Seliger Johannes der Spanier, Johannes Hispanus, Priester, Kartäuser-Prior von Bourbon, Frankreich, + 25.6.1160 – Gedenktag: 25. Juni

(Symbolbild: Kartäusermönch)

 

In dem seligen Johannes haben wir einen echten Kartäuserheiligen. In seinem äußeren Leben und allem, was wir von ihm wissen, zeigt sich nichts Außerordentliches und Auffallendes. Und doch wirkte Gott an seinem Grab auf die Anrufung des Heiligen hin viele Wunder an Kranken und Leidenden jeder Art. Ja, der Jesuit Theophil Raynand erzählt in seinem „Bruno mysticus“, dass, wenn auch noch so oft von seinem Grab Erde geholt wird zur Heilung von Krankheiten, man doch nichts merkt von Abnahme des Bodens, indem er sich wunderbar wie selber ergänzt.

 

Unser Kartäuser muss also überaus gottgefällig gelebt haben, denn Wunder sind untrügliche Zeichen besonderen göttlichen Wohlgefallens an dem Verstorbenen, auf dessen Anrufung solche geschehen. Und doch hat er äußerlich nichts anderes getan, als was auch von recht vielen seiner Ordensgenossen berichtet werden könnte.

 

In Spanien von vornehmen Eltern in der Stadt Almanza im Jahr 1123 geboren, wurde Johannes frühzeitig dem Studium zugeführt. Von durchdringendem Geist und treuem Gedächtnis begleitet, nahm er mit den Jahren auch an glühender Wissbegierde zu. Um diese besser erfüllen zu können oder wie andere sagen, um der Herrschaft der Muselmannen zu entgehen, verließ er, dreizehnjährig, mit einem Begleiter sein Vaterland, ging nach Frankreich und kam nach Arles. Als er sich dort unter die Studenten gemischt hatte, fiel er durch sein aufgewecktes Äußere alsbald einem Lehrer auf, der nach näherer Erkundigung sich seiner annehmen wollte. Doch konnte dieser seine Versprechen nicht halten, weswegen unser junger Spanier zu darben begann, bis ein angesehener Bürger ihn in sein Haus aufnahm und in der Folgezeit sogar adoptieren wollte. Zwei Jahre blieb er dort. Statt nun aber nach Hause zu gehen, wozu ihn sein Begleiter drängte, ging er zuerst, da die Fastenzeit nahte, zu einem vielbesuchten Religiosen in der Umgegend, um sein Gewissen von etwaigen Makeln des Studentenlebens zu reinigen. Dieser Basilianermönch machte aber schon nach kurzen Worten einen solchen Eindruck auf ihn, dass er beschloss, bei ihm zu bleiben und seinen Habit anzuziehen. Johannes ergab sich alsdann mit solchem Eifer einem strengen Leben und besonders häufigen Fasten, dass er nach zweieinhalb Jahren schwer krank wurde. Nach seiner Genesung trat er in die Kartause Montrieux über, wurde bald Sakristan und nach sechs Jahren, 1147, Prior des Hauses. Ein benachbarter Vornehmer aber feindete ihn dermaßen an, dass er nach zwei Jahren mit einigen Ordensbrüdern wegging und der großen Kartause sich zuwandte, wo gerade der heilige Anthelm von 1139 bis 1151 Prior war. Nun traf es sich glücklich, dass zur selben Zeit ein reicher und berühmter Mann namens Aymo vom Kloster Mönche verlangte, um eine Einöde auf seinen Besitzungen bewohnbar zu machen. Es war ein tief zwischen Bergen gelegenes, sehr winterliches Tal, das nur spärlich fruchtbar war. Es war schon einmal von Mönchen besiedelt, aber wieder aufgegeben worden. Dahin nun wurde unser Heiliger mit seinen Brüdern im Februar des Jahres 1151 von Anthelm gesandt. So begann in den vorhandenen schmutzigen und verwahrlosten Hütten bei häufigem Mangel an Speise und Trank ein hartes Leben in eifrigster Tätigkeit. „Das ist meine Ruhe,“ hatte Johannes beim Anblick der elenden Hütten ausgerufen, „hier wird meine Seele ruhen in dem, der mich hierher geführt hat.“ Und in diesem Geist war er neun Jahre hier Prior und starb erst achtunddreißig Jahre alt am 25. Juni 1160.

 

Worin haben wir nun den Heiligen zu erblicken? Was zeigt uns diesen an? Denn das bisher Erzählte könnte auch von recht vielen beliebigen anderen Kartäusern erzählt werden. Was den Heiligen ausmacht, ist das rückhaltlose, vorbehaltlose Sichhingeben an Gott nach dem Schriftwort: Mein Sohn, gib mir dein Herz.

 

Wie gottgefällig und entschieden muss dies nicht unser Heiliger erfüllt haben, als er von den Studien weg so vollständig mit der Welt brach und Basilianer wurde! Und wenn die Abtötung den Schlüssel zu jeglichem Aufstieg bildet, wie ernst hat der junge Spanier sie erfasst und auch als Kartäuser sie fortgesetzt! Denn es wird des weiteren von ihm erzählt, wie er im Fasten strenger war als selbst Kartäuser und in der Selbstverleugnung geradezu grausam. Zudem verharrte er im Gebet nächtelang. So erfüllte er das Psalmwort buchstäblich: „Mit meinem ganzen Herzen habe ich dich gesucht“ und das andere: „Dein Angesicht habe ich angefleht mit meinem ganzen Herzen.“ Darin liegt das Unterscheidende des Heiligen von den übrigen Menschen. Das Gebot heißt: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüt und allen deinen Kräften. Wie viele Grade gibt es in der Erfüllung dieses Gebotes vom Herunterleiern der Gewohnheitsformel der einen und dem schwächlichen Wunsch nach Erfüllung der andern bis zum entschlossenen Erfüllen des Willens Gottes bei unserem Heiligen!

 

Demgemäß sind auch die Erfolge verschieden. Bei den einen irdisches Denken und Handeln stets und stets, bei unserem Heiligen immer zunehmende Weisheit und Gnade. Diese zeigt sich in der Leitung seiner Brüder, von denen die Mutigen und Eifrigen noch entschiedener zu allem Hohen angeeifert, die Schwächeren aber gekräftigt wurden. Auch schrieb er eine Regel für die Kartäuserinnen von bemerkenswerter Weisheit und Klugheit. Und so bewahrheitet sich an unserem Heiligen in allem das schöne Wort: „Früh vollendet, hat er viele Jahre erreicht.“ (Weisheit 4)