Heiliger Arkadius von Cäsarea, Martyrer, + 12.1.260 – Fest: 12. Januar

 

Der höllische Feind hatte die Verfolger mit unersättlicher Wut gegen die Jünger Jesu Christi entflammt. Auf den geringsten Verdacht, brach man in die Häuser ein und stellte die strengsten Untersuchungen an. Entdeckte man bei der Durchsuchung irgendeinen Christen, so wurde er auf die grauenvollste Weise misshandelt und dann erst vor den Richter geschleppt. Jeder Tag sah neue Gräueltaten. Man zwang die Gläubigen, abgöttische Gebräuche mitanzusehen, die mit Blumen geschmückten Opfertiere durch die Straßen zu führen, Weihrauch zu Ehren der Götzen anzuzünden und nach Art der Bacchantinen zu singen. (Lieder, die zu Ehren des Bacchus von Männern und Frauen, gewöhnlich zur Nachtzeit, in feierlichen Zügen mit der zügellosesten Ausgelassenheit, im Weinrausch, gesungen wurden.) Durch diese Mittel hoffte man den Glauben an Jesus Christus aus ihren Herzen zu tilgen.

 

Da Arkadius überall diese schaudervolle Verwirrung sah, und sie nicht steuern konnte, entschloss er sich seine Güter zu verlassen, und sich von einem so gefährlichen Aufenthaltsort zu entfernen. Er eilte daher aus der Stadt, in der er wohnte, um sich an einen abgelegenen Ort zurückzuziehen. Da diente er ungestört Jesus Christus in Wachen, Beten und allen anderen Übungen eines strengen Bußlebens. Seine Flucht konnte aber nicht lange verborgen bleiben. Der Statthalter schickte, als er hörte, dass er nicht mehr bei den Opfern erschien, Kriegsleute in das Haus des Jüngers Jesu. Diese standen nun, da sie die Türen aufgebrochen hatten, niemanden, als einen Verwandten des Heiligen, der alles aufbot, um die Abwesenheit des Arkadius zu rechtfertigen. Die Soldaten wollten aber seine Gründe nicht hören,

 

Der Heilige erfuhr, in welcher Gefahr sein Verwandter schwebt, zeigte sich daher unverzüglich, da er schon längst von heiliger Begierde nach dem Martyrertod erglüht war, in der Stadt, und stellte sich selbst dem Richter dar, mit den Worten: „Wenn du meinetwegen meinen Verwandten in der Haft behältst, so gib ihm die Freiheit. Ich bin jener Arkadius, die einzige Ursache seiner Verhaftung. Ich erkläre vor dir, dass er meinen Aufenthaltsort nicht wusste, und ich will in eigener Person alle Fragen, die du mir stellen magst, beantworten.“ – „Gerne“, erwiderte der Richter, „will ich euch beiden vergeben, mit der Bedingung, dass ihr den Göttern opfert.“ – „Was denkst du,“ erwiderte Arkadius, „mir dies vorzuschlagen? Kennst du die Christen, und glaubst, dass die Furcht vor dem Tod sie zu Verrätern an ihrer Pflicht machen kann? Jesus Christus ist mein Leben, und der Tod ist mir Gewinn. Denk dir für mich Qualen aus, welche du willst, nie werde ich meinem Gott untreu werden.“

 

Der Richter überlegte zornig eine außerordentliche Todesart, denn eiserne Krallen, mit Bleikugeln versehene Geißeln, das Pferdchen, schienen ihm zu leicht, um seine Wut zu sättigen. Schließlich brach er das Schweigen und sprach folgendermaßen zu den Schergen: „Ergreift diesen Gottlosen, er soll den Tod sehen, soll ihn wünschen, und lange umsonst darum bitten. Schneidet ihm ein Gelenk nach dem anderen entzwei, und zwar ganz langsam, damit er einsehen lernt, was es heißt, die Götter seiner Vorfahren zu verlassen, um eine unbekannte Gottheit anzubeten.“ Kaum hatte der Statthalter befohlen, als die Schergen den Arkadius an einen Ort schleppten, wo schon mehrere Schlachtopfer des Namens Jesu wegen erwürgt worden waren. Als der Heilige dort angekommen war, hob er seine Augen zum Himmel auf, erflehte seinen Beistand, dann bot er den Nacken dar, in der Meinung, man wird ihn enthaupten. Allein die Schergen schnitten ihm, wegen des erhaltenen Befehls, nach und nach die Gelenke durch, die Finger, die Arme und Schultern. Dann legten sie ihn auf den Rücken und zerschnitten ihm die Zehen, die Füße die Beide und die Schenkel. Der Blutzeuge gab seine Glieder eins nach dem anderen hin und bewies während dieser grauenvollen Hinrichtung eine mehr als heldenmütige Geduld. Seine Zunge, die man vergessen hatte, sprach oft diese Worte aus: „Herr, lehre mich Deine Weisheit.“ Allen Anwesenden presste der Anblick seines verstümmelten und ganz mit Blut bedeckten Leibes, Tränen des tiefsten Schmerzes aus. Sie konnten nicht genug eine so beispiellose Standhaftigkeit bewundern, und gestanden, dass sie nur aus göttlicher Quelle fließen könne.

 

Unterdessen brachte Arkadius, noch lebend, seine umhergestreuten Gliedmaßen Gott zum Opfer dar. „Glückliche Glieder!“ rief er aus, „jetzt seid ihr mir erst recht teuer und wertvoll, weil ihr nun wahrhaft meinem Gott gehört, da ihr ihm zum Opfer dargebracht worden seid. Und ihr,“ fügte er bei, sich an das Volk sich wendend, „ihr, Zuschauer dieses blutigen Schauspiels, lernt, dass alle Qualen ein Nichts für jenen sind, dessen Auge die ewige Krone geschaut hat. Eure Götter sind keine Götter. Entsagt daher ihrem schändlichen Dienst. Es gibt keinen Gott, als den, für den ich leide und sterbe. Er allein tröstet mich und hält mich aufrecht in dem Zustand, in dem ihr mich seht. Für ihn sterben, ist leben. Für ihn leiden, ist Wonnengenuss.“ So sprach er zu dem um ihn versammelten Volk, und gab sanft seinen Geist auf. Es war am 12. Januar. Die Heiden selbst konnten der unüberwindlichen Geduld dieses erhabenen Blutzeugen ihre Verwunderung nicht versagen. Die Christen aber priesen Gott, der jene, die ihn anbeten und lieben, so wunderbar kräftigt. Sie sammelten alle Teile des verstümmelten Körpers auf und verschlossen sie in ein Grab.

 

Das römische und mehrere abendländische Martyrologien erwähnen ehrenvoll den heiligen Arkadius an seinem Todestag. Wir lesen in der Aufschrift der Rede des heiligen Zeno und in den Martyrologien, dass er zu Cäsarea in Mauretanien gelitten hat.

 

 

Glückselig ist Arkadius, dass er Gott das Opfer seiner Freiheit, seines Leibes, seines Lebens und alles dessen, was er war und was er hatte, darbrachte! Er glaubte mit allem Grund, man kann nie zu viel tun, wenn es nur für einen Gott geschieht, dem wir in jeder Hinsicht ganz angehören. Möge das Beispiel dieses heiligen Blutzeugen uns wenigstens dahin bringen, dass wir ein unserer Berufung würdiges Leben führen, uns ohne Rückhalte dem Dienst Gottes weihen und in allem die Erfüllung seines heiligsten Willens suchen. Bemühen wir uns, bei jeder Gelegenheit nur der Tugend gemäß zu handeln. Unterhalten wir in uns vor allem mit möglichster Sorgfalt den Geist der Aufopferung, von dem alle Heilige stets beseelt waren. Denn dieser Geist gab ihnen den unüberwindlichen Mut, die heldenmütige Geduld in den Prüfungen ein, aus denen solche Taten hervorgingen. Hatten sie nicht äußere Leiden zu dulden, so fanden sie in der Abtötung ihrer sündhaften Neigungen immerdar Anlass, ihren Eifer zu üben. Da sie fest und unerschütterlich waren in dem Entschluss, Gott zu gefallen, waren sie immer bereit, alles zu unternehmen, alles zu leiden, um Ihm Beweise ihrer Treue zu geben. Sie sahen sich als Schlachtopfer an, die seiner Liebe geweiht waren, und mit denen er nach seinem Willen handeln kann. Täglich sah man sie den wahren Tugendsinn des inneren Menschen in sich erneuern und die Handlungen ausüben, die geeignet waren, immer mehr und mehr in ihren Herzen dieses heilige Feuer anzufachen, das Jesus auf die Erde brachte. Werden wir denn nie diesen großen Beispielen nachahmen?