und schnellsten Pferde rings um den Wald in gewissen Zwischenräumen so aufgestellt, dass er von dem ermüdeten Pferd sich schnell auf ein frisches schwingen konnte. In größter Geschwindigkeit wurde der Wald umritten, der sich zwei Meilen in der Länge und eine halbe Meile in der Breite erstreckte. Jedes Mal, wenn Arnold abstieg, machte er mit Schwerthieben Merkmale an den hohen Eichen zum Wahrzeichen seines Rittes.
Nachdem Arnold den Wald umritten hatte, kehrte er voll Freude und Jubel ob des gelungenen Unternehmens in hurtiger Eile zum König zurück, den er noch bei Tisch antraf. Bei seinem Eintritt in den Speisesaal erstaunte der König und wunderte sich sehr über die schnelle Zurückkunft seines Dieners. Der aber sprach zu ihm: „Verwundere dich nicht, mein Herr und mein König, denn wisse, dass dein Diener vollbracht, was er angekündigt hat. Er hat den Wald umritten. Sollte dir aber die Sache unglaublich vorkommen, so schicke einen deiner Vertrautesten, um sie zu untersuchen. Er wird die Wahrheit meiner Aussage durch unleugbare Merkzeichen bestätigt finden.“ Der König schenkte den Worten seines Dieners Glauben. Was er sich auserbeten und er selbst überdies zu geben versprochen hatte, konnte er nicht länger vorenthalten. Er zog den Ring vom Finger und übergab mit ihm nach königlicher Sitte in Gegenwart des gesamten Hofstaates den vorerwähnten Wald dem Arnold zum vollen Eigentum. Er warf sich vor dem König nieder, wünschte ihm für diese Wohltat langes Leben nebst himmlischer Vergeltung und fügte dann hinzu: „Wisse, mein Herr, dass dieses großartige Geschenk ein immerdauerndes Denkmal deines Namens bleiben wird, denn ich will es dem himmlischen König darbringen sowohl zu deinem, als meinem Seelenheil.“
Nachdem Arnold durch den Empfang des königlichen Ringes Eigentümer des königlichen Besitztums geworden war, verteilte er es stückweise an folgende angrenzende Ortschaften: Wilre (jetzt Arnoldsweiler), Ellin (Ellen), Cirie superior (Oberzier), Cirie (Niederzier), Ligch (Lich), Embe superior (Oberemt), Embe (Niederempt), Angilsdorf (Angelsdorf), Egilodorp (Elsdorf), Baffindorp (Pfaffendorf), Glessin (Gletsch), Eppendorp (Heppendorf), Siegendorp (Siedorf), Manheim, Kerpin (Kerpen), Bladesheim (Blatzheim), Godilsheim (Golzheim), Burrin (Buir), Morirsazan (Morschenich) und Mertzenich. Das Andenken an diese uneigennützige Wohltat der Heiligen lebt noch nach tausend Jahren im Mund der dankbaren Bewohner dieser zwanzig Ortschaften am Saum des Bürgelwaldes.
Der Gottesmann Arnold erwog die Worte des göttlichen Heilandes: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und du wirst dir einen Schatz im Himmel hinterlegen, und komm und folge mir nach.“ Dieser Aufforderung folgend, verteilte er alles, was er noch hatte, unter die Armen, und beschloss, von heiliger Liebe zu Gott und zu seinem Seelenheil entbrannt, eine Wallfahrt zum Grab des heiligen Apostels Jakobus zu Compostella in Spanien zu unternehmen. Schon war er bis zum Fluss Garunda in Frankreich gekommen, aber eine furchtbare Hungersnot, die damals den Erdkreis heimsuchte, verhinderte ihn, seine Reise fortzusetzen. Man erzählt von ihm, er habe den Ring, den ihm Karl der Große geschenkt hatte, in den Fluß geworfen, indem er zum Herr flehte, es möge ihm doch vergönnt sein, in dem Jahr, das er zu seinem Todesjahr bestimmt habe, den Ring wiederzuerlangen. Dann entfernte er sich und erwartete vertrauensvoll vom Herrn den Ausgang.
Gleich darauf begab er sich in das Haus einer gottesfürchtigen Witwe, und was er durch angestrengte Arbeit gewann, teilte er ihr und anderen Armen mit. So bereitete er sich durch Gebet und gute Werke auf den Tag des Gerichtes vor.
Eines Tages kamen, wie gewöhnlich, Arme zu Arnold, um ein Almosen von ihm zu begehren. Weil er keine Lebensmittel zur Hand hatte, gab er ihnen Geld, für das sie sich Lebensmittel kaufen sollten. Die Armen kauften sich auf dem Markt einen Fisch. Als sie ihn ausweideten, fanden sie in ihm einen Ring. Froh und erstaunt über den gemachten Fund, beschlossen sie, ihn ihrem freigebigen Wohltäter zu schenken. Sogleich erkannte Arnold sein liebes Kleinod und er dankte dem Allmächtigen mit unendlicher Freude, dass sein Gebet erhört sei. Den glücklichen Findern gab er zum Lohn so viel Silber, als der Ring wert war. Dann beschleunigte er seine Rückkehr in das Dorf Ginnezwillre, teilte dort alles, was er noch besaß, unter die Armen und entschlief in seligem Frieden. In einer Kapelle wurde er begraben und auch sein Ring sorgfältig aufbewahrt. An seiner Ruhestätte fanden die vertrauensvollen Gläubigen jederzeit durch seine Fürsprache gnädige Erhörung. Sein Jahresgedächtnis wird mit höchster Verehrung am 18. Juli gefeiert.
Die dankbaren Einwohner von Ginnezwilre nannten zu Ehren ihres heiligen Wohltäters ihr Dorf fortan Arnoldsweiler, und ihre Kirche, die anfangs dem heiligen Papst und Märtyrer Urban geweiht war, erhielt den Namen Arnoldikirche. Ihm zu Ehren wurde eine besondere Bruderschaft errichtet. Besonders rief man ihn gern an, um die Gnade eines seligen Todes zu erlangen. Sänger und Tonkünstler verehren den heiligen Arnold als die Zierde und Krone ihres Standes und vertrauen mit Recht auf seinen bewährten Schutz. Die Landleute rufen ihn besonders an bei Krankheiten unter dem Vieh.
Zur Feier des Todestages des heiligen Arnold, des 18. Juli, und des Pfingstdienstages, an dem die Bewohner der genannten Ortschaften in der Arnoldskirche große Wachskerzen opferten, verlieh Papst Pius VII. am 4. Juli 1815 einen vollkommenen Ablass.
Da im Lauf der Zeit die heiligen Tagzeiten und das Messformular zu Ehren des heiligen Arnold außer Übung gekommen waren, nahm sich der Kardinal und Erzbischof von Köln, Paulus Melchers, der Sache an und beantragte in Rom, dass die von den Vätern ererbte Verehrung des heiligen Arnoldus vom Oberhaupt unserer heiligen Kirche bestätigt werde. Nach sorgfältiger Prüfung genehmigte der Heilige Vater Leo XIII. durch Dekret vom 18. Februar und 13. März 1886 das Offizium und die Heilige Messe vom heiligen Arnold, bestimmte, dass sein Name dem Kalender und den besonderen Festen des Erzbistums Köln einverleibt und sein Fest am 18. Juli in der Pfarrkirche zu Arnoldsweiler als festum duplex majus, in den übrigen Kirchen des Erzbistums als festum duplex minus gefeiert werde. Infolge dieser Genehmigung des apostolischen Stuhls wurde das Fest des heiligen Arnoldus im Jahr 1886 am 18. Juli mit nie gesehener Pracht gefeiert. Der neue Erzbischof Philipp Krementz von Köln brachte selbst an der heiligen Stätte, wo er so oft im andächtigen Gebet gekniet hatte und wo jetzt seine Gebeine ruhten, das feierliche Pontifikalamt dar, forderte die Gläubigen zur treuen Nachfolge des tugendreichen heiligen Arnold auf und zeichnete sich selbst in die neu von ihm gegründete St. Arnoldus-Bruderschaft ein. Auch in Rom wurde an demselben Tag in der deutschen Nationalkirche Unserer Lieben Frau „dell Anima“ das Fest des heiligen Arnold vom Kardinal Paulus Melchers prächtig gefeiert, und er hielt an die zahlreich versammelten deutschen Landsleute eine begeisterte Ansprache zur Verherrlichung des heiligen Arnoldus.
Ein alter Denkspruch sagt: „Mit einer Sache ist es gut bestellt, wenn sie einem Arnoldus anvertraut ist.“ Möge uns dieser fromme Glaube zu eifriger Verehrung und Nachfolge des heiligen Arnold aneifern.